Moderne Informations- und Kommunikationstechnologien machen die Märkte effizienter, indem sie Angebot und Nachfrage passgenauer zusammenführen – das gilt auch für die Arbeitsmärkte. Durch die Vielzahl von Online-Transaktionen entstehen zugleich riesige Datenmengen. Internetdaten dieser Art für die Wissenschaft, inbesondere die Arbeitsmarktforschung, sinnvoll nutzbar zu machen, ist ein Kernanliegen des IZA-Forschungsdatenzentrums IDSC.
Ein von Nikos Askitas gemeinsam mit Peter Kuhn organisierter Workshop brachte daher Ökonomen und Informatiker aus Wissenschaft und Praxis zusammen, um aktuelle Studien zu Online-Jobbörsen zu präsentieren und Perspektiven für künftige Forschung zu disktutieren.
Jobbörsen als Versuchsobjekt
Online-Plattformen eignen sich aus Sicht der Wissenschaft hervorragend für sogenannte „randomisierte kontrollierte Studien“, mit denen sich Maßnahmeneffekte besonders zuverlässig messen lassen, weil bestimmte Maßnahmen an einem zufällig ausgewählten Teilnehmerkreis getestet werden können. Michèle Belot und Robert Mahlstedt nutzten diesen Umstand, um anhand der Jobbörsen der Arbeitsagenturen in Großbritannien (UK Universal Jobmatch) bzw. Dänemark (Jobnet) die Effekte verschiedener Interventionen zu analysieren. Dabei handelte es sich um eine Erweiterung der Suchmaske durch beratende Elemente bzw. um die Bereitstellung von Informationen zu neuen Leistungen für Arbeitslose.
Signalwirkung von Stellenbeschreibungen
Aus Stellenanzeigen gehen in der Regel die geforderten formalen Qualifikationen eindeutig hervor. Nicht immer deutlich wird jedoch, welchen Maßstab die Unternehmen an die Bewerberqualität ansetzen. John Horton ermittelte mit Daten der Jobbörse oDesk (inzwischen Teil von upwork), inwieweit sich die Suchdauer verkürzt und die Qualität der Neueinstellungen verbessert, wenn Unternehmen in den Stellenbeschreibungen das gewünschte Qualifikationsniveau (vom Berufseinsteiger bis zum erfahrenen Experten) klarer umreißen.
Unternehmenskultur und Performance
Stefan Pasch analysierte anhand von rund 550.000 Mitarbeiterbewertungen auf der Plattform glassdoor.com die Unternehmenskultur der jeweiligen Arbeitgeber. So fand er heraus, dass Firmen wirtschaftlich schlechter abschneiden, wenn ihre Kultur stark vom Branchenstandard abweicht. Zudem zeigt seine Auswertung, dass eine „suboptimale“ Unternehmenskultur primär durch den Vorstandschef geprägt ist, während regionale Kulturunterschiede eine geringe Rolle spielen.
Die Brücke zur Praxis schlugen die Präsentationen der am Workshop teilnehmenden Unternehmensvertreter, darunter Bledi Taska (Burning Glass Technologies), Kristin Keveloh (LinkedIn) und Martha Gimbel (Indeed Hiring Lab).
Der nächste Workshop zum Thema wird vom 21.-22. September 2019 in Kooperation mit dem Center for Advanced Internet Studies in Bochum stattfinden. Die meisten der in Bonn vorgestellten Forschungspapiere stehen zum Download zur Verfügung.