Die Erfolgsstory um das Biontech-Forscherehepaar Özlem Türeci and Ugur Sahin haben viele Medien mit dem Begriff „Power-Paar“ überschrieben. Neben der „geteilten Leidenschaft“, die einander beflügelt, können gemeinsame Netzwerke berufliche Vorteile bringen und gegenseitige Unterstützung den Karriereerfolg befördern. Aber ist es auch der Lebenszufriedenheit zuträglich, wenn in der Partnerschaft eine klare Trennung von Beruf und Privatleben fehlt?
Um diese Frage zu beantworten, haben Juliane Hennecke und Clemens Hetschko in einem aktuellen IZA-Forschungspapier repräsentative Daten zur Lebenszufriedenheit in Deutschland ausgewertet. Das Forscherteam von der Auckland University of Technology und der University of Leeds verglich Paare, die im selben Beruf und/oder derselben Branche arbeiten, mit anderen Doppelverdiener-Paaren ohne diese Gemeinsamkeiten. Dabei untersuchten sie neben der allgemeinen Lebenszufriedenheit auch, wie glücklich die Paare mit Teilaspekten wie Job, Einkommen, Familienleben und Freizeit sind.
Höhere Zufriedenheit, außer bei Selbstständigen
Die Ergebnisse der umfangreichen Datenanalyse stützen die „Power-Paar-Hypothese“ der Forscher: Paare mit beruflichen Gemeinsamkeiten sind im Schnitt zufriedener. Ausschlaggebend ist dafür offenbar die deutlich höhere Zufriedenheit mit dem erzielten Einkommen, aber auch die Jobzufriedenheit steigt tendenziell, wenn beide Partner im gleichen Bereich arbeiten. Bei Freizeit und Familienleben zeigen sich hingegen keine systematischen Unterschiede gegenüber anderen Paaren.
Am stärksten ausgeprägt ist der positive Effekt bei hochqualifizierten bzw. gutverdienenden Paaren, wo das Potenzial für gegenseitige Karriereförderung besonders groß ist. Dabei finden sich übrigens keine signifikanten Unterschiede zwischen Frauen und Männern. Beide sind zufriedener, wenn sie Branche und/oder Beruf mit dem Partner teilen. Auffällig allerdings: Selbstständige Paare profitieren insgesamt nicht von gemeinsamer beruflicher Tätigkeit. Nach Einschätzung der Autoren könnte hier eher die Gefahr einer zu engen Verquickung von Arbeit und Privatleben bestehen.
Die Studienergebnisse geben auch einen Fingerzeig für die betriebliche Personalpraxis. Um stark gesuchte Fachkräfte zu gewinnen, bieten immer mehr Unternehmen an, deren Partner bei der Stellensuche zu unterstützen. Mit Blick auf die Zufriedenheit, die sich auch positiv auf die Produktivität auswirkt, ergibt es aus Sicht der Forscher Sinn, sich dabei auf dieselbe Branche zu konzentrieren.