Der Klimawandel führt dazu, dass extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen, Überschwemmungen und Wirbelstürme immer häufiger auftreten. Neben Schäden für die Umwelt und die menschliche Gesundheit stellt die globale Erwärmung die Funktionsfähigkeit von Arbeitsmärkten vor große Herausforderungen. Der erste IZA-Workshop „Klimawandel und Arbeitsmärkte“, organisiert von Andrew Oswald, Olivier Deschenes und Nico Pestel, bot ein Forum zur Vorstellung aktueller Forschung auf diesem Gebiet.
In seiner Begrüßung unterstrich Oswald, der die IZA-Initiativen zur Klimaforschung koordiniert, die Dringlichkeit des Problems mit Verweis auf die zu dem Zeitpunkt herrschenden Extremtemperaturen in Teilen Nordamerikas. Zudem beklagte er, dass Forschung zu den wirtschaftlichen Folgen der Klimakrise in der internationalen Wirtschaftswissenschaft bislang ein Schattendasein führe, wie sich an der geringen Anzahl an einschlägigen Artikeln in den führenden ökonomischen Fachzeitschriften zeige.
Klima und Ökonomie im Wandel
Den Auftakt des Workshops machte Lord Nicholas Stern von der London School of Economics mit einem Impulsvortrag zum Thema „Changing Climate, Changing Economics“. Laut Stern lasse sich die globale Durchschnittstemperatur nur stabilisieren, wenn die Netto-Emissionen von Treibhausgasen bis Mitte des 21. Jahrhunderts auf Null zurückgefahren werde. Bereits eine globale Erwärmung um zwei Grad Celsius berge große Risiken für die Menschheit. Ab drei Grad mehr würden ganze Regionen der Erde unbewohnbar.
Vor allem bei der Energieversorgung seien jetzt massive Investitionen erforderlich, um eine solche Klimakatastrophe zu verhindern. Die Wirtschaftswissenschaft und -politik solle sich dabei nicht nur auf Fragen der CO2-Bepreisung konzentrieren, sondern auch auf den notwendigen systemischen Wandel in diversen Bereichen, in denen der Markt an seine Grenzen stoße, so Stern.
Regenfälle wirken sich auf Beschäftigung in der Landwirtschaft aus
Unmittelbare Arbeitsmarkteffekte von Wetteranomalien waren Gegenstand des Beitrags von Camilo Bohorquez-Penuela. Anhand der lokalen Niederschlagsmengen im ländlichen Kolumbien zeigt die Studie, dass Wasser und menschliche Arbeitskraft in der landwirtschaftlichen Produktion substitutiv eingesetzt werden: In Zeiten mit überdurchschnittlichem Niederschlag geht die reguläre Beschäftigung zurück, auch über den Agrarsektor hinaus, während sie in Dürreperioden zunimmt.
Dürreperioden beeinflussen Migrationsentscheidungen
Neben den direkten Beschäftigungseffekten wirkt sich der Klimawandel auch auf die Standortentscheidung von Unternehmen und Arbeitskräften aus. Die von Fernanda Martínez Flores vorgestellte Studie zeigt, dass Dürreperioden in Westafrika entgegen der verbreiteten Einschätzung nicht zu mehr, sondern eher zu weniger Migration in Richtung Europa führt. Dass dieser Effekt vor allem während der Anbausaison und in der Mitte der Einkommensverteilung zu beobachten ist, deutet darauf hin, dass dürrebedingte Einkommensausfälle für den Migrationsrückgang maßgeblich sind.
Anpassung an den Klimawandel kommt manche Branchen teuer zu stehen
Die zunehmende Volatilität von Niederschlägen ist mit hohen wirtschaftlichen Anpassungskosten verbunden, die Jeffrey G. Shrader für das US-Baugewerbe, eine ebenso wirtschaftlich bedeutende wie klimaanfällige Branche, abschätzt. Je mehr Regen vorhergesagt wird und je länger der Prognosezeitraum, desto stärker geht die Beschäftigung im Baugewerbe zurück, da sich die Unternehmen bei der Personalplanung an den Niederschlagsprognosen orientieren. Bei hohen Anpassungskosten sinkt diese Flexibilität, was wiederum größere Einbußen in Schlechtwetterperioden zur Folge hat. Viele Unternehmen wären daher bereit, für präzisere und langfristigere Wettervorhersagen zu zahlen.
Weitere vorgesteltle Studien sind über die Workshop-Homepage abrufbar.