Bereits zum 16. Mal trafen sich international renommierte Ökonomen zum IZA Annual Migration Meeting, um neue Forschungserkenntnisse zu Migrationsfragen zu diskutieren. Die diesjährige Veranstaltung fand in Irland statt, einem Land mit besonders intensiver Migrationsgeschichte. Ausrichter war das Geary-Institut am University College Dublin.
In seiner Keynote-Rede zum Thema „Nachhaltige Migration“ wies der Oxford-Professor Sir Paul Collier, einer der bekanntesten Entwicklungsökonomen, auf häufig unterschätzte Kosten von Einwanderung hin. Diese entstünden beispielsweise dadurch, dass Unternehmen zu wenig in die Aus- und Weiterbildung einheimischer Arbeitskräfte investieren. Auch könne die bevorzugte Ansiedlung hochqualifizierter Zuwanderer in Großstädten zur Verdrängung Einheimischer durch steigende Preise führen und die soziale Kluft zwischen Stadt und Land verschärfen.
Ungeachtet der vielfach belegten Vorteile von Migration gelte es diese potenziellen Nachteile nicht aus den Augen zu verlieren, so Collier. Eine nachhaltige Migrationspolitik müsse zum Ziel haben, die wirtschaftlichen, politischen und sozialen Kosten der Migration für die Herkunfts- und Zielländer zu minimieren.
Wirtschaftliche Implikationen der globalen Flüchtlingsströme
Ein zentrales Thema des Workshops waren die wirtschaftlichen Auswirkungen der Flüchtlingsströme. Am Beispiel türkischer Regionen mit hohem Anteil syrischer Flüchtlinge konnte Onur Altindag zeigen, dass die lokale Wirtschaft durch Produktivitätssteigerungen und Unternehmensneugründungen stimuliert wurde.
Panu Poutvaara wies auf Basis neuer Daten zu den Flüchtlingsströmen der Jahre 2015-2016 nach, dass es vor allem die besser qualifizierten Arbeitskräfte sind, die ihre Heimatländer in der Hoffnung auf ein besseres Leben in Europa verlassen.
Kehren Kriegsflüchtlinge in ihre Heimatländer zurück, profitiert die dortige Wirtschaft vom neu gewonnenen Knowhow. Der Studie von Dany Bahar zufolge stiegen Wachstum und Exportleistung in den Nachfolgestaaten Jugoslawiens insbesondere in Branchen mit einem hohen Anteil an Beschäftigten, die während der Balkankriege nach Deutschland geflohen waren und bei ihrer Rückkehr nützliche Kenntnisse und Fähigkeiten mitbrachten.
Breites Themenspektrum
Weitere Forschungserkenntnisse bezogen sich auf die Arbeitsmarkteffekte hochqualifizierter Zuwanderung, die Rolle der sogenannten Sanctuary Cities in den USA bei der Strafverfolgung, den Einfluss des rechtlichen und institutionellen Rahmens im Zielland auf die Auswanderungsentscheidung, die wirtschaftliche und soziale Integration von Einwanderern der zweiten Generation sowie die Vorteile der Zweisprachigkeit von Lehrern für den Spracherwerb von Einwandererkindern.
Sämtliche vorgestellten Studien finden Sie im Workshop-Programm.