Auf die Inhalte kommt es an – aber nicht nur. Dass an der Wahlurne mitunter auch das Aussehen der Kandidaten entscheiden kann, hat Panu Poutvaara (ifo, Universität München & IZA) anhand umfangreicher internationaler Studien analysiert, deren Ergebnisse er in einem Artikel für IZA World of Labor und einem aktuellen Gastbeitrag zusammengefasst hat.
Demnach können Äußerlichkeiten inbesondere bei Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen weniger bekannten Kontrahenten das Zünglein an der Waage sein. Davon profitieren in den meisten Fällen konservative Politiker rechts von der Mitte, die in Befragungen durchschnittlich als attraktiver bewertet werden.
Am Beispiel der Parlamentswahlen in Finnland (siehe Grafik) ermittelte Poutvaara, dass Schönheit einen deutlich größeren Wettbewerbsvorteil darstellt als Kompetenz und Vertrauenswürdigkeit, wenn andere Faktoren wie Prominenz oder Amtsbonus keine Rolle spielen.
Dieser Befund deckt sich mit Erkenntnissen aus anderen europäischen Ländern, den USA und Australien. Dabei geht es weniger um die Schönheit an sich, sondern um positive Charaktereigenschaften, die attraktiven Menschen zugeschrieben werden. Allerdings lassen sich die Anhänger etablierter Parteien selten von Äußerlichkeiten leiten. Der Schönheitsbonus kommt primär bei Wechselwählern und politisch weniger Interessierten zum Tragen.
Aussehen in der Politik noch wichtiger als auf dem Arbeitsmarkt
Dass gutes Aussehen die individuellen Arbeitsmarktchancen und Lohnaussichten steigert, ist wissenschaftlich bereits vielfach belegt. In der Politik dürfte der Effekt laut Poutvaara sogar noch größer sein. Denn während sich Personalentscheider im Vorstellungsgespräch von den Qualitäten der Bewerbenden überzeugen können, kommen Wähler nur selten mit den Kandidaten in persönlichen Kontakt und entscheiden häufiger anhand oberflächlicher Kriterien.
Zwar seien die Parteien gut beraten, auch auf das Äußere ihrer Kandidaten zu achten, wenn sie ihren Wahlerfolg maximieren wollen. Dennoch betont Poutvaara: „Gutes Aussehen ist weder Garant noch Voraussetzung für den Wahlerfolg.“ Den Wählerinnen und Wählern empfiehlt er, sich vor dem Urnengang bewusst zu machen, inwieweit sie sich womöglich vom Aussehen des Kandidaten leiten lassen.
Hinweis:
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