Die sozioökonomische Integration von Immigranten und ihren Familien gewinnt zunehmend an politischer und ökonomischer Relevanz. Ein wachsender Ausländeranteil an der Bevölkerung und zunehmender Fachkräftemangel machen rasche Integrationserfolge von Zuwanderern umso dringender.
Allerdings sehen sich einige Immigrantengruppen nach wie vor mit einer unzureichenden Bildungs- und Arbeitsmarktintegration konfrontiert, bei der individuelle Defizite und Fehler in der Integrationspolitik zusammenwirken. Zugleich ist vielfach eine geringe generationsübergreifende Bildungsmobilität festzustellen, weil sich Bildungsnachteile sehr oft von den Eltern auf ihre Kinder übertragen und das Wohnumfeld diesen Effekt potenziell noch verstärkt.
In einem IZA-Diskussionspapier analysieren Tanika Chakraborty, Olga Nottmeyer, Simone Schüller und Klaus F. Zimmermann diese Thematik und zeigen, dass sich das ethnische Umfeld, in dem Migrantenkinder aufwachsen, maßgeblich auf die intergenerationale Bildungsmobilität auswirkt. Als „natürliches Experiment“ nutzten die Forscher das sogenannte Wohnortzuweisungsgesetz, das bis zum Jahr 2009 (Spät-)Aussiedler aus den ehemaligen Ostblockstaaten bei der Ankunft in Deutschland nach einem festgelegten Schlüssel auf die Bundesländer und auch innerhalb der Länder verteilte.
Profitieren von den Nachbarn
Das zentrale Ergebnis der Studie: Insbesondere Aussiedlerkinder aus bildungsfernen Elternhäusern profitierten in ihrer eigenen Bildungskarriere von einer Zuweisung in einen Wohnort mit relativ hochgebildetem Aussiedleranteil. Dieser Vorteil durch hochgebildete Nachbarn aus dem gleichen Herkunftsland wurde dabei insbesondere von bereits früher eingereisten weiblichen Spätaussiedlern transportiert.
Die Ergebnisse der Studie lassen sich auch auf andere Zuwanderergruppen in Deutschland übertragen. Alles spricht dafür, eine räumliche Segregation nach dem Bildungsstand zu vermeiden, die sich häufig durch Netzwerkeffekte ergibt. Die „Falle“ niedriger intergenerationaler Bildungsmobilität von Immigranten kann dadurch umgangen werden, dass gezielt Kontakte zwischen bildungsfernen und -nahen Zuwandererfamilien gefördert werden.
Die schulische Integration von Kindern aus tendenziell bildungsfernen Zuwandererfamilien muss noch gezielter unterstützt werden. Nicht zuletzt kann auch die Steuerung künftiger Zuwanderung in diesem Zusammenhang einen wichtigen Beitrag leisten, indem sie in stärkerem Maße als bislang Anreize für die Einreise höherqualifizierter Immigranten schafft.
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