Dass ein besseres Verständnis der Auswirkungen und Gefahren des menschengemachten Klimawandels die individuellen Einstellungen zum Klimaschutz beeinflusst, liegt auf der Hand. Doch in der politischen Debatte zeigt sich, dass „klimaskeptische“ Einstellungen nicht unbedingt auf einen geringen Bildungsstand zurückzuführen sind. Kann mehr Bildung also überhaupt zum Klimaschutz beitragen?
Dieser Frage widmet sich ein IZA-Forschungspapier von Noam Angrist, Kevin Winseck, Harry A. Patrinos und Joshua Graff Zivin. Die Autoren verknüpfen Befragungsdaten zu Klimawandel und Klimaschutz aus dem European Social Survey (ESS) mit Wahlergebnissen in 16 europäischen Ländern, in denen die Schulpflicht ausgeweitet wurde, was den Verbleib im Bildungssystem im Schnitt um rund ein Jahr verlängerte.
Die Analyse zeigt, dass dieses zusätzliche Bildungsjahr unter den Befragten die Wahrscheinlichkeit erhöhte, die Existenz des Klimawandels anzuerkennen, nachhaltige Produkte zu kaufen und politische Maßnahmen für mehr Klimaschutz zu befürworten. Die Bereitschaft, eine grüne Partei zu wählen, erhöhte sich sogar um mehr als ein Drittel. Der Effekt ist nicht notwendigerweise auf die zusätzliche Bildung als solche zurückzuführen, sondern kann auch aus den dadurch gestiegenen Arbeitsmarkt- und Einkommenschancen resultieren.
Nach Einschätzung der Forscher wird die Bedeutung von Bildungsinvestitionen für die Eindämmung des Klimawandels bislang unterschätzt. In Europa seien auch nach den betrachteten Reformen im Schnitt nur zehn Schuljahre verpflichtend, in den geringer entwickelten Ländern der Welt noch deutlich weniger. Hier liege großes Potenzial, um mehr öffentliche Unterstützung für die sozialökologische Transformation zu gewinnen.