Diskriminierende Ansichten gegenüber Migrantinnen und Migranten sind tief verwurzelt und weit verbreitet. Laut einer aktuellen Studie von Lasse Stötzer und IZA-Forschungsdirektor Florian Zimmermann, die jetzt im Fachjournal „Games and Economic Behavior“ erschienen ist, beruhen Stereotype nicht nur auf Vorurteilen, sondern werden auch genutzt, um eigennütziges Handeln zu rechtfertigen.
Die Forscher führten ein Umfrageexperiment mit einer repräsentativen Stichprobe von 1.200 deutschen Erwachsenen durch. Per Zufallsprinzip wurden die Teilnehmenden einer von zwei Versuchsgruppen zugewiesen. Ein Teil hatte die Möglichkeit, persönlich zu profitieren. Von einer 50-Euro-Spende für eine einwanderungsfreundliche Organisation konnten die Probanden einen Teil für sich abzwacken.
Im Anschluss sollten sie schätzen, wieviel Prozent der Geflüchteten glauben, dass Frauen in einer Demokratie nicht gleichberechtigt sein sollten. Die Kontrollgruppe hingegen konnte die Spende nur zwischen zwei einwanderungsfreundlichen Organisationen umverteilen, ohne selbst einen finanziellen Gewinn zu erzielen.
Das Ergebnis: Wer finanziell davon profitieren konnte, Geflüchteten Geld wegzunehmen, war im Vergleich zur Kontrollgruppe eher der Meinung, dass Flüchtlinge regressive Ansichten über die Rolle von Frauen vertreten. Demnach könne Eigeninteresse dazu führen, dass Menschen ihr egoistisches Verhalten durch die Abwertung von Minderheiten rechtfertigen, so die Forscher. Dieser Effekt war besonders ausgeprägt bei Befragten mit geringem Einkommen.