Mangelnde Chancengleichheit in der Bildung gilt als Hauptgrund für die Zementierung der sozialen Ungleichheit in vielen westlichen Gesellschaften. Kindern aus Problemvierteln gelingt es nur selten, den Teufelskreis aus Armut, Kriminalität, geringer Bildung und Arbeitslosigkeit zu durchbrechen. Zwar existiert eine Vielzahl von steuer- oder spendenfinanzierten Förderprogrammen, die benachteiligten Jugendlichen den sozialen Aufstieg erleichtern sollen, doch deren Kosteneffektivität ist oft nicht wissenschaftlich fundiert belegt.
Bisherige Studien konzentrieren sich zudem meist auf unmittelbare Erfolge, etwa die Verringerung der Schulabbrecherquote. Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Adam M. Lavecchia, Philip Oreopoulos und Robert S. Brown liefert nun erstmals eine umfassende Auswertung der Langzeiteffekte eines Förderprogramms für kanadische Jugendliche und gelangt zu einem bemerkenswert positiven Ergebnis.
Vier-Säulen-Fördermodell
Die untersuchte Initiative Pathways to Education startete 2001 in Regent Park, einem der ärmsten Stadtteile der kanadischen Metropole Toronto. Die Förderstrategie des Programms basiert auf vier Säulen: individuelle Beratung, finanzielle Unterstützung, pädagogische Betreuung und soziale Interaktion. Beispielsweise erhielten die Programmteilnehmer kostenlose Schülertickets, Lehrmaterialen und Studienbeihilfen, wenn sie sich verpflichteten, Nachhilfeangebote und Gruppenstunden wahrzunehmen.
Das Programm war zunächst auf Neunt- bis Zwölftklässler aus einem sozialen Wohnungsbauprojekt begrenzt, von denen bis zu 90% freiwillig teilnahmen. Die Forscher konnten daher die Langzeiteffekte des Förderprogramms zuverlässig messen, indem sie anhand von Daten der Schul- und Steuerbehörden den Werdegang der Programmteilnehmer mit Gleichaltrigen verglichen, deren Sozialwohnungen außerhalb des Einzugsgebiets lagen.
Höhere Beschäftigung und höheres Jahreseinkommen
Die Auswertung zeigt, dass die „Pathways“-Absolventen nicht nur häufiger einen Hochschulabschluss erreichten, sondern im Alter von 28 Jahren auch ein um 19% höheres Jahreseinkommen und eine 15% höhere Beschäftigungsquote verzeichneten als Jugendliche mit vergleichbarem sozioökonomischem Hintergrund, die nicht am Programm teilgenommen hatten. Zudem reduzierte das Förderprogramm die Abhängigkeit von Sozialhilfe um ein Drittel.
Nach Einschätzung der Autoren sprechen die Befunde dafür, dass die Fördermittel in Höhe von mehreren Tausend Dollar pro Teilnehmer sinnvoll investiert sind. Nicht eindeutig belegen lässt sich jedoch die Effektivität jeder einzelnen Komponente des Programms. Anders ausgedrückt: Falls eine flächendeckende Einführung an den hohen Kosten scheitern sollte, bleibt unklar, welche Bestandteile am ehesten verzichtbar wären, ohne den Erfolg des Programms zu gefährden.