Der deutsche Arbeitsmarkt steuert aufgrund der demografischen Entwicklung und dem damit einhergehenden schrumpfenden inländischen Erwerbspersonenpotenzial auf größere Fachkräfte- und Arbeitskräfteengpässe zu. Eine höhere Erwerbsmigration, insbesondere aus Nicht-EU-Staaten wird für die Stabilisierung des Erwerbspersonenpotenzials ein wichtiger Faktor sein. Doch die auf dem Papier recht großzügigen Einwanderungsangebote für Fachkräfte außerhalb Europas stoßen bislang nur auf geringe Resonanz.
In einem aktuellen Policy Brief schlagen Expertinnen und Experten des IZA aus Bonn, Berlin und dem internationalen Netzwerk daher eine deutliche Vereinfachung der Einwanderungsbedingungen für Drittstaatsangehörige nach Deutschland vor, die die Erteilung einer befristeten Arbeitserlaubnis für diese Zielgruppe an ein vorliegendes Ausbildungs- oder Arbeitsplatzangebot in einem tarifgebundenen Unternehmen koppelt. Diese Kopplung setzt wichtige Anreize für die Stärkung des Tarifsystems in Deutschland und des deutschen Modells der Sozialpartnerschaft – einem zentralen Pfeiler der Sozialen Marktwirtschaft.
Dadurch würden genau solche Unternehmen einen zusätzlichen Anreiz zum Eintritt in einen Arbeitgeberverband erhalten, für die ein Beitritt ohnehin nur mit geringen Kosten verbunden sein sollte: hoch produktive und innovative Betriebe, die expandieren, Personal suchen und höhere Löhne zahlen. Auch die sich durch den Beitritt dieser Unternehmen verändernde Dynamik der Arbeitgeberverbände kann positive Auswirkungen auf Innovation und Wachstum entfalten.
Durch die Verknüpfung einer vereinfachten Einwanderung an die Tarifbindung können Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer direkt von der Wachstumsdividende durch vermehrte Zuwanderung von Arbeits- und Fachkräften profitieren. Mindeststandards bei Lohn und Arbeitsbedingungen beugen auch der Gefahr einer Arbeitsmarktsegregation vor, also der Ausübung bestimmter Tätigkeiten nur bzw. überwiegend durch Einwanderinnen und Einwanderer bei niedrigen Löhnen und prekären Arbeitsbedingungen.
Der Vorschlag, mit dem das IZA-Team einen Beitrag zur Erwerbszuwanderung und zugleich zur fairen Teilhabe auf dem Arbeitsmarkt leisten möchte, ist in der Reihe IZA Standpunkte erschienen. Die Süddeutsche Zeitung berichtete vorab.