Betriebspraktika während des Studiums dienen oft als Sprungbrett in reguläre Beschäftigung und können zu langfristigen Einkommensvorteilen führen. Der Arbeitsmarkt für Praktikanten ist jedoch in der ökonomischen Forschung bislang kaum untersucht. Diese Lücke füllt jetzt ein aktuelles IZA-Forschungspapier von David Jaeger, John Nunley, Alan Seals, und Eric Wilbrandt mit einer umfangreichen Analyse des Praktikumsmarkts in den USA.
Zunächst untersuchten die Autoren regionale Unterschiede bei den Arbeitsinhalten und der Bezahlung von Praktika. Die Auswertung von rund 30.000 Stellenanzeigen auf einem Online-Portal für Betriebspraktika zeigt unter anderem, dass die Praktikumsangebote eng mit der lokalen Arbeitsmarktlage zusammenhängen: Je geringer die Arbeitslosigkeit vor Ort, desto besser werden Praktikanten entlohnt. Generell handelt es sich eher um bezahlte Praktika, je mehr das Aufgabenspektrum einem regulären Job ähnelt. In Regionen mit höherem Mindestlohn ist der Anteil unbezahlter Praktika größer.
Fiktive Bewerberprofile
Um zu ermitteln, nach welchen Kriterien die Unternehmen ihre Praktikanten aussuchen, erstellten die Forscher 576 fiktive Bewerberprofile, mit denen sie sich auf auf über 11.000 Praktikumsangebote bewarben. Neben den Qualifikationen und Vorerfahrungen variierten sie dabei auch die ethnische Herkunft der fiktiven Bewerber, indem sie Namen verwendeten, die mit unterschiedlicher Hautfarbe assoziiert werden.
Insgesamt stießen sechs Prozent der Bewerbungen auf Interesse der Arbeitgeber in Form einer Einladung zum Vorstellungsgespräch oder der Anforderung weiterer Informationen. Bei unbezahlten Praktika kamen die Bewerber erwartungsgemäß eher zum Zuge: Mit acht Prozent fiel der Anteil positiver Rückmeldungen doppelt so hoch aus wie bei bezahlten Praktika. Zwischen Vollzeit- und Teilzeitpraktika gab es keinen nennenswerten Unterschied. Am geringsten waren die Aussichten bei Praktika, die inhaltlich einem regulären Job am nächsten waren, da die Unternehmen hierfür vermutlich eine sehr eng gefasste Zielgruppe im Auge haben.
Mangelnde Chancengleichheit
Beim Vergleich der Erfolgschancen der unterschiedlichen Bewerberprofile zeigten sich Vorteile vor allem für Bewerber mit vorheriger Praktikumserfahrung. Aber auch die geografische Nähe zum Unternehmen und die Passgenauigkeit der Qualifikationen spielten eine Rolle. BWL-Studenten hatten statistisch die besten Chancen, wobei Kenntnisse in Datenanalyse überraschenderweise keinen Vorteil bedeuteten.
Die Bewerber mit „typisch schwarzen“ Namen (Darius Jackson und Xavier Washington) waren gegenüber ihren „weißen“ Mitbewerbern (Wyatt Schmidt und Colin Johansson) bei ansonsten gleichem Lebenslauf im Nachteil: Sie erhielten im Schnitt rund ein Viertel weniger Rückmeldungen.
Auffällig waren die Unterschiede insbesondere bei unbezahlten Praktika. Nach Einschätzung der Autoren spielt für Arbeitgeber offenbar eine Rolle, inwieweit sie den Bewerbern zutrauen, sich für die Dauer des Praktikums aus eigenen Mitteln finanzieren zu können. So könnten sich bestehende Ungleichheiten verstärken, wenn wohlhabendere Studenten leichter an Praktika kommen, die wiederum Vorteile für weitere Praktika und die spätere Karriere bringen. Mit Blick auf die Chancengleichheit könne es daher sinnvoll sein, benachteiligten Studenten die Aufnahme unbezahlter Praktika durch anderweitige finanzielle Unterstützung zu erleichtern.