Explodierende Wohnkosten sind nicht nur in Deutschland ein heißes politisches Thema. Auch in der Schweiz haben sich die Preise für Einfamilienhäuser und selbstgenutzte Wohnungen zwischen 1985 und 2016 etwa verdoppelt. Die Mietpreise bei Neuvermietung zeigen ebenfalls seit 1999 einen klaren Aufwärtstrend. Inwieweit das Freizügigkeitsabkommen (FZA) mit der EU dazu beigetragen haben könnte, untersucht ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Fabienne Helfer, Volker Grossmann und Aderonke Osikominu.
Das seit Juni 2002 geltende Abkommen erleichtert den Zuzug von Erwerbstätigen aus der EU, die im Vergleich zu anderen Einwanderergruppen meist besser qualifiziert sind und mehr verdienen. Historisch betrachtet ziehen Einwanderer bevorzugt in Regionen, wo bereits viele ihrer Landsleute heimisch sind. Die Studie macht sich diesen Umstand zunutze, um den Effekt des erleichterten Zuzugs auf die Entwicklung der Wohnungspreise in den 106 sogenannten MS-Regionen der Schweiz zu messen (hier mehr zur Methodik).
Demnach führte ein jährlicher Bevölkerungszuwachs um 1% durch EU-Ausländer zu einem Anstieg der Preise für Einfamilienhäuser um 4,3% und für Eigentumswohnungen um 5,9%. Schätzungen auf Basis von Daten auf Kantonsebene deuten darauf hin, dass die Zuwanderung die Mietpreise noch stärker erhöht hat. Betrachtet man die Nettozuwanderung, fällt der Anstieg etwas geringer, aber dennoch substanziell aus.
Die Studie weist darauf hin, dass trotz der unbestritten positiven Arbeitsmarktwirkungen der Zuwanderung von Hochqualifizierten der damit verbundene Anstieg der Wohnungspreise insbesondere einkommensschwachen Personen schaden könnte, die kein Wohneigentum besitzen. Die Politik sollte daher durch staatliche Unterstützungsmaßnahmen und geförderten Wohnungsbau gegensteuern, um die Akzeptanz der EU-Freizügigkeit in der Bevölkerung zu erhalten.