Terror, Krieg und Bürgerkrieg im Nahen Osten und Afrika haben die Flüchtlingsströme aus den Krisengebieten stark anwachsen lassen. Zwar verbleibt die große Mehrzahl der Flüchtenden unverändert in der Region, doch verzeichnet Europa einen erheblichen Anstieg der Zahl von Flüchtlingen und Asylsuchenden. Bislang ist die EU-Flüchtlingspolitik unzureichend und ineffektiv organisiert, von einer fairen Lastenverteilung kann keine Rede sein.
Den Großteil der Flüchtlinge in Europa nehmen zur Zeit gerade einmal fünf Länder der Union auf – darunter Deutschland. Die offensichtliche Unausgewogenheit hinsichtlich der Verteilung von Flüchtlingen innerhalb der EU beeinträchtigt zudem die öffentliche Akzeptanz von Flüchtlingen und Flüchtlingspolitik.
In einem aktuellen IZA-Diskussionspapier entwickeln Jesús Fernández-Huertas Moraga und Hillel Rapoport ein Modell eines EU-weiten Marktes für zwischenstaatlich „handelbare“ Flüchtlings- und Asylbewerberquoten. Auf diese Weise, so die Autoren, könne besser auf einen fairen Interessenausgleich hingewirkt werden als etwa mit dem Instrument EU-weit starr vorgegebener Mindestaufnahmequoten.
In ihrem Modell berücksichtigen sie neben den länderspezifischen direkten und indirekten Kosten für die Aufnahme, Unterbringung und Integration von Flüchtlingen auch die Interessen der Aufnahmeländer beispielsweise mit Blick auf kulturelle Herkunft, Sprachkenntnisse und berufliche Qualifikation der Flüchtlinge. Darüber hinaus fließen aber auch individuelle Präferenzen von Flüchtlingen für bestimmte Zielländer in das Modell ein. Den Autoren zufolge würde ein Marktmechanismus mit handelbaren Aufnahmequoten dazu führen, dass Flüchtlinge vor allem dort Aufnahme fänden, wo die direkten und indirekten Kosten ihrer Unterbringung am geringsten sind bzw. der Wert der hinzukommenden Arbeitskräfte am höchsten eingeschätzt wird.
Anders als die traditionelle EU-Flüchtlingspolitik könnte ein System über den Markt steuerbarer Aufnahmequoten die heterogenen Interessenlagen der EU-Staaten besser in Einklang bringen und damit die Bereitschaft zur Aufnahme von Asylsuchenden stärken, so das Fazit der Studie.
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