Viele Unternehmen schränken die private Internetnutzung am Arbeitsplatz ein, weil sie Facebook, Twitter & Co. als Verlockungen betrachten, die Mitarbeiter nur von der Arbeit ablenken. Durch strikte Regelungen vermeidet der Arbeitgeber zwar Ablenkungen, signalisiert aber auch Misstrauen, das sich wiederum negativ auf die Arbeitsmoral auswirken kann.
In einem aktuellen IZA-Diskussionspapier untersuchen Alexander Koch und Julia Nafziger von der Universität Aarhus, wie Arbeitnehmer auf Internetverbote reagieren. Das Ergebnis ihres Verhaltensexperiments: Die Produktivität der Arbeitnehmer hängt in erster Linie davon ab, ob sie ihre Entlohnung als gerecht empfinden. Dann verhalten sie sich gegenüber dem Arbeitgeber „reziprok“, belohnen die faire Bezahlung also mit entsprechender Gegenleistung. Verlockungen durch das Internet, so fanden die Autoren heraus, können diese Reziprozität allerdings ausblenden. Mit anderen Worten: Selbst ein motivierter, loyaler Mitarbeiter bringt weniger Leistung, wenn er abgelenkt wird.
Ein Internet-Verbot scheint demnach auf den ersten Blick sinnvoll. Allerdings gilt das nicht für jeden Arbeitnehmertypus: Besonders „reziprok“ orientierte Mitarbeiter, die Freiheit von Kontrolle mindestens ebenso schätzen wie gute Bezahlung, reagieren auf Misstrauen tendenziell eher mit Leistungsverweigerung. Umgekehrt belohnen sie die Möglichkeit zur privaten Internet-Nutzung mit mehr Leistung – vor allem dann, wenn das private Surfen nicht nur stillschweigend toleriert wird, sondern explizit erlaubt ist.
Die untersuchten Internet-Richtlinien sind nur eine mögliche Form von „sanfter Kontrolle“, die Unternehmen ihren Arbeitskräften auferlegen können. Ähnliches gilt etwa für die Überwachung der Arbeitszeit im Home Office. Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass Unternehmen die positiven und negativen Aspekte von mehr Kontrolle im Einzelfall gründlich abwägen sollten.