Mit Beginn des neuen Schuljahrs trat in NRW eine neue Verordnung in Kraft, nach der Hausaufgaben so zu bemessen sind, dass Zweitklässler maximal 30 Minuten pro Tag nacharbeiten müssen. Bis zur zehnten Klasse erhöht sich das erlaubte Tagespensum auf 75 Minuten. Da liegt natürlich die Frage nahe, wie sich das messen lässt. Denn die tatsächlich benötigte Zeit für die Hausaufgaben hängt nicht nur vom individuellen Leistungsniveau, sondern auch von potenziellen Ablenkungen ab. Und die sind mit dem Einzug neuer Medien und Technologien ins Kinderzimmer noch vielfältiger geworden.
Inwieweit Smartphone & Co. die Konzentration auf die Hausaufgaben beeinflussen, hat Sabrina Wulff Pabilonia vom U.S. Bureau of Labor Statistics anhand umfangreicher Zeitverwendungsdaten von US-Schülern für die Jahre 1997 bis 2008 untersucht.
Die Auswertung der Daten zeigt:
- Mädchen im Teenager-Alter investieren mehr Zeit in Hausaufgaben als Jungen, neigen dabei aber auch eher zum „Multitasking“, gehen also zeitgleich anderen Aktivitäten nach. Die Geschlechterunterschiede nehmen im Beobachtungszeitraum ab.
- Mit zunehmender Nutzung von Computern für die Hausaufgaben steigt auch deren Ablenkungspotenzial: Ende der 1990er zählte (fern-)mündliche Unterhaltung noch zu den häufigsten Nebenbeschäftigungen, wurde dann aber zunehmend durch Musikhören, Fernsehen und Computernutzung verdrängt.
- Das Arbeitspensum nimmt mit steigendem Alter linear zu: In der Grundschule investieren US-Schüler im Schnitt rund drei Stunden pro Woche in die Hausaufgaben, in der High School sind es rund sechs Wochenstunden.
- Bei Grundschülern entfällt nur etwa ein Drittel der Zeit auf Multitasking, bei Teenagern mehr als die Hälfte.
- Schüler (insbesondere Mädchen) mit Aufmerksamkeitsdefiziten neigen erwartungsgemäß eher zum Multitasking.
Die Zeitverwendungsdaten geben keinen Aufschluss darüber, welchen Effekt Multitasking während der Hausaufgaben auf die schulischen Leistungen hat. Aus anderen Studien ist allerdings bekannt, dass sich Facebook-Nutzung negativ auf die Noten auswirkt. Beim Musikhören sind die Effekte unklar: Während Hintergrundmusik beim Lesen eher stört, kann sie beim Lösen von Mathe-Aufgaben offenbar sogar förderlich sein.
Eines zeigen die US-Daten übrigens doch noch: Die eingangs erwähnten NRW-Zeitvorgaben decken sich ziemlich genau mit dem von amerikanischen Schülern tatsächlich absolvierten Hausaufgabenpensum – Multitasking inklusive.