Die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern ist in den meisten Industrienationen zwar inzwischen deutlich geschrumpft. Doch Frauen sind weiterhin seltener in Unternehmen mit hohem Lohnniveau beschäftigt und verdienen selbst in ähnlichen Positionen weniger als ihre männlichen Kollegen. Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von István Boza und Balázs Reizer zeigt, dass flexible Lohnbestandteile wie Leistungsprämien und Überstundenvergütungen wesentlich zur Verfestigung dieser Ungleichheit beitragen.
Flexible Löhne verstärken die Kluft
Die Studie zeigt auf Basis umfangreicher ungarischer Verwaltungsdaten und Lohnumfragen der Jahre 2003 bis 2017, dass die geschlechtsspezifische Lohnlücke in Unternehmen mit variabler Vergütung deutlich größer ist. In Unternehmen, die keine Prämien oder Überstundenvergütungen zahlen, liegen die Löhne von Frauen und Männern nahezu gleichauf. Doch in Firmen, die stark auf diese flexiblen Elemente setzen, erreicht die Geschlechterlücke bei firmenspezifischen Lohnaufschlägen – also der Vergütung, die über das Grundgehalt hinausgeht – mehr als 11 Prozent.
Ein Viertel der Lohnlücke durch flexible Vergütung
Leistungsboni und Überstundenvergütungen tragen 60 Prozent zur geschlechtsspezifischen Lücke bei den Lohnaufschlägen bei und machen 25 Prozent des gesamten Gender Pay Gap von 23,4 Prozent im ungarischen Privatsektor aus. Ein Grund dafür ist, dass Frauen seltener in Unternehmen mit variabler Vergütung arbeiten. Doch auch innerhalb desselben Unternehmens haben Frauen einen geringeren Anteil an den flexiblen Prämien – was auf Unterschiede beim Verhandlungsgeschick oder der Vergütungspraxis zurückzuführen sein kann.