Frauen verdienen im Schnitt weniger als Männer, sind aber dennoch zufriedener in ihrem Job. Dieses scheinbare Paradox, das selbst bei vergleichbaren Arbeitsplatzmerkmalen und persönlichen Eigenschaften zu beobachten ist, beschäftigt die Wissenschaft schon seit langem.
Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Christian Bredemeier, Patrick Ndlovu, Suncica Vujić und Roland Winkler präsentiert nun einen innovativen Erklärungsansatz. Die Forschenden argumentieren, dass die Jobzufriedenheit vor allem davon abhängt, wie sehr sich die persönlichen Vorlieben im gewählten Arbeitsplatz widerspiegeln, beispielsweise in einem eher teamorientierten oder eher wettbewerbsbetonten Arbeitsumfeld.
Die Hypothese: In Haushalten mit traditioneller Rollenverteilung ist der Mann Hauptverdiener und muss daher bei der Arbeitsplatzwahl auf Einkommensmaximierung abzielen, während die Frau eher in der Lage ist, ihre berufliche Tätigkeit an ihren persönlichen Präferenzen auszurichten. Dieses Muster verfestigt dann wiederum die Verdienstunterschiede zwischen Männern und Frauen.
Eine empirische Analyse kanadischer Umfrage- und Steuerdaten von über 5.000 Personen mit Angaben zu Arbeitszufriedenheit und Haushaltseinkommen bestätigt die Theorie: Selbst unter Berücksichtigung individueller und arbeitsplatzbezogener Merkmale geben die befragten Frauen eine signifikant höhere Arbeitszufriedenheit an als die Männer.
Am deutlichsten sind die Unterschiede bei verheirateten Paaren mit Kindern und einer traditionellen Rollenverteilung, in der der männliche Partner mehr als die Hälfte des Haushaltseinkommens beiträgt. Bei Singles, kinderlosen Paaren und Paaren mit weniger traditioneller Rollenverteilung sind hingegen keine geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Arbeitszufriedenheit erkennbar, was den zentralen Einfluss der innerfamiliären Entscheidungen und Verdienstunterschiede bestätigt.