Sie ist dann mal weg
[…]
Wie das geht, hat die Europäische Zentralbank
(EZB) in Ansätzen gezeigt. Wissenschaftler
des Forschungsinstituts zur Zukunft
der Arbeit haben über einen Zeitraum
von 14 Jahren, von 2003 bis 2017,
die Karriereverläufe von Männern und
Frauen in der EZB verglichen. Interessant
sind die Ergebnisse vor allem, weil das Institut
2010 eine neue Diversitätsstrategie
verkündete, um mehr Frauen für Führungspositionen
zu gewinnen. Vorher sahen die
Wissenschaftler eine sogenannte „Promotion
Gap“, was bedeutet: In eine höhere Gehaltsgruppe
befördert zu werden war für
Frauen signifikant unwahrscheinlicher. Die
Lücke verschwand, als die EZB mit Programmen
und Richtlinien aktiv gegensteuerte.
Frauen hatten sich seltener und
später um eine Beförderung beworben.
Wenn sie das doch tun, dann stehen ihre
Chancen aber gut, die Stelle auch zu bekommen.
Weil sie einen „Frauenbonus“ bekommen,
also „positiv diskriminiert“ werden? Die
Wissenschaftler fanden keine Beweise für
die These. Vielmehr entwickelte sich die
Vergütung nach der Beförderung besser als
bei den Männern. Die Schlussfolgerung der
Wissenschaftler: Gezählt hat vor allem die
Leistung, die sich später buchstäblich bezahlt
macht. Im Schnitt sind die Bewerberinnen
nämlich erfahrener (weil sie sich später
bewerben) und gehören oft zu den Leistungsträgern
ihrer Abteilungen. Bis in die
Führungsriege der EZB ist die offenbar
gute Personalpolitik im Mittelbau aber
noch nicht vorgedrungen: Unter den 30 Mitgliedern
des Erweiterten Rats gibt es nur
eine Chefin.