Heute hat die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) ihr diesjähriges Gutachten an Bundeskanzlerin Angela Merkel überreicht. Die Kommission analysiert die Strukturen, Trends, Leistungsfähigkeit und Perspektiven des deutschen Forschungs- und Innovationssystems im internationalen Vergleich und erarbeitet Handlungsempfehlungen zu dessen Weiterentwicklung.
Neben aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen mit Blick auf die Umsetzung der Hightech-Strategie 2025 sowie Aktivitäten von Bund und Ländern im Bereich der Wissenschaftspolitik widmet sich das Gutachten drei Schwerpunktthemen:
Innovationsstandort Ostdeutschland – 30 Jahre nach der Wiedervereinigung: Auch wenn sich die Innovationstätigkeit ostdeutscher Unternehmen an diejenige westdeutscher Unternehmen angeglichen hat, besteht noch Aufholbedarf bei der Aufnahme von Innovationsaktivitäten und der Einführung von Innovationen in den Markt. Die Expertenkommission empfiehlt, Unternehmen ohne Forschung und Entwicklung stärker in die Forschungs- und Innovationsförderung zu integrieren und bei der Markteinführung von Innovationen zu unterstützen.
- Pressemitteilung: „Ost- und westdeutsche Unternehmen weitgehend auf Augenhöhe“
Cybersicherheit: Cyberbedrohungen haben negative Auswirkungen auf die Innovationstätigkeit von Unternehmen. Daneben ist Cybersicherheit selbst Gegenstand von Innovationsaktivitäten. Gemessen an der Zahl angemeldeter Patente liegt Deutschland deutlich hinter den USA, China oder Japan. Nach Einschätzung der Expertenkommission sollte die Bundesregierung insbesondere die Vermittlung von Cybersicherheitskenntnissen vorantreiben, digitale Infrastrukturen sichern, F&I-Aktivitäten in der Cybersicherheit fördern sowie kleine und mittlere Unternehmen bei der Umsetzung von Cybersicherheitsmaßnahmen unterstützen.
- Pressemitteilung: „Cyber-Angst lähmt Innovation“
Wissens- und Technologieaustausch: In Deutschland besteht die Sorge, dass es beim Wissens- und Technologieaustausch mit China zu einem einseitigen Abfluss von Know-how und damit zu einer Schwächung der wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit Deutschlands kommt. Um dem vorzubeugen, sollte sich die Bundesregierung laut Expertenkommission für gleiche Wettbewerbsbedingungen bei Direktinvestitionen einsetzen, Übernahmen im Bereich sensibler Technologien sorgsamer prüfen und die China-Kompetenz in Deutschland verbessern.
Nach Einschätzung der Expertenkommission braucht ein produktiver wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Austausch mit China Köpfe, die mit der chinesischen Sprache und Kultur gut vertraut sind, aber auch die Märkte, institutionellen Rahmenbedingungen und politischen Strukturen dort gut kennen. „Eine solche umfassende China-Kompetenz ist in Deutschland bisher aber kaum anzutreffen“, kritisiert IZA-Forschungsdirektor Holger Bonin, der Mitglied der Expertenkommission ist. Dieser Mangel betreffe Wissenschaft und Wirtschaft, sei jedoch von großen Unternehmen häufig leichter zu bewältigen als von kleinen und mittleren Unternehmen sowie von Hochschulen.
- Pressemitteilung: „Deutschland braucht mehr China-Kompetenz“
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Das vollständige Gutachten steht auf der EFI-Homepage zum Download bereit.