Schlechte Nachrichten verkaufen sich besser als gute, weil sie stärkere Reaktionen bei den Menschen hervorrufen. Das gilt auch für die mediale Berichterstattung zu wirtschafts- und haushaltspolitischen Themen: Fälle von Steuerverschwendung eignen sich eher für eine Schlagzeile als Erfolgsmeldungen über eine gesellschaftlich faire und wirtschaftlich effiziente Verwendung von Staatsausgaben.
Diese „Negativitätsverzerrung“ untergräbt nicht nur das Vertrauen in die Politik, sondern wirkt sich auch auf die Bereitschaft zur Steuerehrlichkeit aus, wie ein tschechisch-italienisches Forscherteam in einem Laborexperiment bestätigt hat. Die Studie von Miloš Fišar, Tommaso Reggiani, Fabio Sabatini, and Jiří Špalek ist als IZA-Forschungspapier erschienen.
In dem Experiment konnten 240 Probanden mit dem Lösen verschiedener Aufgaben Geld verdienen. Von ihrem anschließend selbst deklarierten Einkommen wurden Steuern einbehalten, die allen Versuchsteilnehmern zugute kamen. Gaben die Teilnehmer ihr persönliches Einkommen falsch an, bestand ein geringes Risiko, im Rahmen einer „Steuerprüfung“ erwischt zu werden und Strafzahlungen leisten zu müssen.
Positivere Wahrnehmung der Rolle des Staates
Während des Experiments bekamen die Teilnehmer auf ihren Bildschirmen reale Nachrichtenmeldungen eingeblendet. Eine zufällig ausgewählte Teilnehmergruppe erhielt negative Meldungen (z.B. zum Haushaltsdefizit oder zur mangelnden Effizienz im öffentlichen Dienst), eine weitere Gruppe bekam positive Nachrichten (z.B. zur staatlichen Wohnungsförderung). Der dritten Gruppe wurden neutrale Nachrichten ohne wirtschaftspolitische Relevanz angezeigt (z.B. zu einer Hundeschau).
Die Auswertung zeigt, dass positive Meldungen die Bereitschaft zur vollständigen Versteuerung des erzielten Einkommens im Schnitt um 23 Prozentpunkte steigerten. Im Vergleich zu neutralen Nachrichten hatte negative Berichterstattung kaum Einfluss auf die Steuermoral. Die Autoren sehen darin eine Bestätigung, dass negative Meldungen zur staatlichen Ausgabenpolitik eher als „Normalfall“ wahrgenommen werden.
Gelänge es, diese „Spirale des Zynismus“ durch mehr gute Nachrichten zu durchbrechen, so die Forscher, könnte es zu einer positiven Rückkopplung kommen: Eine verbesserte Steuermoral würde den haushaltspolitischen Spielraum vergrößern und dadurch – im Idealfall – wiederum Anlass für weitere Erfolgsmeldungen bieten.