Regelmäßige Rückmeldungen zur Performance von Mitarbeitern sind in vielen Organisationen gängige Praxis, um gute Leistungen zu honorieren und Verbesserungen anzustoßen. Auch im Bildungssystem erfreuen sich Feedback-Systeme wachsender Beliebtheit. Doch während an Universitäten die Evaluation von Professoren durch Studenten längst zum Alltag gehört, stößt die Idee des Schülerfeedbacks bei vielen Lehrern auf Skepsis.
Ein Forscherteam um IZA-Fellow Robert Dur von der Erasmus-Universität Rotterdam hat nun in einem großen Feldexperiment untersucht, inwieweit Lehrkräfte ihre Selbsteinschätzung und ihr Verhalten in Reaktion auf systematisches Schülerfeedback anpassen.
Dazu ließen sie die Schüler einer niederländischen Berufsschule rund zwanzig verschiedene Aspekte von Unterrichtsqualität und Lehrerverhalten bewerten. Nur ein zufällig ausgewählter Teil des Kollegiums bekam das eigene Ergebnis mitgeteilt. Zusätzlich mussten alle Lehrer vor dem Experiment und ein Jahr danach eine Selbsteinschätzung abgeben.
Die Analyse zeigt im Durchschnitt keinerlei Veränderung des Lehrerverhaltens als Folge des Schülerfeedbacks, gemessen an der Beurteilung durch den nachfolgenden Jahrgang. Allerdings kam es zu messbaren Verbesserungen bei Lehrkräften, die sich selbst im Vergleich zum Feedback der Schüler deutlich positiver beurteilt hatten. Die Lücke zwischen Selbst- und Fremdeinschätzung verringerte sich ebenfalls, jedoch nur in geringem Maße.
Während die beobachteten Veränderungen fast ausschließlich auf die Reaktionen weiblicher Lehrkräfte zurückzuführen waren, schienen ihre männlichen Kollegen vom Schülerfeedback gänzlich unbeeindruckt.
Den Autoren zufolge lässt sich daraus jedoch nicht ableiten, dass Schülerfeedbacks zur Verbesserung der Lehre prinzipiell ungeeignet seien. Denkbar sei beispielsweise, dass Feedbacks stärkere positive Effekte entfalten könnten, wenn sie regelmäßiger erfolgten oder mit zusätzlichen Anreizen für das Lehrpersonal, etwa in Form von Bonuszahlungen, verbunden wären.