Affirmative Action ist nicht nur in den USA Gegenstand heftiger Debatten. Unter dem Begriff sind Politikmaßnahmen zusammengefasst, die Diskriminierung und vergangene Benachteiligungen ausgleichen sowie Vielfalt fördern sollen, indem bestimmte Gruppen (zum Beispiel Frauen oder Angehörige von Minderheiten) bei der Zulassung zur Universität, bei Einstellungen oder Beförderungen bevorzugt behandelt werden.
Um eine solche Politik möglichst wirksam zu gestalten und zugleich unerwünschte Gegenreaktionen gegenüber den betreffenden Bevölkerungsgruppen zu vermeiden, braucht es ein besseres Verständnis der Faktoren, die die Meinungen zu Affirmative Action beeinflussen.
Ein akuelles IZA-Forschungspapier von Sabrina Herzog, Hannah Schildberg-Hörisch, Chi Trieu und Jana Willrodt beleuchtet dieses wichtige Thema anhand von bevölkerungsrepräsentativen Daten aus den USA. Die Forscherinnen nutzen eine Kombination aus Experiment und Umfrage, um zu ergründen, wer Affirmative Action unterstützt oder ablehnt und warum.
Das Ergebnis: Menschen befürworten Affirmative-Action-Maßnahmen wie Quotenregelungen insbesondere dann, wenn sie glauben, dass sie selbst direkt davon profitieren werden. Das Bevorzugen von Angehörigen einer Gruppe, zu der sie selbst gehören („in-group favoritism“), spielt hingegen eine untergeordnete Rolle.
Hinsichtlich persönlicher Merkmale kommt die Studie zu dem Schluss, dass nicht etwa demografische Faktoren wie Einkommen oder Bildung, sondern vielmehr Eigenschaften wie Altruismus oder eine Vorliebe für Effizienz für die Befürwortung oder Ablehnung von Affirmative Action maßgeblich sind.
Für die Politik liefert die Studie eine schlechte und eine gute Nachricht. Die hohe Bedeutung von Eigennutz in der Meinungsbildung legt nahe, dass Affirmative Action immer umstritten bleiben wird, egal in welcher Ausprägung. Allerdings lässt sich die Akzeptanz solcher Maßnahmen steigern, wenn plausibel belegt werden kann, dass Effizienz und Chancengleichheit gewährleistet sind. Insbesondere sollte dem Eindruck entgegengewirkt werden, dass sich die Benachteiligung umkehrt, weil die zuvor benachteiligte Gruppe zu stark bevorzugt wird.