Angesichts der rasanten Entwicklung neuer Technologien, insbesondere der künstlichen Intelligenz (KI), macht sich die Sorge breit, dass diese Spitzentechnologien zunehmend Beschäftigte mit komplexen Tätigkeiten ersetzen könnten. Laut einem aktuellen IZA-Forschungspapier von Melanie Arntz, Sabrina Genz, Terry Gregory, Florian Lehmer und Ulrich Zierahn-Weilage beschleunigt sich stattdessen vielmehr der Abbau von Routinetätigkeiten.
Um zu untersuchen, wie die Verbreitung neuer Technologien die Tätigkeitsprofile insgesamt verändert, erhoben die Autoren erstmals Daten zur tatsächlichen Nutzung von Spitzentechnologien auf Betriebsebene und verknüpften diese mit Verwaltungsdaten der Bundesagentur für Arbeit. Dieser neuartige Datensatz ermöglicht die Unterscheidung zwischen Unternehmen, die modernste Spitzentechnologien anwenden bzw. auf bereits etablierte digitale Technologien setzen – oder keine dieser Technologien nutzen.
Die Studie belegt zunächst, dass bei Beschäftigten in Deutschland der Anteil kognitiver und manueller Routinetätigkeiten zwischen 2011 und 2016 um etwa 2,4 Prozentpunkte zurückgegangen ist. Am deutlichsten fiel dieser Rückgang bei Betrieben aus, die Spitzentechnologien einsetzen, gefolgt von Nutzern digitaler Technologien.
Allerdings zeigen sich auch innerhalb dieser Kategorien auffällige Unterschiede. So findet die Deroutinisierung durch Spitzentechnologien primär in größeren Unternehmen statt. Ein Grund dafür könnte sein, dass große Unternehmen mehr in die erforderliche Weiterbildung ihrer Belegschaft investieren.
Aber auch die Tätigkeitsstruktur der Betriebe spielt eine Rolle: Je höher der bereits bestehende Anteil von komplexeren kognitiven Tätigkeiten, desto eher können die Unternehmen vom Einsatz moderner Spitzentechnologien profitieren und entsprechend schneller wachsen.
Nach Einschätzung der Autoren könnten sich diese Unterschiede zwischen den Unternehmen durch beschleunigte Einführung neuer Technologien weiter verschärfen. Das Ausmaß der Deroutinisierung hänge jedoch entscheidend davon ab, inwieweit die für den Umgang mit Spitzentechnologien notwendigen Kompetenzen bereits vorhanden sind oder vermittelt werden.