In den meisten Ländern der Welt sind Erwerbsarbeit, Hausarbeit und Pflegearbeit sehr ungleich zwischen den Geschlechtern verteilt. Das Ausmaß dieses Ungleichgewichts variiert allerdings sehr stark. In einem aktuellen IZA-Forschungspapier analysieren Charles Gottlieb, Cheryl Doss, Douglas Gollin und Markus Poschke anhand von umfangreichen Zeitverwendungsdaten für 50 Länder, welche Faktoren dafür maßgeblich sind.
Unter verheirateten Paaren widmen Frauen der Erwerbsarbeit im weltweiten Durchschnitt nur halb so viele Stunden wie Männer. In reicheren Nationen verbringen sie hingegen doppelt so viel Zeit wie Männer mit Haus- und Pflegearbeit, in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen sogar drei- bis fünfmal mehr.
Einkommen kann Länderunterschiede nicht erklären
Besonders auffällig ist die große Varianz bei der geschlechtsspezifischen Verteilung von Erwerbs- und Hausarbeit, selbst zwischen Ländern mit ähnlichem Einkommensniveau. Beispielsweise ist die Erwerbsbeteiligung von Frauen, gemessen an der durchschnittlichen Wochenstundenzahl, in China fast dreimal so hoch wie in Indien, obwohl beide Länder im mittleren Einkommensbereich liegen.
Um den Ursachen dieser Unterschiede auf den Grund zu gehen, entwickelten die Autoren ein Zeitverwendungsmodell für Haushalte, das die Arbeitsteilung zwischen Paaren mit verschiedenen Faktoren ins Verhältnis setzt – vom geschlechtsspezifischen Lohngefälle über soziale Normen bis hin zur Verfügbarkeit von Kinderbetreuung. Auch das Risiko von Belästigung am Arbeitsplatz und im öffentlichen Raum wird mitberücksichtigt.
Geschlechternormen ausschlaggebend
Die Analyse zeigt, dass Geschlechterrollen und soziale Normen den Großteil der Länderunterscheide erklären, während Lohnungleichheit und Kinderbetreuungsmöglichkeiten eine eher geringe Rolle spielen. Eine gleichberechtigtere Arbeitsteilung lasse sich demnach nicht allein durch gleiche Entlohnung erreichen, sondern erfordere einen umfassenden kulturellen Wandel einschließlich einer Modernisierung des gesetzlichen Rahmens, der in vielen Ländern die Erwerbsbeteiligung von Frauen nach wie vor erschwert.