Betriebliche Weiterbildung ist essenziell, um den Herausforderungen des technologischen Wandels und der wirtschaftlichen Transformation zu begegnen. Eine aktuelle Studie des IZA, basierend auf Daten des Linked Personnel Panel (LPP) und durchgeführt im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS), liefert wertvolle Einblicke in die Wirkung und Verbreitung von Weiterbildung in Deutschland. Insbesondere gestatten es die einzigartigen LPP-Daten, sowohl die betriebliche Perspektive als auch die Perspektive der Beschäftigten im Hinblick auf das Angebot und die Teilnahme an betrieblicher Weiterbildung zu betrachten.
Stärken und Schwächen im Weiterbildungsangebot
Die Studie bestätigt etablierte Erkenntnisse, zeigt aber auch dringenden Handlungsbedarf auf. Insbesondere in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) ist die Verbreitung von Weiterbildungsangeboten geringer als in größeren Betrieben. Ältere und geringer qualifizierte Beschäftigte profitieren ebenfalls deutlich seltener von Weiterbildungsangeboten – ein Potenzial, das bislang unzureichend genutzt wird.
Dabei ist betriebliche Weiterbildung ein Schlüsselinstrument bei der Einführung neuer Technologien. So nutzten rund 80 Prozent der Betriebe, die im Jahr 2020 neue Technologien einführten, Weiterbildungsmaßnahmen, um die Kompetenzen ihrer Mitarbeitenden anzupassen. Dennoch fließt lediglich ein Fünftel der Weiterbildungsbudgets in die Vermittlung neuer Technologien.
Zusammenhang mit Produktivität, Zufriedenheit und Mitarbeiterbindung
Explorative Analysen verdeutlichen, dass Weiterbildung stark mit höherer Produktivität korreliert – sowohl auf betrieblicher als auch individueller Ebene. Betriebe mit umfassender Weiterbildungsförderung zahlen im Durchschnitt höhere Löhne, und produktivere Mitarbeitende erhalten häufiger Weiterbildungsangebote, die sie auch öfter wahrnehmen.
Für Beschäftigte zeigen sich zudem kurzfristig positive Effekte einer Weiterbildungsteilnahme auf ihre Arbeitszufriedenheit und ihre Bindung an das Unternehmen. Wirkungen auf ihre Arbeitsmotivation und auf ihre Entlohnung lassen sich jedoch kurzfristig nicht feststellen.
Herausforderung für die Zukunft: Potenziale besser ausschöpfen
Die Ergebnisse betonen die Notwendigkeit, Weiterbildungsangebote breiter zugänglich zu machen. Vor allem ältere und geringer qualifizierte Mitarbeitende sollten stärker einbezogen werden, um ihre Potenziale besser zu nutzen. Gleichzeitig ist der Rückgang des Weiterbildungsangebots zwischen 2012 und 2018 in vielen Betrieben alarmierend – ein Trend, der angesichts des technologischen Wandels und der wirtschaftlichen Transformation umgekehrt werden muss.
Denn betriebliche Weiterbildung wird hierbei in Zukunft eine Schlüsselrolle spielen. Um ihre Wirkungen besser zu verstehen und evidenzbasierte Maßnahmen zu entwickeln, bleibt weitere Forschung notwendig. Daten wie jene des LPP sind hierfür unverzichtbar.