Im Alltag sind wir auf vielfältige Weise radioaktiver Strahlung ausgesetzt, sei es bei medizinischen Untersuchungen oder auf Flugreisen. So hat sich die durchschnittliche Strahlenbelastung in den letzten 40 Jahren fast verdoppelt. Ein aktuelles IZA-Diskussionspapier von Benjamin Elsner und Florian Wozny untersucht, inwieweit sich bereits eine vergleichsweise geringe Strahlendosis auf die geistigen Fähigkeiten auswirkt. Dazu nutzen die Autoren die regionale Verteilung des nuklearen Fallouts infolge der Tschernobyl-Katastrophe von 1986.
Die radioaktive Wolke, die nach dem Super-GAU über Europa zog, schlug sich insbesondere im Süden Deutschlands und in Teilen der ehemaligen DDR nieder. In den am stärksten verseuchten Böden war die Strahlenbelastung rund 500 Mal höher als in den am wenigsten betroffenen Regionen. Noch heute lassen sich erhöhte Strahlenwerte beispielsweise in Pilzen oder Wildfleisch aus Süddeutschland nachweisen.
Die Analyse von Elsner und Wozny zeigt, dass Bewohner der stark kontaminierten Gebiete rund 25 Jahre nach dem Unfall in kognitiven Tests signifikant schlechter abschneiden als Personen aus anderen Regionen mit ansonsten gleichen Merkmalen. Die Ergebnisse legen nahe, dass neben möglichen Gesundheitsfolgen auch die „Humankapitalkosten“ radioaktiver Strahlung selbst bei geringer Dosis nicht zu vernachlässigen sind.