Sanktionen auf dem Prüfstand
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Noch besser wären die Erkenntnisse, wenn
man Experimente unter realen Bedingungen
machen könnte. Arbeitslose könnten in
zwei Versuchsgruppen unterteilt und unterschiedlich
behandelt werden, wenn sie
nicht kooperieren. „Ideal wäre, wenn man
eine Gruppe von Arbeitslosen verfolgen
könnte, die sanktioniert wird, und sie mit einer
ähnlichen Gruppe vergleichen könnte,
die nicht sanktioniert wird“, sagt Holger
Bonin, Forschungsdirektor beim Institut
zur Zukunft der Arbeit (IZA). In Deutschland
allerdings gebe es gegen solche Vorhaben
ethische Bedenken. Es sei ethisch
schwierig, Menschen für Studienzwecke
die Leistungen zu kürzen, die sie über dem
Existenzminimum hielten. IZA-Forscher
Bonin verweist daher auf entsprechende Feldexperimente
in anderen Ländern, etwa bei
unsern Nachbarn in den Niederlanden in früheren
Jahrzehnten.
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Für die Deutschen heißt das jetzt, dass sie
sich den Wirkungen ihrer Arbeitsmarktgesetze
stärker wissenschaftlich widmen müssen
als bisher. Wichtig sei weitere Forschung
auch für den Fall, dass die Politik
den Umgang mit Arbeitslosen grundlegender
verändern möchte, etwa, indem sie
mehr auf Förderung als Sanktionen setzt,
sagt Bonin. So gebe es Überlegungen, Arbeitslose
finanziell zu belohnen, die sich
weiterbilden. „Bevor man solche Maßnahmen
flächendeckend einführt, sollte man
die Wirkungen in Feldversuchen untersuchen“,
fordert er. Dabei müsse man beim
Fördern wie beim Fordern sowohl die Beschäftigungsfolgen
als auch Veränderungen
der Chancen auf soziale Teilhabe im Blick
haben.
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