Bei der Vergabe knapper Kita-Plätze gehen sozioökonomisch benachteiligte Familien überdurchschnittlich oft leer aus. Dabei würden gerade sie am meisten von qualitativ hochwertiger und zeitlich flexibler Kinderbetreuung profitieren. Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Olivier De Groote und Minyoung Rho untersucht anhand von Daten einer zentralen Plattform in Belgien, wie sich die Vergabe von Kita-Plätzen effizienter und zugleich möglichst fair gestalten lässt.
In dezentralen Systemen, bei denen sich Eltern direkt bei der jeweiligen Kita bewerben müssen, scheitern benachteiligte Familien häufig an komplexen Bewerbungsprozessen oder verpassen wichtige Anmeldefristen. Verspätete Bewerbungen, die in dieser Gruppe häufiger vorkommen, mindern die Chancen auf einen Betreuungsplatz erheblich.
Hinzu kommen institutionelle Barrieren: Manche Kitas bevorzugen Familien aus der näheren Umgebung, mit stabileren Arbeitszeiten oder höherem Einkommen. Solche Kriterien benachteiligen Eltern aus einkommensschwachen Haushalten, die oft flexiblere Betreuungszeiten benötigen. Zudem leben viele benachteiligte Familien in Stadtteilen mit weniger hochwertigen Betreuungsangeboten oder in Gebieten, wo Plätze besonders knapp sind. Auch allgemeine Kapazitätsengpässe spielen eine Rolle. In einem überlasteten System haben sozioökonomisch stärkere Familien oft bessere Netzwerke, mehr Informationen und die Möglichkeit, strategisch zu handeln.
Vorteile einer zentralen Platzvergabe
Die Studie zeigt, dass zentralisierte Vergabeverfahren helfen, diese Hürden abzubauen. Sie verbessern vor allem die Erfolgsaussichten für späte Anmeldungen. Gezielte Fördermaßnahmen wie Quotenregelungen zeigen ebenfalls Wirkung, allerdings auf Kosten der privilegierteren Familien, die dann leer ausgehen oder sich von vornherein nach teureren, privaten Angeboten umschauen – was die soziale Segregation in den Kitas tendenziell verschärft.
Kostenlosen Kita-Plätzen erteilen die Forschenden eine Absage – sie seien letztlich ein Subventionsprogramm für besserverdienende Familien. Sozial ausgewogener wäre eine stärkere Staffelung der Beitragssätze nach Einkommen, doch für einkommensschwache Familien wäre der Effekt begrenzt, da sie bereits jetzt keine oder allenfalls geringe Beiträge bezahlen. Wenig überraschend daher das Fazit der Studie: Der effektivste, fairste und zugleich teuerste Ansatz wäre ein allgemeiner Ausbau hochwertiger Betreuungsangebote.