Eine aktuelle Studie von Peter Andre, Teodora Boneva, Felix Chopra und Armin Falk belegt erstmals, dass eine breite Mehrheit der Weltbevölkerung Klimaschutzmaßnahmen unterstützt und auch bereit ist, Kosten dafür in Kauf zu nehmen.
Grundlage der Studie, veröffentlicht in der renommierten Fachzeitschrift Nature Climate Change, ist eine weltweit repräsentative Umfrage, für die rund 130.000 Menschen in 125 Ländern befragt wurden. Demnach sind 69 Prozent der Weltbevölkerung bereit, einen Beitrag von einem Prozent ihres persönlichen Einkommens für den Klimaschutz aufzuwenden.
Eine überwältigende Mehrheit von 86 Prozent befürwortet klimafreundliche soziale Normen, 89 Prozent fordern verstärkte politische Maßnahmen. Da das Weltklima ein globales öffentliches Gut ist, dessen Schutz die gemeinsame Anstrengung der Weltbevölkerung erfordert, halten die Forschenden ihren Befund für „enorm ermutigend“. In Ländern, die durch die globale Erwärmung besonders betroffen sind, ist die Bereitschaft zum Klimaschutz überdurchschnittlich hoch, in Ländern mit hohem Pro-Kopf-Einkommen hingegen niedriger als in anderen Ländern:
Zugleich zeigt sich, dass in jedem einzelnen Land die Bereitschaft anderer Menschen, den Klimawandel zu bekämpfen, unterschätzt wird – global betrachtet um rund 26 Prozentpunkte. Darin sehen die Forschenden ein großes Hindernis für den erfolgreichen Kampf gegen den Klimawandel, zumal Menschen, die die öffentliche Unterstützung für den Klimaschutz unterschätzen, oftmals weniger dazu bereit seien, selbst aktiv zu werden.
Die Ergebnisse der Studie legen damit auch eine Strategie nahe, die Bereitschaft noch weiter zu erhöhen: „Statt die Bedenken einer lautstarken Minderheit aufzugreifen, die jede Form von Klimaschutzmaßnahmen ablehnt, müssen wir wirksam kommunizieren, dass die große Mehrheit der Weltbevölkerung bereit ist, etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen, und von der Politik erwartet, dass sie handelt“, schreiben die Studienautoren. Mehr Optimismus in Sachen Klimaschutz könne eine positive Dynamik entfalten.
Methodik
Die Befragung wurde im Rahmen des Gallup World Poll 2021/2022 durchgeführt. Auf die für den Global Climate Change Survey einbezogenen Länder entfallen 96 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen, 96 Prozent des weltweiten BIP und 92 Prozent der Weltbevölkerung. Um die Repräsentativität innerhalb der Länder zu gewährleisten, wurde die Stichprobe für jedes Land nach dem Zufallsprinzip aus der Wohnbevölkerung im Alter von 15 Jahren und älter ausgewählt. Die Interviews wurden telefonisch (in Ländern mit hohem Einkommen) oder persönlich (in Ländern mit niedrigem Einkommen) durchgeführt. Die meisten Länderstichproben umfassen etwa 1.000 Befragte, die Gesamtstichprobe umfasst insgesamt 129.902 Personen. Um die Vergleichbarkeit über Länder und Kulturen hinweg zu gewährleisten, wurde die Umfrage professionell in die jeweiligen Landessprachen übersetzt und umfangreich getestet.
Datensatz und Website
Die Daten sind für wissenschaftliche Zwecke über das Forschungsdatenzentrum IDSC des IZA abrufbar.
Über die Projekt-Website lassen sich interaktive Weltkarten und Länderrankings generieren: https://gccs.iza.org