Was passiert, wenn ein Kind plötzlich an Krebs erkrankt? Für viele Mütter bedeutet das nicht nur emotionale Belastung, sondern auch einen drastischen Einschnitt im Berufsleben. Ein aktuelles IZA-Forschungspapier aus Australien zeigt: Der Arbeitsplatz spielt eine entscheidende Rolle dabei, wie stark sich solche Schocks auf Einkommen und Karriere auswirken.
Untersucht wurde anhand umfassender Verwaltungsdaten, wie sich die Krebsdiagnose eines Kindes auf die Erwerbsverläufe von Eltern auswirkt. Im Fokus: Unterschiede zwischen Müttern und Vätern – und der Einfluss des Arbeitsumfelds.
Der Preis der Fürsorge
Im Jahr der Diagnose sinkt das Einkommen von Müttern im Schnitt um 15 Prozent – und bleibt auch drei Jahre später noch deutlich unter dem vorherigen Niveau. Väter hingegen sind kaum betroffen. Die Zahlen zeigen klar: Sorgearbeit ist weiterhin Frauensache – besonders in Krisenzeiten.
Doch die Studie zeigt auch, dass es einen Unterschied macht, wo eine Mutter arbeitet. In Unternehmen mit langen Arbeitszeiten sind die Einkommensverluste am größten. Dort, wo der Frauenanteil in Führungspositionen höher ist oder flexiblere Strukturen herrschen, fallen die Einbußen deutlich geringer aus.
Schlussfolgerungen für die Politik
Die Forschenden leiten daraus mehrere Politikempfehlungen ab. Erstens sollten Arbeitsumgebungen gezielt familienfreundlicher gestaltet werden – etwa durch mehr Flexibilität und eine stärkere Einbindung von Frauen in Führungspositionen. Zweitens sollten eine bezahlte Elternzeit auch bei schweren Erkrankungen älterer Kinder ermöglicht werden.
Drittens zeigen die anhaltenden Einkommensverluste, dass selbst in gut ausgebauten Sozialsystemen zusätzlicher oder gezielterer Einkommensersatz nötig sein könnte. Und schließlich machen die Ergebnisse deutlich, dass strukturelle Veränderungen erforderlich sind, um geschlechtsspezifische Ungleichheiten am Arbeitsmarkt nachhaltig zu verringern.
Fazit
Die Diagnose Krebs beim eigenen Kind ist ein Extremfall – aber kein Einzelfall. Die Erkenntnisse lassen sich auch auf andere Pflege-Situationen übertragen, etwa bei chronisch kranken Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen. Klar ist: Wer Fürsorge leistet, sollte dafür nicht dauerhaft beruflich zurückgeworfen werden.