Wie die meisten Märkte ist auch der Arbeitsmarkt zunehmend digitalisiert. Moderne Informations- und Kommunikationstechnologien helfen dabei, Angebot und Nachfrage passgenauer zueinander zu bringen. Seit einigen Jahren widmet das Forschungsdatenzentrum des IZA (IDSC) diesem Themenkomplex einen Workshop, der aktuelle Forschungsarbeiten zum Potenzial und den Herausforderungen von datenbasierter Stellensuche und Jobvermittlung diskutiert. Exemplarisch sind hier einige der präsentierten Studien zusammengefasst.
Empfehlungsdienste effizienter gestalten
Nach dem Vorbild individuell zugeschnittener Online-Produktempfehlungen für Verbraucher sind auch Personalempfehlungen für Unternehmen mit offenen Stellen denkbar. Das Problem: Während etwa ein empfohlener Film von Millionen Nutzern konsumiert werden kann, kann ein Arbeitnehmer nur für ein Unternehmen arbeiten. Es würde also keinen Sinn machen, Tausenden von Unternehmen die gleichen Stellensuchenden vorzuschlagen. Wie sich dieses Effizienzproblem lösen lässt, untersucht Bruno Crépon anhand von Daten der französischen Arbeitsverwaltung, die derzeit einen solchen Dienst vorbereitet. Die Studie legt nahe, dass die Präferenzen der Jobsuchenden sowie die Intensität des Wettbewerbs um offene Stellen bei der Programmierung des Algorithmus stärker berücksichtigt werden sollten, um eine zu hohe Anzahl von Empfehlungen zu vermeiden.
Verdienstchancen aus Anzeigentext ableiten
Aus Sicht der Stellensuchenden sind die Gehaltsaussichten im neuen Job ein wichtiges Entscheidungskriterium. Zwar sind die ungefähren Verdienstmöglichkeiten für bestimmte Berufe und Qualifikationen bekannt, allerdings spielen neben Betriebsgröße und Standort auch die genauen Tätigkeitsinhalte eine Rolle für das tatsächlich erzielbare Gehalt. Sarah H. Bana stellte mit ihrem Forschungspapier ein Modell vor, das Erkenntnisse aus der Computerlinguistik nutzt, um anhand der genauen Textinhalte von Stellenausschreibungen die Gehaltsaussichten vorherzusagen. Die Auswertung zeigt, dass das Modell rund drei Viertel der Gehaltsvariation bei gleichen Qualifikationsanforderungen erklären kann und somit deutlich präzisere Vorhersagen ermöglicht als herkömmliche Modelle.
Qualität von Universitäten besser messen
Die individuellen Gehaltsaussichten für Akademiker hängen auch davon ab, an welcher Universität der Abschluss erworben wurde. So gibt es beispielsweise Gehaltsrankings für bestimmte Abschlüsse an US-Eliteuniversitäten. Um die internationale Vergleichbarkeit zu verbessern, wertete Jason Sockin Gehaltsdaten der Online-Plattform Glassdoor aus. Die Ergebnisse decken sich zum Teil mit etablierten Rankings, allerdings stuft die Studie geisteswissenschaftlich orientierte Colleges sowie technische Hochschulen in Entwicklungsländern tendenziell höher ein. Insgesamt zeigt sich, dass der Abschluss von einer Spitzenuniversität Gehaltsvorteile von bis zu 50 Prozent gegenüber durchschnittlichen Hochschulen bringt.
Weitere Studien sind über die Workshop-Homepage abrufbar.