Rückblickend sind es oft die genialen Erfinder wie Thomas Edison, die als Treiber des Fortschritts in Erinnerung bleiben. Wissenschaftlich betrachtet entstehen bahnbrechende neue Technologien jedoch eher durch Forschung und Entwicklung (FuE) in Unternehmen. Für viele Firmen ist FuE ein unerlässliches Instrument zur Expansion, Produktivitätssteigerung und Wissensgenerierung.
Zugleich gilt Innovation als wichtiger Motor des Wirtschaftswachstums. Aus gesellschaftlicher Perspektive wären mehr FuE-Investitionen daher wünschenswert. Allerdings ist für Unternehmen oft schwer absehbar, ob und wann sich mit neuen Ideen Geld verdienen lässt, weshalb auch viele Banken die Finanzierung unsicherer Forschungsprojekte scheuen. Um die Innovationstätigkeit zu fördern, bedarf es also staatlicher Unterstützung.
Steueränderungen als natürliches Experiment
Inwieweit sich das Drehen an der Gewerbesteuerschraube auf die FuE-Ausgaben und Patentanmeldungen deutscher Unternehmen auswirkt, untersuchen Andreas Lichter, Max Löffler, Ingo E. Isphording, Thu-Van Nguyen, Felix Pöge and Sebastian Siegloch einem aktuellen IZA-Forschungspapier. Das Ausmaß dieses Effekts ist von großer wirtschaftspolitischer Bedeutung, nicht nur weil Gewinnbesteuerung den meisten Staaten der Welt als wichtige Einnahmequelle dient, sondern auch um gezieltere Innovationsanreize wie FuE-Steuergutschriften zu entwickeln.
Auf Basis einer Stichprobe von nahezu allen FuE-aktiven Unternehmen in Deutschland analysieren die Autoren rund 7.300 lokale Steueränderungen im Zeitraum von 1987 bis 2013. Jede einzelne Steueränderung wird als „natürliches Experiment“ betrachtet: Die damit einhergehende Veränderung der FuE-Investitionen wird mit dem Investitionsniveau in Gemeinden verglichen, deren Steuerniveau zur gleichen Zeit unverändert blieb.
Junge Unternehmen besonders betroffen
Die Ergebnisse zeigen einen negativen und statistisch signifikanten Effekt des lokalen Gewerbesteuersatzes auf die gesamten FuE-Ausgaben, vor allem bei jungen und kreditbeschränkten Unternehmen. Ein ähnlich negativer Effekt ist etwa zwei Jahre später bei den Patentanmeldungen zu beobachten.
Anhand der gemessenen Effekte können die Forscher berechnen, wie sich verschiedene steuerliche Anreize auf die Innovationstätigkeit von Unternehmen auswirken würden. Demnach wären gezielte Steuergutschriften für FuE-Ausgaben kosteneffizienter als allgemeine Senkungen der Gewerbesteuer.
Abschließend widmen sich die Autoren den wirtschaftlichen Auswirkungen. Während lokale Innovationen einen positiven und nachhaltigen Effekt auf das kommunale Wirtschaftswachstum haben, führt eine Erhöhung der lokalen Gewerbesteuer zu einem erheblichen Rückgang des lokalen BIP. Nach den Berechnungen der Forscher lassen sich rund acht Prozent dieses negativen Effekts auf steuerbedingte Rückgänge bei der Innovationstätigkeit zurückführen.