American Economic Review, Econometrica, Journal of Political Economy, Quarterly Journal of Economics, Review of Economic Studies – das sind die fünf Fachzeitschriften, die über Ökonomenkarrieren bestimmen. Wer nicht in mindestens einem dieser Journals publiziert hat, kann sich wenig Hoffnung auf eine unbefristete Professur an einer namhaften US-Universität machen. Drei Artikel erhöhen gar die Chancen um 370 Prozent im Vergleich zu Kandidaten mit ansonsten vergleichbarer Publikationstätigkeit, die keinen Artikel in den „Top 5“ vorweisen können. Das zeigt ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Wirtschaftsnobelpreisträger James Heckman und Sidharth Moktan.
Die beiden Ökonomen von der University of Chicago bemängeln, dass sich die wissenschaftliche Qualität einer Forschungsarbeit nur bedingt am Namen der Fachzeitschrift ablesen lasse. Vielmehr führe diese Praxis zu „strategischem Publizieren“ – vor allem die jungen Nachwuchsökonomen richten ihre eigene Forschung daran aus, was den Herausgebern der jeweiligen Fachzeitschriften gefällt. Noch größer werden die Chancen auf eine Veröffentlichung, wenn der Herausgeber ein Fakultätskollege ist oder man ihn zumindest persönlich kennt.
Auch das von Heckman selbst mitherausgegebene Journal of Political Economy ist nicht frei von dieser scheinbaren Vetternwirtschaft. Jeder siebte Autor des von der University of Chicago Press publizierten Journals ist verbandelt mit der University of Chicago. Noch auffälliger ist der Zusammenhang beim Quarterly Journal of Economics: Jeder vierte Autor ist mit der herausgebenden Harvard University affiliiert, weitere 14 Prozent mit dem benachbarten MIT. Der Review of Economic Studies mit seinem stärker fluktuierenden Herausgebergremium hat hingegen eine deutlich breiter gestreute Autorenschaft.
Bei der subjektiven Auswahl von Artikeln bleibe allzu häufig Kreativität und innovative Forschung auf der Strecke, kritisieren Heckman und Moktan. Viele hochkarätige Arbeiten, die einen bleibenden Beitrag hinterlassen hätten, seien in guten Journals veröffentlicht worden, die aber nicht zu den Top 5 zählen. Um Abhilfe zu schaffen, empehlen die Autoren der Studie, dass sich Berufungskommissionen nicht von den Journal-Namen im Lebenslauf leiten lassen, sondern sich intensiver mit den Forschungsinhalten der Kandidaten beschäftigen. Auch sei es im Sinne der Verbreitung innovativer ökonomischer Forschungsansätze überlegenswert, Open-Access-Journals (zu denen auch die IZA Journal Series zählt) zu stärken.
Eine ausführlichere Zusammenfassung finden Sie hier in englischer Sprache.