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Mark Fallak

Preisgekrönte Forschung zu den ökonomischen Folgen des Klimawandels

March 6, 2024 by Mark Fallak

Obwohl der Klimawandel die wohl größte Herausforderung der Menschheit in den kommenden Jahrzehnten darstellt, fristen Klima- und Umweltthemen in der internationalen ökonomischen Forschungslandschaft bislang noch eher ein Schattendasein. Um einen zusätzlichen Anreiz für innovative Forschung insbesondere zu den gesellschaftlichen und arbeitsmarktpolitischen Implikationen des Klimawandels zu setzen, verleiht das IZA in diesem Jahr zum dritten Mal den mit 10.000 Euro dotierten Forschungspreis “Innovative Research in the Economics of Climate Change” (IRECC). Ausgezeichnet werden damit zwei Studien aus dem IZA-Netzwerk:

Reale Zahlungsbereitschaft der Menschen für den Klimaschutz

Für die Studie „Willingness to Pay for Carbon Mitigation: Field Evidence from the Market for Carbon Offsets” (IZA DP No. 15939) untersuchte Matthias Rodemeier das Verhalten von über 250.000 Kunden eines deutschen Lieferdienstes, die die Möglichkeit hatten, ihren CO2-Ausstoß freiwillig zu kompensieren. Dabei wurden Preis und Menge der ausgeglichenen Emissionen zufällig variiert, indem das Unternehmen entweder einen Teil der Kosten übernahm oder bei gleichem Preis eine zusätzliche Menge CO2 kompensierte.

Im Ergebnis zeigte sich zunächst, dass die Verbraucher bei geringerem Preis mit erhöhter Nachfrage reagierten, nicht aber bei einer höheren ausgeglichenen CO2-Menge. Das änderte sich, wenn dem Kunden der Eigenanteil und der Grad der Subventionierung des Anbieters angezeigt wurden. Verpflichtete sich das Unternehmen beispielsweise, die dreifache Menge an CO2 zusätzlich auszugleichen, stieg die Nachfrage nach der freiwilligen Kompensation um 22 Prozent, und die Zahlungsbereitschaft belief sich auf durchschnittlich 16 Euro pro ausgeglichener Tonne CO2.

Laut Studie war hierfür der „Fairness-Aspekt“ einer Beteiligung des Lieferdienstes an den Kosten ausschlaggebend, nicht etwa der zusätzlich generierte Klimaschutzeffekt. Zugleich offenbart das großangelegte Feldexperiment, dass die tatsächliche Zahlungsbereitschaft der Menschen für den Ausgleich ihrer CO2-Emissionen nur etwa ein Zwölftel dessen beträgt, was in hypothetischen Umfragen zum Thema angegeben wird.

Langfristige ökonomische Folgen des Klimawandels am Beispiel des Tschadsees

Die Studie „The Effects of Climate Change in the Poorest Countries: Evidence from the Permanent Shrinking of Lake Chad” (IZA DP No. 16396) von Remi Jedwab, Federico Haslop, Roman Zarate, und Carlos Rodriguez Castelan beleuchtet am Beispiel des weitgehend ausgetrockneten Tschadsees die bislang kaum erforschten wirtschaftlichen Langzeitfolgen gradueller Klimaveränderungen.

Der Tschadsee, einst der elftgrößte See der Welt, verlor zwischen 1963 und 1990 rund 90 Prozent seiner Wasserfläche. Die Untersuchung der Bevölkerungsentwicklung in den angrenzenden Ländern Kamerun, Tschad, Nigeria und Niger zeigt ein deutlich verlangsamtes Wachstum in seenahen Regionen – ein Effekt, der erst nach Einsetzen des Austrocknens eintrat und bis heute anhält. Die negativen Auswirkungen des Wasserverlustes auf Fischerei, Landwirtschaft und Viehzucht überwiegen deutlich die Vorteile, die durch die Vergrößerung der Landmasse entstehen.

Auf Basis umfangreicher Datensätze und eines komplexen ökonomischen Modells liefert die Studie wichtige Erkenntnisse zu den Schwierigkeiten der ärmsten Weltregionen mit der Anpassung an die Folgen des Klimawandels, die gezielte politische Maßnahmen zur Unterstützung der Bevölkerung erfordern.

+++

Nach Einschätzung der Jury, bestehend aus Susana Ferreira (University of Georgia) und Andrew Oswald (IZA und University of Warwick), repräsentieren beide Forschungsarbeiten die Spitze der modernen empirischen Wirtschaftsforschung.

Filed Under: IZA News Tagged With: climate change, IRECC

Familiäre Rollenverteilung sorgt für Unterschiede in der Jobzufriedenheit

February 15, 2024 by Mark Fallak

Frauen verdienen im Schnitt weniger als Männer, sind aber dennoch zufriedener in ihrem Job. Dieses scheinbare Paradox, das selbst bei vergleichbaren Arbeitsplatzmerkmalen und persönlichen Eigenschaften zu beobachten ist, beschäftigt die Wissenschaft schon seit langem.

Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Christian Bredemeier, Patrick Ndlovu, Suncica Vujić und Roland Winkler präsentiert nun einen innovativen Erklärungsansatz. Die Forschenden argumentieren, dass die Jobzufriedenheit vor allem davon abhängt, wie sehr sich die persönlichen Vorlieben im gewählten Arbeitsplatz widerspiegeln, beispielsweise in einem eher teamorientierten oder eher wettbewerbsbetonten Arbeitsumfeld.

Die Hypothese: In Haushalten mit traditioneller Rollenverteilung ist der Mann Hauptverdiener und muss daher bei der Arbeitsplatzwahl auf Einkommensmaximierung abzielen, während die Frau eher in der Lage ist, ihre berufliche Tätigkeit an ihren persönlichen Präferenzen auszurichten. Dieses Muster verfestigt dann wiederum die Verdienstunterschiede zwischen Männern und Frauen.

Eine empirische Analyse kanadischer Umfrage- und Steuerdaten von über 5.000 Personen mit Angaben zu Arbeitszufriedenheit und Haushaltseinkommen bestätigt die Theorie: Selbst unter Berücksichtigung individueller und arbeitsplatzbezogener Merkmale geben die befragten Frauen eine signifikant höhere Arbeitszufriedenheit an als die Männer.

Am deutlichsten sind die Unterschiede bei verheirateten Paaren mit Kindern und einer traditionellen Rollenverteilung, in der der männliche Partner mehr als die Hälfte des Haushaltseinkommens beiträgt. Bei Singles, kinderlosen Paaren und Paaren mit weniger traditioneller Rollenverteilung sind hingegen keine geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Arbeitszufriedenheit erkennbar, was den zentralen Einfluss der innerfamiliären Entscheidungen und Verdienstunterschiede bestätigt.

Filed Under: Research Tagged With: family, gender, household, job satisfaction

Breite Mehrheit der Weltbevölkerung für den Klimaschutz

February 10, 2024 by Mark Fallak

Eine aktuelle Studie von Peter Andre, Teodora Boneva, Felix Chopra und Armin Falk belegt erstmals, dass eine breite Mehrheit der Weltbevölkerung Klimaschutzmaßnahmen unterstützt und auch bereit ist, Kosten dafür in Kauf zu nehmen.

Grundlage der Studie, veröffentlicht in der renommierten Fachzeitschrift Nature Climate Change, ist eine weltweit repräsentative Umfrage, für die rund 130.000 Menschen in 125 Ländern befragt wurden. Demnach sind 69 Prozent der Weltbevölkerung bereit, einen Beitrag von einem Prozent ihres persönlichen Einkommens für den Klimaschutz aufzuwenden.

Eine überwältigende Mehrheit von 86 Prozent befürwortet klimafreundliche soziale Normen, 89 Prozent fordern verstärkte politische Maßnahmen. Da das Weltklima ein globales öffentliches Gut ist, dessen Schutz die gemeinsame Anstrengung der Weltbevölkerung erfordert, halten die Forschenden ihren Befund für „enorm ermutigend“. In Ländern, die durch die globale Erwärmung besonders betroffen sind, ist die Bereitschaft zum Klimaschutz überdurchschnittlich hoch, in Ländern mit hohem Pro-Kopf-Einkommen hingegen niedriger als in anderen Ländern:

Zugleich zeigt sich, dass in jedem einzelnen Land die Bereitschaft anderer Menschen, den Klimawandel zu bekämpfen, unterschätzt wird – global betrachtet um rund 26 Prozentpunkte. Darin sehen die Forschenden ein großes Hindernis für den erfolgreichen Kampf gegen den Klimawandel, zumal Menschen, die die öffentliche Unterstützung für den Klimaschutz unterschätzen, oftmals weniger dazu bereit seien, selbst aktiv zu werden.

Die Ergebnisse der Studie legen damit auch eine Strategie nahe, die Bereitschaft noch weiter zu erhöhen: „Statt die Bedenken einer lautstarken Minderheit aufzugreifen, die jede Form von Klimaschutzmaßnahmen ablehnt, müssen wir wirksam kommunizieren, dass die große Mehrheit der Weltbevölkerung bereit ist, etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen, und von der Politik erwartet, dass sie handelt“, schreiben die Studienautoren. Mehr Optimismus in Sachen Klimaschutz könne eine positive Dynamik entfalten.

Methodik

Die Befragung wurde im Rahmen des Gallup World Poll 2021/2022 durchgeführt. Auf die für den Global Climate Change Survey einbezogenen Länder entfallen 96 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen, 96 Prozent des weltweiten BIP und 92 Prozent der Weltbevölkerung. Um die Repräsentativität innerhalb der Länder zu gewährleisten, wurde die Stichprobe für jedes Land nach dem Zufallsprinzip aus der Wohnbevölkerung im Alter von 15 Jahren und älter ausgewählt. Die Interviews wurden telefonisch (in Ländern mit hohem Einkommen) oder persönlich (in Ländern mit niedrigem Einkommen) durchgeführt. Die meisten Länderstichproben umfassen etwa 1.000 Befragte, die Gesamtstichprobe umfasst insgesamt 129.902 Personen. Um die Vergleichbarkeit über Länder und Kulturen hinweg zu gewährleisten, wurde die Umfrage professionell in die jeweiligen Landessprachen übersetzt und umfangreich getestet.

Datensatz und Website

Die Daten sind für wissenschaftliche Zwecke über das Forschungsdatenzentrum IDSC des IZA abrufbar.

Über die Projekt-Website lassen sich interaktive Weltkarten und Länderrankings generieren: https://gccs.iza.org

Filed Under: Research Tagged With: climate change

Warum leugnen Menschen den Klimawandel?

February 2, 2024 by Mark Fallak

Erstaunlich viele Menschen spielen die Folgen des Klimawandels herunter oder leugnen, dass er primär menschengemacht ist. Warum ist das so? Eine Hypothese lautet, dass diese Fehlwahrnehmungen auf Selbsttäuschung zurückzuführen sind: Es lebt sich einfach leichter mit den eigenen Klimaverfehlungen, wenn man glaubt, dass alles schon nicht so schlimm werden wird. Der Fachbegriff für diese Denkweise lautet „motivated reasoning“.

Motivated reasoning hilft uns, unser Verhalten zu rechtfertigen: Wer gerne mehrfach pro Jahr in den Urlaub fliegt, kann sich beispielsweise einreden, dass das Flugzeug auch ohne ihn abheben würde oder dass ein einziger Flug keinen Unterschied macht. Oder eben, dass ohnehin nicht bewiesen ist, dass es den menschengemachten Klimawandel überhaupt gibt. All diese Argumentationsmuster sind Beispiele für motivated reasoning. Indem wir die Fakten zurechtbiegen, bis sie uns passen, können wir ein positives Selbstbild bewahren.

Selbstbetrug zur Bewahrung des positiven Selbstbilds

Doch welche Rolle spielt diese Form der Selbsttäuschung für den Umgang mit dem Klimawandel? Wissenschaftliche Belege dazu fehlten bislang weitgehend. Eine aktuelle Studie von IZA-Forschungsdirektor Florian Zimmermann und Lasse Stötzer, die jetzt in Nature Climate Change erschienen ist, schließt diese Forschungslücke – mit einem unerwarteten Ergebnis. Die Studie basiert auf einer Serie von Online-Experimenten mit einer repräsentativen Gruppe von 4.000 Erwachsenen aus den USA.

Im Zentrum der Experimente stand eine Geldspende in Höhe von 20 Dollar. Die Teilnehmenden wurden per Zufall zwei verschiedenen Gruppen zugewiesen. Die in der ersten Gruppe konnten die 20 Dollar zwischen zwei Organisationen aufteilen, die sich beide dem Kampf gegen den Klimawandel verschrieben hatten. Die in der zweiten Gruppe konnten sich stattdessen entscheiden, die 20 Dollar nicht zu spenden, sondern für sich zu behalten. Sie bekamen die Summe dann am Ende tatsächlich ausgezahlt.

Wer die Spende für sich behält, muss das vor sich rechtfertigen. Das lässt sich beispielsweise erreichen, indem man den Klimawandel in Abrede stellt. Tatsächlich entschieden sich fast 50 Prozent der Teilnehmenden in Gruppe 2 dafür, das Geld für sich zu behalten. Die Forscher wollten nun wissen, ob sie diese Entscheidung nachträglich rechtfertigten, indem sie den Klimawandel leugneten.

Beide Gruppen waren nach dem Zufallsprinzip gebildet worden. Ohne „motivated reasoning“ sollte in ihnen daher eigentlich im Schnitt eine ähnliche Einstellung zur menschengemachten Erderwärmung herrschen. Wenn diejenigen, die die Spende für sich behalten, sich dagegen durch Selbsttäuschung rechtfertigen, müsste in ihrer Gruppe der Zweifel am Klimawandel wachsen. Diesen Effekt konnten die Forscher jedoch nicht beobachten.

Klimaleugnung als identitätsstiftendes Merkmal?

Auch zwei weitere Experimente ergaben keine Hinweise darauf, dass die weit verbreiteten Fehlwahrnehmungen zum Klimawandel auf diese Art von Selbsttäuschung zurückzuführen wären. Auf den ersten Blick ist das für die Politik eine gute Nachricht. Denn die Ergebnisse könnten bedeuten, dass sich Leugner des Klimawandels durchaus erreichen lassen – einfach, indem man sie möglichst gut und umfassend informiert. Wenn Menschen sich die Realität zurechtbiegen, ist das dagegen kaum möglich.

Allerdings fanden die Forscher Anhaltspunkte für eine Variante von motivated reasoning, nämlich dass die Leugnung der menschengemachten Erderwärmung zur Identität bestimmter Gruppen gehört. Manche Menschen definieren sich also möglicherweise ein Stück weit dadurch, den Klimawandel zu leugnen. Diese Denkweise ist für sie ein wichtiges Merkmal, das sie von anderen politischen Gruppen unterscheidet. Was die Forschung zu diesem Thema zu sagen hat, ist ihnen daher vermutlich schlicht egal.

Filed Under: Research Tagged With: behavior, climate change, denial, excuse, motivated reasoning, self-deception

IZA Network Advisory Panel gegründet

January 19, 2024 by Mark Fallak

Ab sofort wird ein neu gegründetes IZA Network Advisory Panel die wissenschaftliche Leitung des IZA in allen Belangen seines renommierten Forschungsnetzwerks beraten:

  • Joseph Altonji, Yale University
  • Oriana Bandiera, London School of Economics
  • Annabelle Krause-Pilatus, IZA
  • Andrew Oswald, University of Warwick (Vorsitz)
  • Aderonke Osikominu, UniversitätHohenheim
  • Daphné Skandalis, University of Copenhagen

Das neue Gremium steht für wissenschaftliche Exzellenz und repräsentiert zugleich die vielfältigen Facetten und Perspektiven des globalen IZA-Netzwerks mit seinen über 2000 Mitgliedern.

Filed Under: IZA News

Ungleichheit auf dem Arbeitsmarkt bemisst sich nicht an der Bezahlung allein

January 11, 2024 by Mark Fallak

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die nach neuen beruflichen Möglichkeiten suchen, legen heute einen zunehmenden Fokus auf nicht-monetäre Aspekte ihres Jobs, wie zum Beispiel Arbeitsplatzflexibilität, Homeoffice-Optionen und das allgemeine Arbeitsumfeld. In einem aktuellen IZA-Forschungspapier untersucht Tobias Lehmann anhand österreichischer Arbeitsmarktdaten von 1996 bis 2011, inwieweit diese Aspekte die finanzielle Vergütung ersetzen oder ergänzen.

Seine Analyse zeigt, dass sich im Verlauf der 15 Jahre ein Wandel auf dem Arbeitsmarkt vollzogen hat:  Unternehmen, die bessere nicht-monetäre Leistungen anbieten, zahlen zunehmend auch höhere Gehälter. Berücksichtigt man also den „Wert“ des Jobs insgesamt, der für die Arbeitszufriedenheit entscheidend ist, so ist  die Ungleichheit auf dem Arbeitsmarkt tatsächlich noch stärker ausgeprägt, als eine reine Betrachtung der Löhne suggeriert.

Filed Under: Research Tagged With: inequality, job values, wage dispersion

Welche Werte bringen Führungskräfte mit?

December 13, 2023 by Mark Fallak

In Zeiten des Fachkräftemangels und mobilen Arbeitens kommen auf Führungskräfte in Unternehmen immer mehr Aufgaben zu, die über das bloße Überwachen und Anleiten von Mitarbeitenden hinausgehen. Es geht darum, persönliche Bedürfnisse etwa bei der Arbeitszeitflexibilität mit produktiver Teamarbeit in Einklang zu bringen, Motivation und Kreativität zu fördern oder auch die psychische und körperliche Gesundheit der Mitarbeitenden im Blick zu halten. Kurzum: Autokratie ist out, Empathie ist gefragt.

Sind die Führungskräfte von heute mit dafür hilfreichen Persönlichkeitsmerkmalen und Wertvorstellungen ausgestattet? Dieser Frage geht ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Mihails Hazans, Jaan Masso und Per Botolf Maurseth  nach. Die Studie nutzt Daten des European Social Survey für neun Ostsee-Anrainerstaaten (die nordischen Länder, das Baltikum, Polen und Deutschland) und konzentriert sich dabei auf die „grundlegenden individuellen Werte“ nach Schwartz, die in unterschiedlichem Maße für Führungsverhalten relevant sind.

In fast allen untersuchten Ländern zeigt sich, dass Vorgesetzte typischerweise ein hohes Maß an Erfolgsstreben sowie an selbstbestimmtem Denken und Handeln mitbringen, was einerseits für karrierebewusste Menschen naheliegt und andererseits für eine Position mit Führungsverantwortung durchaus wünschenswert ist. Allerdings können diese Werte auch einen autokratischen Führungsstil begünstigen, insbesondere wenn sie einem überdurchschnittlich hohen Maß an Machtstreben einhergehen, was sich insbesondere bei Führungskräften in Estland, Finnland und Dänemark sowie in geringerem Maße auch in Norwegen und Deutschland beobachten lässt.

Ein Gegengewicht im Sinne eines empathischen Führungsstils könnten die Werte Universalismus (Solidarität mit Schwächeren, Toleranz und Gleichberechtigung) und Wohlwollen (Hilfsbereitschaft und Fürsorge für nahestehende Personen) darstellen. Letzeres ist jedoch nur bei Führungskräften in Norwegen und Schweden ausgeprägt, während Universalismus in einigen Ländern, darunter auch Deutschland, sogar negativ mit Führungsaufgaben korreliert ist. Die Autoren der Studie empfehlen Unternehmen daher, bei Beförderungsentscheidungen einen stärkeren Fokus auf die individuellen Wertvorstellungen zu legen, um den Anforderungen an einen modernen Führungsstil besser gerecht zu werden.

Filed Under: Research Tagged With: adverse selection, human values, management, social trust

Wer befürwortet Affirmative Action?

December 5, 2023 by Mark Fallak

Affirmative Action ist nicht nur in den USA Gegenstand heftiger Debatten. Unter dem Begriff sind Politikmaßnahmen zusammengefasst, die Diskriminierung und vergangene Benachteiligungen ausgleichen sowie Vielfalt fördern sollen, indem bestimmte Gruppen (zum Beispiel Frauen oder Angehörige von Minderheiten) bei der Zulassung zur Universität, bei Einstellungen oder Beförderungen bevorzugt behandelt werden.

Um eine solche Politik möglichst wirksam zu gestalten und zugleich unerwünschte Gegenreaktionen gegenüber den betreffenden Bevölkerungsgruppen zu vermeiden, braucht es ein besseres Verständnis der Faktoren, die die Meinungen zu Affirmative Action beeinflussen.

Ein akuelles IZA-Forschungspapier von Sabrina Herzog, Hannah Schildberg-Hörisch, Chi Trieu und Jana Willrodt beleuchtet dieses wichtige Thema anhand von bevölkerungsrepräsentativen Daten aus den USA. Die Forscherinnen nutzen eine Kombination aus Experiment und Umfrage, um zu ergründen, wer Affirmative Action unterstützt oder ablehnt und warum.

Das Ergebnis: Menschen befürworten Affirmative-Action-Maßnahmen wie Quotenregelungen insbesondere dann, wenn sie glauben, dass sie selbst direkt davon profitieren werden. Das Bevorzugen von Angehörigen einer Gruppe, zu der sie selbst gehören („in-group favoritism“), spielt hingegen eine untergeordnete Rolle.

Hinsichtlich persönlicher Merkmale kommt die Studie zu dem Schluss, dass nicht etwa demografische Faktoren wie Einkommen oder Bildung,  sondern vielmehr Eigenschaften wie Altruismus oder eine Vorliebe für Effizienz für die Befürwortung oder Ablehnung von Affirmative Action maßgeblich sind.

Für die Politik liefert die Studie eine schlechte und eine gute Nachricht. Die hohe Bedeutung von Eigennutz in der Meinungsbildung legt nahe, dass Affirmative Action immer umstritten bleiben wird, egal in welcher Ausprägung. Allerdings lässt sich die Akzeptanz solcher Maßnahmen steigern, wenn plausibel belegt werden kann, dass Effizienz und Chancengleichheit gewährleistet sind. Insbesondere sollte dem Eindruck entgegengewirkt werden, dass sich die Benachteiligung umkehrt, weil die zuvor benachteiligte Gruppe zu stark bevorzugt wird.

Filed Under: Research Tagged With: affirmative action, altruism, discrimination, efficiency, fairness, in-group favoritism

Glückliche Selbstständige auch im Alter?

December 4, 2023 by Mark Fallak

Angesichts der steigenden Lebenserwartung und der damit einhergehenden Alterung der Bevölkerung gewinnt eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit zunehmend an Bedeutung. Eine gezieltere Förderung beruflicher Selbstständigkeit könnte dazu einen Beitrag leisten, da Selbstständige im Schnitt länger auf dem Arbeitsmarkt aktiv bleiben als abhängig Beschäftigte.

Doch was bewegt ältere Menschen, sich selbstständig zu machen oder ihre unternehmerische Tätigkeit über das reguläre Renteneintrittsalter hinaus fortzuführen? Dieser Frage geht ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Michael Fritsch, Alina Sorgner und Michael Wyrwich nach. Ein besonderer Fokus der Studie liegt dabei auf der Lebenszufriedenheit älterer Selbstständiger im Vergleich zu abhängig Beschäftigten oder Ruheständlern gleichen Alters.

Die Auswertung von Daten des Sozio-oekonomischen Panels legt nahe, dass Selbstständige glücklicher sind, wobei der Einkommensaspekt sowohl für die Lebenszufriedenheit als auch für die Fortführung der beruflichen Tätigkeit im höheren Alter maßgeblich erscheint.

Ein weiterer zentraler Faktor ist die körperliche und geistige Gesundheit. Dass Selbstständige im Schnitt gesünder sind, trägt zu ihrer höheren Lebenszufriedenheit bei. Bei gleichem Gesundheitszustand sind Ruheständler jedoch glücklicher als gleichaltrige Selbstständige, die noch erwerbstätig sind.

Nach Einschätzung der Forschenden sollte daher die Förderung beruflicher Selbstständigkeit etwaige gesundheitliche Einschränkungen Älterer berücksichtigen und Jüngere bereits frühzeitig für entsprechende Gesundheitsvorsorge sensibilisieren.

Filed Under: Research Tagged With: age, entrepreneurship, healh, life satisfaction, well-being

Mobilitätsförderung für Stellensuchende kann unerwünschte Folgen haben

November 28, 2023 by Mark Fallak

Die Förderung der Arbeitsmarktmobilität gilt als wichtiges Instrument, um offene Stellen und Jobsuchende effizienter zusammenzuführen. In vielen Ländern erhalten Arbeitslose daher staatliche Unterstützung für einen Wohnortwechsel oder längere Pendelwege, wenn sie überregional auf Stellensuche gehen. Was sich nach einer sinnvollen Politikmaßnahme anhört, kann jedoch das Gegenteil des gewünschten Effekts bewirken. Zu diesem Ergebnis gelangt eine IZA-Studie von Marco Caliendo, Steffen Künn und Robert Mahlstedt, die demnächst im Review of Economics and Statistics erscheint.

Die Forscher analysierten anhand des IZA-Evaluationsdatensatzes die Auswirkungen von Mobilitätshilfen wie der Umzugskostenbeihilfe auf arbeitslose Jobsuchende in Deutschland. Entgegen der Erwartungen zeigte sich, dass die staatliche Unterstützung insgesamt den Arbeitsmarkterfolg der geförderten Arbeitslosen sogar reduzierte.

Zwar erhöhten die Stellensuchenden ihren Suchradius, doch durch die Fördermöglichkeiten verringerten sich im Schnitt sowohl die Beschäftigungswahrscheinlichkeit als auch die erzielten Einkommen. Laut Studie ist dieser negative Effekt darauf zurückzuführen, dass Menschen, die aus verschiedenen Gründen dann doch den Umzug scheuen, zu viele Ressourcen in die Suche nach entfernteren Jobs stecken, statt die Suche vor Ort zu intensivieren.

Die Autoren empfehlen daher eine gezieltere Fokussierung von Mobilitätsförderung auf Jobsuchende, die tatsächlich bereit wären, für eine Arbeitsaufnahme ihren Wohnort dauerhaft zu wechseln. Zudem könne eine verbesserte Fernberatung und interregionale Zusammenarbeit zwischen Jobcentern und privaten Arbeitsvermittlungen die Effizienz der überregionalen Stellensuche steigern helfen.

Filed Under: Research Tagged With: active labor market policy, job search, labor mobility, search frictions

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