Mit dem Wandel der Arbeitswelt gehen auch neue Formen flexiblen Arbeitens einher. Fragen der Nutzung, Gestaltung und Wirkung von Homeoffice und ortsmobilem Arbeiten sind dadurch vermehrt in den Fokus gerückt. Dies gilt umso mehr, als Unternehmen und Beschäftigte während der COVID-19-Pandemie in großem Stil die Arbeit von zu Hause als Möglichkeit genutzt haben, um betriebliche Abläufe trotz Mobilitätsbeschränkungen und Abstandsregelungen aufrecht zu erhalten.
Auch der Koalitionsvertrag der Bundesregierung greift das Thema auf und spricht sich für eine Erleichterung, Förderung und rechtliche Rahmung mobiler Arbeit aus. In einer Kurzexpertise für das Bundesarbeitsministerium hat ein IZA-Team gemeinsam mit Forscherinnen von IAQ und ZEW das verfügbare Wissen über die Nutzung, die Effekte und die rechtliche Gestaltung zu mobiler Arbeit und Homeoffice zusammengetragen, bewertet und an einigen Stellen gezielt erweitert.
Eine systematische Auswertung der verfügbaren Literatur wurde mit repräsentativen Umfragen vor und während der Pandemie, einer international vergleichenden Untersuchung sowie betrieblichen Fallstudien vertieft. Um die positiven Aspekte von Homeoffice und mobilem Arbeiten realisieren zu können, stellen sich demnach einerseits erhöhte Anforderungen an die betriebliche Organisation von Arbeit und Zusammenarbeit, andererseits an die Fähigkeiten zur Selbstorganisation bei den Beschäftigten. Die Praxis zeigt jedoch, dass in vielen Fällen passende Arrangements gefunden werden. So lässt sich Abb. 1 entnehmen, dass im Sommer 2020 bereits 36 Prozent der abhängig Beschäftigten zumindest teilweise im Homeoffice gearbeitet haben (im Vorjahr waren es rund 24 Prozent).
Abb. 1: Nutzung von Homeoffice im Juli/August 2020 nach Gruppen (in %)
Dabei haben zum einen die Beschäftigten, die bereits in der Zeit vor Corona im Homeoffice gearbeitet haben, ihre Arbeitszeit, die sie von zu Hause oder einem anderen selbstbestimmten Ort aus arbeiten, massiv erhöht und verbringen aktuell vielfach den überwiegenden Teil ihrer gesamten Arbeitszeit im Homeoffice. Zum anderen haben während der Pandemie zahlreiche Beschäftigte erstmals mit der Arbeit im Homeoffice begonnen.
Trotz der starken Ausweitung der Arbeit von zu Hause aus und zusätzlichen Belastungsfaktoren wie dem Ausfall von Betreuungsinfrastrukturen waren die Beschäftigten mit ihrer Arbeit im Homeoffice zum Zeitpunkt der Befragung zu 87 Prozent alles in allem zufrieden bis sehr zufrieden. Dies gilt unabhängig von Bildungsstand, Geschlecht und Alter.
Eine klare Mehrheit der Beschäftigten befürwortet darüber hinaus einen individuellen Rechtsanspruch auf Homeoffice – genauer gesagt: auf Prüfung der Machbarkeit ortsflexiblen Arbeitens im Einzelfall. Die folgende Abbildung veranschaulicht das Verhältnis von Zustimmung (blau) zu Ablehnung (gelb) dieses Vorschlags nach Beschäftigtengruppen.
Abb. 2: Einstellungen zum Rechtsanspruch auf Homeoffice (Juli/August 2020)
Von den Befragten, die im Juli/August 2020 im Homeoffice gearbeitet haben, möchten 93 Prozent die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, auch in der Zeit nach Corona weiter nutzen. Die wesentlichen Vorteile, die die Beschäftigten – auch in der Corona-Zeit – mit dem Homeoffice verbinden, liegen darin, dass Zeit für die Fahrt zur Arbeit eingespart, Arbeit und Privatleben besser miteinander verbunden sowie mehr und besser gearbeitet werden kann.
Allerdings möchten die meisten Beschäftigten in der Zeit nach Corona weniger häufig im Homeoffice arbeiten als zum Befragungszeitpunkt, da oft vor allem der Kontakt mit den Kolleginnen und Kollegen vermisst wird. Eine deutliche Mehrheit von etwa zwei Dritteln präferiert ein Modell, bei dem sie einige Tage in der Woche im Homeoffice arbeiten und die übrigen Tage am Arbeitsplatz im Betrieb.