Die Corona-Pandemie hat die Arbeitssituation für viele Beschäftigte spürbar verändert. Während diese Veränderungen für die erste Phase des Pandemieverlaufs inzwischen recht gut dokumentiert sind, liegen zu aktuellen Entwicklungen kaum belastbare Daten vor. Das IZA hat daher im Februar 2021 für das Bundesarbeitsministerium eine repräsentative Befragung unter abhängig Beschäftigten in Deutschland durchgeführt.
Themenschwerpunkte sind die Verbreitung von Homeoffice, die Wirkung der Ende Januar 2021 in Kraft getretenen Corona-Arbeitsschutzverordnung, das von den Beschäftigten empfundene Ansteckungsrisiko am Arbeitsplatz sowie ihr allgemeines Belastungsempfinden.
Knapp die Hälfte der Beschäftigten zumindest teilweise im Homeoffice
Die Befragungsergebnisse zeigen, dass Homeoffice in der aktuellen Pandemielage stark genutzt wird. Mitte Februar arbeitete annähernd jeder zweite abhängig Beschäftigte zumindest stundenweise im Homeoffice. Gut jeder dritte abhängig Beschäftigte arbeitete sogar überwiegend oder ausschließlich im Homeoffice.
22 Prozent der Beschäftigten arbeiteten im Februar mehr im Homeoffice als noch im Januar. Der Anteil der Beschäftigten, die einen wesentlichen Teil ihrer Arbeitszeit im Homeoffice erledigen, lag demnach im Februar 2021 deutlich höher als zu Beginn der zweiten Lockdown-Phase.
Positive Effekte der Corona-Arbeitsschutzverordnung
Nach Einschätzung des IZA-Forscherteams dürfte die zuletzt weiter gestiegene Homeoffice-Nutzung auch auf die neue Corona-Arbeitsschutzverordnung zurückzuführen sein. In der Befragung äußerte jeder vierte abhängig Beschäftigte den Eindruck, dass diese neue Regelung etwas daran geändert hat, wie stark Homeoffice im eigenen Betrieb genutzt wird.
Viele Beschäftigte mit diesem Eindruck haben wahrgenommen, dass Kolleginnen und Kollegen mit dem Homeoffice jetzt erst angefangen haben oder aber ihren Homeoffice-Anteil an der Arbeitszeit weiter ausgebaut haben.
Diejenigen Befragten, die in ihrem Betrieb keine Veränderungen der Homeoffice-Praxis in Folge der Corona-Arbeitsschutzverordnung wahrgenommen haben, nennen dafür zwei wesentliche Gründe: Entweder war Homeoffice bereits vorher gut möglich, oder die betreffenden Tätigkeiten eignen sich schlecht fürs Homeoffice.
Potenzial für noch mehr Homeoffice begrenzt
Die mangelnde Homeoffice-Eignung bestimmter Tätigkeiten ist der wichtigste Faktor, dass Homeoffice in der aktuellen Pandemielage nicht noch stärker genutzt wird. Dagegen nennt nur etwa jeder fünfte abhängig Beschäftigte eine mangelnde oder schlechte technische Ausstattung als Grund, nicht oder nicht in größerem Umfang im Homeoffice zu arbeiten.
Demnach könnte die Corona-Arbeitsschutzverordnung weitere Veränderungen eher bei den Beschäftigten erzielen, die jetzt schon ihre Arbeit zumindest zum Teil von zu Hause aus erledigen. Von diesen plant jeder vierte, den Arbeitgeber vor dem Hintergrund der Verordnung darum zu bitten, noch mehr Homeoffice machen zu dürfen. Eine große Mehrheit ist jedoch mit dem aktuellen Umfang an Homeoffice zufrieden oder arbeitet bereits jetzt schon so viel wie möglich im Homeoffice.
Von den abhängig Beschäftigten, die derzeit nicht im Homeoffice tätig sind, plant jeder zehnte, den Arbeitgeber mit Verweis auf die Verordnung zu bitten, Homeoffice machen zu können. In ganz wenigen Fällen wird die Zurückhaltung mit der Sorge begründet, dass diese Bitte schlecht beim Arbeitgeber ankommen könne.
Verbesserter Infektionsschutz in den Unternehmen
Neben der stärkeren Nutzung von Homeoffice-Möglichkeiten hat die Corona-Arbeitsschutzverordnung offenbar auch zu einem höheren Infektionsschutz in den Betrieben beigetragen. Aus Sicht der abhängig Beschäftigten haben die Arbeitgeber in Reaktion auf die Vorgaben der Verordnung die einschlägigen Maßnahmen verstärkt.
Ein Drittel gibt an, dass Regelungen und Maßnahmen zur Kontaktreduktion bei der Arbeit im Vergleich zum Dezember 2020 noch einmal verschärft wurden. Jeder vierte abhängig Beschäftigte, der Mitte Februar 2021 vom Arbeitgeber medizinische Schutzmasken gestellt bekam, gibt an, dies sei im Dezember 2020 noch nicht der Fall gewesen. Aktuell erhalten dennoch 12 Prozent der abhängig Beschäftigten von ihrem Arbeitgeber keine medizinischen Schutzmasken. In Kleinbetrieben mit weniger als 10 Beschäftigten ist dieser Anteil mit 22 Prozent deutlich höher.
Hohe Zufriedenheit mit den Maßnahmen der Arbeitgeber
Insgesamt schneiden Arbeitgeber in ihren Bemühungen um einen Infektionsschutz aus Sicht der Beschäftigten gut ab. So machen sich aktuell nur 17 Prozent große oder sehr große Sorgen, dass sie sich bei der Arbeit mit dem Coronavirus infizieren könnten. Nur einer von zehn Beschäftigten hält die von ihrem Arbeitgeber ergriffenen Maßnahmen zum Schutz vor Ansteckung alles in allem für nicht weitreichend genug. Dagegen halten 82 Prozent der Beschäftigten die Infektionsschutzmaßnahmen ihres Arbeitgebers für gerade richtig.
Auch bei den Arbeitsmitteln zeigen die Unternehmen sich in vielen Fällen kooperativ. Die überwiegende Mehrheit der Beschäftigten (85 Prozent) erhält Computer, Laptops oder Tablets zur Verfügung gestellt, bei Smartphones und Handys sind es 44 Prozent. Büromöbel wie etwa Schreibtische oder Bürostühle bekommt allerdings nur jeder Zehnte. Auffällig allerdings: Weibliche Beschäftigte im Homeoffice bekommen im Schnitt seltener Arbeitsmittel gestellt als ihre männlichen Kollegen.
Viele Beschäftigte fühlen sich stark belastet
Unterschiede zwischen den Geschlechtern zeigen sich auch beim Empfinden von Belastung, Anstrengung und Stress. 42 Prozent der Befragten fühlen sich momentan stark oder sehr stark belastet, wobei dieses Befinden bei Frauen mit 48 Prozent deutlich stärker ausgeprägt ist als bei Männern (36 Prozent).
Der zunehmende Stresspegel drückt auch auf die Lebenszufriedenheit. Auf einer Skala von 0 (ganz und gar unzufrieden) bis 10 (ganz und gar zufrieden) ergab die Befragung einen Durchschnittswert von 6,7. Eine Befragung auf Basis von SOEP-Daten hatte zu Beginn der Pandemie im April 2020 noch einen Wert von 7,4 für die in Deutschland lebende Bevölkerung ermittelt.