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Mark Fallak

IZA fördert innovative ökonomische Forschung zum Klimawandel

March 6, 2023 by Mark Fallak

Obwohl der Klimawandel die wohl größte Herausforderung der Menschheit in den kommenden Jahrzehnten darstellt, fristen Klima- und Umweltthemen in der internationalen ökonomischen Forschungslandschaft bislang noch eher ein Schattendasein. Um einen zusätzlichen Anreiz für innovative Forschung insbesondere zu den gesellschaftlichen und arbeitsmarktpolitischen Implikationen des Klimawandels zu setzen, verleiht das IZA in diesem Jahr zum zweiten Mal den mit 10.000 Euro dotierten Forschungspreis “Innovative Research in the Economics of Climate Change” (IRECC). Ausgezeichnet werden damit zwei Studien aus dem IZA-Netzwerk:

 „Understanding Climate Damages: Consumption versus Investment“ (IZA DP No. 14974) von Gregory Casey, Stephie Fried und Matthew Gibson legt nahe, dass die Wohlfahrtskosten des Klimawandels deutlich höher sein könnten als bislang geschätzt. Die Forschenden entwickeln ein innovatives Modell, das bei den Produktivitätseinbußen aufgrund des Klimawandels unterscheidet zwischen Unternehmen, die Konsum- bzw. Investitionsgüter (oder -dienstleistungen) produzieren. Wenn die Produktion von Investitionsgütern anfälliger für den Klimawandel ist, werden die Konsumeinschränkungen kurzfristig geringer, langfristig jedoch größer sein als in den gängigen Modellen mit aggregierten Schadensfunktionen. Mit Blick auf die negativen Folgen von Hitzestress errechnet die Studie, dass die Wohlfahrtskosten des Klimawandels – je nach Diskontierungsfaktor – um etwa 4 bis 24 Prozent höher sein dürften als bislang angenommen.

„Climate Change and Political Participation: Evidence from India“ (IZA DP 15764) von Amrit Amirapu, Irma Clots-Figueras und Juan Pablo Rud liefert am Beispiel Indiens neue Erkenntnisse zu den Auswirkungen des Klimawandels auf politische Mitbestimmung in Entwicklungsländern. Dazu nutzen die Forschenden detaillierte Wetterdaten sowie die regionalen Wahlergebnisse der Jahre 2009 bis 2017 für Indien. In Regionen mit einer Häufung von Perioden extremer Hitze steigt demnach die Wahlbeteiligung und die Zusammensetzung des Kandidatenpools verändert sich. Ausschlaggebend dafür sind Produktivitätseinbußen in der Landwirtschaft. So haben siegreiche Kandidaten häufiger einen landwirtschaftlichen Hintergrund und investieren mehr etwa in Bewässerung.

Nach Einschätzung der Jury, bestehend aus Andrew Oswald (University of Warwick und IZA) und Susana Ferreira (University of Georgia), repräsentieren beide Forschungsarbeiten die Spitze der modernen empirischen Wirtschaftsforschung.

Aus allen Klima-Studien, die in diesem Jahr als IZA Discussion Paper erscheinen, werden Anfang 2024 erneut die besten Arbeiten für den IRECC-Preis ausgewählt.

Filed Under: IZA News Tagged With: climate change, IRECC

Wie sich die EU-Freizügigkeit auf Häuserpreise auswirkt

March 3, 2023 by Mark Fallak

Explodierende Wohnkosten sind nicht nur in Deutschland ein heißes politisches Thema. Auch in der Schweiz haben sich die Preise für Einfamilienhäuser und selbstgenutzte Wohnungen zwischen 1985 und 2016 etwa verdoppelt. Die Mietpreise bei Neuvermietung zeigen ebenfalls seit 1999 einen klaren Aufwärtstrend. Inwieweit das Freizügigkeitsabkommen (FZA) mit der EU dazu beigetragen haben könnte, untersucht ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Fabienne Helfer, Volker Grossmann und Aderonke Osikominu.

Das seit Juni 2002 geltende Abkommen erleichtert den Zuzug von Erwerbstätigen aus der EU, die im Vergleich zu anderen Einwanderergruppen meist besser qualifiziert sind und mehr verdienen. Historisch betrachtet ziehen Einwanderer bevorzugt in Regionen, wo bereits viele ihrer Landsleute heimisch sind. Die Studie macht sich diesen Umstand zunutze, um den Effekt des erleichterten Zuzugs auf die Entwicklung der Wohnungspreise in den 106 sogenannten MS-Regionen der Schweiz zu messen (hier mehr zur Methodik).

Demnach führte ein jährlicher Bevölkerungszuwachs um 1% durch EU-Ausländer zu einem Anstieg der Preise für Einfamilienhäuser um 4,3% und für Eigentumswohnungen um 5,9%. Schätzungen auf Basis von Daten auf Kantonsebene deuten darauf hin, dass die Zuwanderung die Mietpreise noch stärker erhöht hat. Betrachtet man die Nettozuwanderung, fällt der Anstieg etwas geringer, aber dennoch substanziell aus.

Die Studie weist darauf hin, dass trotz der unbestritten positiven Arbeitsmarktwirkungen der Zuwanderung von Hochqualifizierten der damit verbundene Anstieg der Wohnungspreise insbesondere einkommensschwachen Personen schaden könnte, die kein Wohneigentum besitzen. Die Politik sollte daher durch staatliche Unterstützungsmaßnahmen und geförderten Wohnungsbau gegensteuern, um die Akzeptanz der EU-Freizügigkeit in der Bevölkerung zu erhalten.

Filed Under: Research Tagged With: EU, freedom of movement, housing, immigration, Switzerland

Ersetzen oder fördern neue Technologien betriebliche Weiterbildung?

February 15, 2023 by Mark Fallak

Theoretisch kann die Einführung moderner digitaler Technologien wie Augmented Reality oder 3D-Drucker zwei gegenläufige Effekte auf Investitionen in die betriebliche Weiterbildung haben: Müssen die Mitarbeiter im Umgang mit den neuen Technologien geschult werden, steigt der Bedarf. Werden ihre Tätigkeiten automatisiert oder qualifiziertes Personal neu eingestellt, sinkt der Bedarf an Weiterbildung. Gleiches gilt, wenn sich durch den vermehrten Technikeinsatz die menschlichen Tätigkeiten dahingehend verändern, dass etwa soziale Kompetenzen wichtiger werden als technisches Knowhow.

Um diesen Zusammenhang empirisch zu überprüfen, hat ein Forschungsteam um IZA-Fellow Giorgio Brunello einen umfangreichen Datensatz der Europäischen Investitionsbank ausgewertet, der repräsentative Unternehmensdaten aus der EU und den USA zur betrieblichen Investitionstätigkeit enthält. Die Analyse zeigt, dass die Investition pro Mitarbeiter tendenziell zurückgeht, je mehr neue Technologien eingeführt und je intensiver sie genutzt werden.

Allerdings zeigen sich deutliche Länderunterschiede, abhängig von den politischen Rahmenbedingungen: In Ländern mit schwachem Kündigungsschutz, also potenziell höherer Mitarbeiterfluktuation, gehen die Investitionen pro Kopf deutlich zurück. Umgekehrt steigen sie dort, wo betriebliche Weiterbildung staatlich stärker gefördert wird. Hier sehen die Autoren wichtige Synergieeffekte, um möglichst vielen Beschäftigten den Übergang in die digitale Industriegesellschaft zu erleichtern.

Die ebenfalls analysierten Produktivitätsdaten legen nahe, dass durch den Einsatz neuer Technologien ein ähnlich hoher Produktivitätszuwachs erzielt werden kann wie durch Investitionen in Weiterbildung. Zugleich bestätigt die Unteruchung die Ergebnisse früherer Studien, nach denen die vermehrte Technologienutzung insgesamt nicht zum Beschäftigungsabbau führt.

Eine ausführlichere Zusammenfassung finden Sie hier in englischer Sprache.

Filed Under: Research Tagged With: automation, digitalization, productivity, training

„Die Arbeitskräfte fehlen nicht, sie sind nur woanders“

February 8, 2023 by Mark Fallak

„Mitarbeiter gesucht“ – was Passanten derzeit an vielen Bäckereien, Friseursalons und anderen Betrieben begegnet, ordnet Simon Jäger im SPIEGEL-Interview vom 31. Januar 2023 aus wissenschaftlicher Sicht ein. Der MIT-Ökonom, der seit September 2022 das IZA leitet, hebt die Wirksamkeit eines marktwirtschaftlichen Instruments besonders hervor: höhere Löhne.

Wir wissen aus Studien, dass Menschen auf Arbeitsplätze wechseln, die gute Löhne und Arbeitsbedingungen bieten – und dort auch seltener kündigen.

Zunächst weist Jäger darauf hin, dass die Beschäftigung einen historischen Höchststand erreicht habe, während die Reallöhne zuletzt gesunken seien: „Das passt nicht zu der These des Fachkräftemangels.“ Im Niedriglohnbereich stagnierten die realen Einkommen sogar seit Jahrzehnten. „Gerade dort, wo Löhne niedrig waren, ist nun aber der Druck besonders groß“, so Jäger. Mit Blick auf bessere Arbeit könnten daher „die Preissignale, die der Markt sendet, auch gesellschaftlich erwünscht sein.“

Auch beim Thema Erwerbsmigration sieht Jäger die Unternehmen in der Pflicht. Im Wettbewerb um hochqualifizierte internationale Beschäftige seien gerade diejenigen Standorte attraktiv, die „höhere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen und langfristige Perspektiven“ anbieten können. Das inländische Potenzial wiederum ieße sich mit einer höheren Erwerbsbeteiligung von Frauen besser nutzen, doch hier stehe der Staat mit dem Ehegattensplitting „selbst auf der Bremse“.

In Zukunft gehe es bei all diesen Fragen aber auch darum, knappe Arbeitskräfte dort einzusetzen, „wo sie den höchsten Mehrwert schaffen.“ Die Gesellschaft müsse für sich entscheiden, ob sie bereit sei, als besonders wichtig erachtete Bereiche wie Bildung und Pflege mit den dafür notwendigen Ressourcen auszustatten. „Es gibt nichts umsonst. Das ist der Kern“, so Jäger.

Die Niedriglohnfalle am unteren Ende der Lohnverteilung hat also auch etwas mit der Transparenz der Löhne zu tun.

Um einen Ausweg aus dem Niedriglohnsektor zu eröffnen, verwies der IZA-Chef auf eigene Forschungsergebnisse, nach denen beispielsweise eine höhere Lohntransparenz helfe. So würden mehr Informationen über Verdienstaussichten in ähnlichen Jobs dazu führen, dass die Beschäftigten nachverhandeln oder verstärkt nach anderen Stellen suchen.

Insgesamt könnte diese erweiterte Flexibilität dazu führen, dass deutschlandweit mehr gearbeitet wird.

Mehr Flexibilität bei der Gestaltung des Arbeitsalltags könne laut Jäger insgesamt eine Aufstockung der Arbeitsstunden begünstigen. Insbesondere Frauen würden davon profitieren. Eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten für ältere Beschäftigte könne auch die Debatte um das Renteneintrittsalter entspannen, wenngleich das Eintrittsalter für die langfristige Stabilisierung des Rentensystems eine relevante Stellschraube bleibe, so der IZA-Chef.

Filed Under: Opinion Tagged With: Germany, labor shortage, skilled labor, wages, working conditions

Bedroht die Zuwanderung Geflüchteter den gesellschaftlichen Zusammenhalt?

January 23, 2023 by Mark Fallak

Weltweit hat die Fluchtmigration In den letzten Jahren traurige Rekordwerte erreicht. Allein im vergangenen Jahr flohen innerhalb kurzer Zeit über fünf Millionen Menschen aus der Ukraine, nachdem bereits 2021 rund eine Million Menschen aufgrund der Verschlechterung der politischen und wirtschaftlichen Lage Afghanistan verlassen hatten.

Die Integration einer hohen Zahl von Geflüchteten stellt die Aufnahmeländer vor große Herausforderungen. Durch vermehrte Spannungen zwischen den Neuankömmlingen und der einheimischen Bevölkerung droht ein Verlust von Solidarität und Vertrauen in die Gesellschaft. Doch lässt sich diese Einschätzung auch mit Daten belegen, oder beruht sie vielmehr auf anekdotischer Evidenz oder dem „Bauchgefühl“ der Menschen?

Dieser Frage gehen Emanuele Albarosa und Benjamin Elsner in einem aktuellen IZA-Forschungspapier nach, das die Auswirkungen des massiven Zustroms von Geflüchteten nach Deutschland in den Jahren 2015 und 2016 auf die Einstellungen und Wahrnehmungen der Menschen gegenüber der Gesellschaft untersucht.

In diesem Zeitraum suchten mehr als eine Million Menschen Asyl in Deutschland, vor allem aus Syrien, Afghanistan und dem westlichen Balkan. Die anfänglich gefeierte „Willkommenskultur“ kippte unvermittelt, als es in der Silvesternacht 2015/2016 zu gewalttätigen Übergriffen kam, an denen kurz zuvor eingereiste Migranten beteiligt waren. Dieser ungewöhnlich plötzliche und deutliche Wandel in der öffentlichen Meinung ist für die Forschung besonders aufschlussreich, um Zusammenhänge zwischen Einstellungen gegenüber Geflüchteten und der Gesellschaft zu ermitteln.

Auf Basis umfangreicher Daten aus dem Sozioökonomischen Panel (SOEP), einer repräsentativen Wiederholungsbefragung der deutschen Bevölkerung, analysieren die Forscher verschiedene gesellschaftliche Indikatoren wie Vertrauen, Fairnessempfinden, Sorge über die Entwicklung der Kriminalität sowie Spendenbereitschaft für wohltätige Zwecke. Die Analyse vergleicht dabei Personen, die vor dem Flüchtlingszustrom ähnliche Einstellungen hatten, jedoch in Regionen mit unterschiedlich hoher Zahl aufgenommener Geflüchteter wohnten.

Insgesamt fanden die Autoren kaum Hinweise darauf, dass der Flüchtlingszustrom die Einstellungen und Wahrnehmungen der Menschen maßgeblich beeinflusst hätte. Die roten Punkte in Abbildung 1 zeigen die geschätzte Auswirkung einer Verdoppelung der lokalen Anzahl von Flüchtlingen im Vergleich zu 2014 auf die Wahrscheinlichkeit, dass Befragte einer Aussage wie „Im Allgemeinen kann man den Menschen vertrauen“ oder „Wenn man mit Fremden zu tun hat, ist es besser vorsichtig zu sein, bevor man ihnen vertraut“ stark zustimmen.

Ein Effekt von 0,01 bedeutet, dass sich die Wahrscheinlichkeit um einen Prozentpunkt erhöht. Die Auswirkungen auf die allgemeine Wahrnehmung der Gesellschaft sowie die Besorgnis über Kriminalität und Zuwanderung sind gering und statistisch nicht signifikant. Ein signifikanter Effekt zeigt sich nur bei der Spendenbereitschaft für wohltätige Zwecke, die bei einem lokalen Anstieg der Flüchtlingszahlen zurückgeht.

Dieser Effekt geht offenbar zum Großteil auf Regionen mit hohem Stimmenanteil für die AfD zurück, wo darüber hinaus auch zunehmende Besorgnis über Kriminalität und Zuwanderung zu verzeichnen ist (siehe Abbildung 2).

Als besonders beunruhigend bewerten die Forscher die Ergebnisse ihrer Analyse fremdenfeindlicher Gewalt (siehe Abbildung 3). Die Auswertung von Daten der Amadeu Antonio Stiftung ergab, dass es in zwei Jahren nach der Flüchtlingskrise in Kommunen mit hohen Geflüchtetenzahlen vermehrt zu fremdenfeindlichen Straftaten kam, während in den Vorjahren kein solcher Zusammenhang erkennbar war.

Das Fazit der Studienautoren: Trotz des Wandels der öffentlichen Meinung im Laufe der Flüchtlingskrise haben sich die Wahrnehmung und Einstellungen der Deutschen zu ihrer Gesellschaft weit weniger verändert als oft beklagt. Dennoch belegen die deutlich messbaren Auswirkungen auf fremdenfeindliche Gewalt die gesellschaftlichen Spannungen, die mit der Aufnahme einer großen Zahl von Geflüchteten verbunden sind.

Filed Under: Research Tagged With: anti-immigrant violence, forced migration, social attitudes

Roboter statt Zuwanderung?

December 19, 2022 by Mark Fallak

In vielen Industrienationen haben Unternehmen aktuell große Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen. Zu den Gründen zählen restriktive Einwanderungsregelungen, der bevorstehende Renteneintritt der Babyboomer-Generation sowie pandemiebedingte Job- und Branchenwechsel.

Eine naheliegende Strategie, dem Arbeitskräftemangel zu begegnen, ist die zunehmende Automatisierung von Produktionsschritten, etwa durch den Einsatz von Industrierobotern. Bislang ist jedoch wissenschaftlich kaum belegt, inwieweit ein knappes Arbeitsangebot zu mehr Automatisierung führt, da ein kausaler Zusammenhang in der Praxis schwer nachzuweisen ist.

Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Katja Mann und Dario Pozzoli zeigt nun erstmals auf Basis umfangreicher dänischer Daten, dass zufällig auftretende Schwankungen im lokalen Arbeitsangebot des Niedriglohnsektors tatsächlich Auswirkungen auf die Einführung von Robotertechnik in den örtlichen Unternehmen haben.

Die zentrale Hypothese der Studie lautet: Der Zustrom von Arbeitsmigranten aus nicht-westlichen Ländern seit den 1980er Jahren hat das Angebot an geringqualifizierten Arbeitskräften erhöht, was die Arbeitskosten und damit auch den Automatisierungsdruck in Unternehmen verringert hat. In Gemeinden mit hoher Zuwanderung müssten demnach weniger Roboter in Betrieb gegangen sein – und umgekehrt.

Um einen solchen kausalen Zusammenhang zu belegen, nutzten die Forschenden den Umstand, dass Zuwanderer bevorzugt dort hinziehen, wo bereits viele Menschen aus ihrem Heimatland leben und arbeiten. In Dänemark ließen sich viele nicht-westliche Zuwanderer in Gemeinden nieder, wo Landsleute zuvor nach einem staatlichen Verteilungsschlüssel für Geflüchtete – ohne Berücksichtigung ökonomischer Kriterien – angesiedelt worden waren. Dementsprechend „zufällig“ wirkte sich ein verstärkter Zustrom von Niedriglohn-Kräften auf die lokalen Arbeitsmärkte aus.

So konnten die Autoren ermitteln, dass eine Zunahme des Anteils nicht-westlicher Migranten um einen Prozentpunkt die Wahrscheinlichkeit, dass ein in der betreffenden Gemeinde ansässiges Unternehmen Roboter einsetzt, um sieben Prozent verringert. Zudem importieren Unternehmen weniger oder billigere Robotertechnik, wenn der Anteil nicht-westlicher Arbeitskräfte höher ist. Bei steigendem Lohnniveau unter den Migranten nimmt der Automatisierungsdruck wiederum zu, was ebenfalls die Hypothese der „Substituierbarkeit“ stützt.

Vor dem Hintergrund des zunehmenden Arbeitskräftemangels legen die Forschungserkenntnisse nahe, dass sich die Automatisierungstendenzen auch in Deutschland in den nächsten Jahrzehnten massiv verstärken könnten, sofern es nicht gelingt, das Arbeitsangebot durch Zuwanderung adäquat zu ergänzen. Für die Autoren ist der Befund daher auch ein Auftrag an die Bildungspolitik, künftige Berufseinsteiger in die Lage zu versetzen, mit technologischer Unterstützung zu arbeiten, statt gegen die Technologie zu konkurrieren.

Filed Under: Research Tagged With: automation, Denmark, immigration, labor supply, robots

Zuwanderung steigert die Innovationskraft

November 16, 2022 by Mark Fallak

Die Zuwanderung hochqualifizierter Fachkräfte hilft nicht nur offene Stellen zu füllen, sondern steigert auch die Innovationskraft der heimischen Wirtschaft. Was bislang schon für die USA wissenschaftlich belegt war, konnten Anna Maria Mayda, Gianluca Orefice und Gianluca Santoni in ihrem aktuellen IZA-Forschungspapier jetzt auch für Frankreich nachweisen.

Die Analyse umfangreicher Unternehmensdaten der Jahre 1995 bis 2010 zeigt: Stieg der Anteil hochqualizierter Zuwanderer innerhalb eines Verwaltungsbezirks um 10 Prozent, wurden pro 10.000 Beschäftigte in der Industrie im Schnitt 2,6 mehr Patente angemeldet. Eine Erhöhung der Anteils einheimischer Hochqualifizierter führte nicht zu einem vergleichbaren Innovationsschub.

Der positive Effekt der Zuwanderung ergibt sich offenbar aus einer effizienzsteigernden und innovationsfreundlichen Veränderung der Aufgabenverteilung innerhalb von Unternehmen: Hochqualifizierte Zuwanderer finden sich überwiegend in technischen, forschungsintensiven Tätigkeiten, während sich hochqualifizierte Einheimische verstärkt auf Management- und Kommunikationsaufgaben fokussieren.

Diese Aufteilung dürfte zum einen mit den unterschiedlich ausgeprägten Sprachkenntnissen zusammenhängen, zum anderen damit, dass der Managementnachwuchs in Frankreich nach wie vor primär aus heimischen Elite-Universitäten rekrutiert wird.

Trotz der französischen Besonderheiten halten die Forscher ihre Erkenntnisse für international übertragbar, zumal laut einem Bericht der Weltbank auch in anderen europäischen Ländern eine ähnliche Spezialisierung innerhalb der Belegschaften zu beobachten sei. Die Politik sollte sich daher noch intensiver um hochqualifizierte Zuwanderung bemühen, die nicht nur wirtschaftlich unverzichtbar sei, sondern zudem eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung erfahre.

Filed Under: Research Tagged With: innovation, patents, skilled immigration

Wenn ausländische Arbeitskräfte für einfache Tätigkeiten fehlen

November 11, 2022 by Mark Fallak

Der Nutzen hochqualifizierter Zuwanderung für die heimische Wirtschaft ist wissenschaftlich vielfach belegt und angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels weitgehend unumstritten. Weniger Einigkeit besteht hinsichtlich der Arbeitsmarktwirkungen ungelernter Arbeitskräfte aus dem Ausland. Nehmen sie Einheimischen die Jobs weg und drücken die Löhne? Oder stellen sie eine wertvolle Ergänzung dar, indem sie Tätigkeiten übernehmen, für die sich nicht ausreichend einheimisches Personal finden lässt?

Neue Antworten auf diese Fragen liefert ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Michael Clemens und Ethan Lewis auf der Grundlage von US-Unternehmensdaten. In den USA können Unternehmen temporäre Arbeitsgenehmigungen für geringqualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland im Rahmen einer Visa-Lotterie erhalten. Die rund 100.000 Visa pro Jahr sind nutzbar beispielsweise für Hilfstätigkeiten im Gastgewerbe, in der Forstwirtschaft, auf dem Bau oder in der industriellen Fertigung. Ausgenommen ist der Agrarsektor – für saisonale Erntehelfer gibt es Sonderregelungen.

Ob ein Unternehmen ausländische Arbeitskräfte einstellen darf, ist somit eine Frage des „Losglücks“. Dank dieses Zufallsprinzips können die Forscher einen kausalen Zusammenhang ermitteln, indem sie ähnliche Unternehmen vergleichen, die Arbeitsgenehmigungen erhalten – oder eben nicht. Die Analyse zeigt zunächst: Ein um 50 Prozent geringeres Kontingent an ausländischen Arbeitskräften, die ein Unternehmen einstellen darf, führt zu Produktionseinbußen von neun Prozent. Vor allem aber wird anhand des Vergleichs deutlich, dass Unternehmen mit „Lospech“ bei der Visa-Lotterie die Lücke nicht etwa mit einheimischen Arbeitskräften füllen. Tendenziell stellen sie sogar eher weniger Personal aus dem Inland ein.

Die Autoren schließen daraus, dass auch geringqualifizierte Zuwanderer auf dem Arbeitsmarkt komplementär wirken. Das heißt, sie schaden den Jobaussichten der einheimischen Erwerbsbevölkerung nicht, sondern verbessern sie allenfalls. Ein gesamtwirtschaftlicher Effekt auf die Produktion lässt sich anhand der Daten jedoch nicht ermitteln, da die Studie nur Unternehmen untereinander vergleicht. Auch auf Deutschland sind die Ergebnisse angesichts der unterschiedlichen arbeits- und sozialrechtlichen Rahmenbedingungen nicht ohne Weiteres übertragbar.

Filed Under: Research Tagged With: labor migration, low-skilled workers, United States

Warum staatliche Eingriffe wie der Mindestlohn effizient sein können

October 10, 2022 by Mark Fallak

Seit dem 1. Oktober liegt der Mindestlohn in Deutschland bei 12 Euro pro Stunde – 25 Prozent höher als im Vorjahr. Was das für den Arbeitsmarkt bedeutet, wollte die Frankfurter Allgemeine Zeitung von Simon Jäger wissen. Im Interview (auf FAZ.net in voller Länge nachzulesen) erklärt der neue IZA-Chef außerdem, warum der Fachkräftemangel als Problem überbewertet wird und was Deutschland tun sollte, um den arbeitsmarktpolitischen „Blindflug“ zu beenden.

Trotz zusätzlicher Belastung der Unternehmen durch die Energiekrise sei die Mindestlohnerhöhung zum passenden Zeitpunkt gekommen, so Jäger. Einerseits befinde sich die Erwerbstätigenzähl auf Rekordniveau und die Arbeitsnachfrage der Unternehmen sei anhaltend hoch, andererseits litten viele Beschäftigte durch die Inflation unter Reallohnverlusten, wie es sie seit 50 Jahren nicht mehr gegeben habe.

Statt Beschäftigungsabbau im großen Stil rechnet Jäger eher mit einer „Verlagerung von Arbeitsplätzen aus weniger produktiven Betrieben hin zu produktiveren Betrieben“. Die Mindestlohnabhebung sei auch insofern gerechtfertigt, als Deutschland über einen besonders großen Niedriglohnsektor verfüge, der neben geringen Arbeitseinkommen gesamtwirtschaftlich negative Effekte mit sich bringe. Zudem senke ein höherer Mindestlohn die Anreize, bestimmte Tätigkeiten auszulagern und damit aus der Tarifbindung herauszubrechen.

Früher galt das Dogma, der Arbeitsmarkt sei effizient. Heute lässt sich sagen: Auch bestimmte Staatseingriffe sind effizient.

Die Einschätzung, das größte Problem auf dem deutschen Arbeitsmarkt sei der Mangel an Servicepersonal und Fachkräften, teilt der IZA-Chef nicht. Die Zahl der Beschäftigten sei so hoch wie nie, allerdings hätten viele auf der Suche nach höheren Löhnen und besseren Arbeitsbedingungen die Branche gewechselt. Dadurch erhöhe sich in bestimmten Branchen der Druck, die Bedingungen zu verbessern oder bestimmte Tätigkeiten zu automatisieren.

Die Arbeitskräfte sind nicht weg, sie sind nur woanders.

In der bevorstehenden Rezession bleibe Kurzarbeit laut Jäger ein wichtiges Instrument, um Arbeitsplätze zu erhalten. Allerdings führe das Kurzarbeitergeld auch zu Mitnahmeeffekten und hemme den Strukturwandel. Die notwendige Balance zu finden, sei in Deutschland besonders schwierig, weil es – im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern – an geeigneten Daten mangele. Die Politik müsse endlich die Grundlage schaffen, um etwa Arbeitsmarktstatistiken und Unternehmensdaten aus den verschiedenen „Silos“ zusammenführen zu können. Dies sei „die Voraussetzung für exzellente Forschung und damit auch evidenzbasierte Politik“.

Wir bewegen uns in einem wirtschafts- und arbeitsmarktpolitischen Blindflug.

Seinen Schritt, vom MIT in Boston ans IZA nach Bonn zurückzukehren, begründet Simon Jäger unter anderem mit der Relevanz des Arbeitsmarktes in den großen gesellschaftlichen Debatten unserer Zeit. Ein international vernetztes Institut wie das IZA, das hervorragende Forschungsarbeit leiste, sei vor diesem Hintergrund sehr spannend. Um die Position des IZA als „Brückenbauer“ zwischen Wissenschaft und Politik zu stärken, werde derzeit der Aufbau einer Dependance in Berlin geplant.

Filed Under: Opinion Tagged With: collective bargaining, employment, Germany, labor shortage, low-wage sector, minimum wage

Chancen und Risiken des digitalen Arbeitsmarktes

September 26, 2022 by Mark Fallak

Die zunehmende Nutzung digitaler Verfahren in der Personalrekrutierung liefert der Arbeitsmarktforschung eine immense Datenfülle und wirft zugleich eine Reihe neuer Fragen auf. Können Algorithmen die Arbeit von Personalverantwortlichen effizienter machen oder gar ersetzen? Wer profitiert in welchem Maße davon? Dieser Thematik widmete das IZA-Forschungsdatenzentrum IDSC in diesem Jahr bereits zum fünften Mal eine zweitägige Fachtagung zur Diskussion des neuesten Forschungserkenntnisse.

Screening von Bewerbungen

Getragen von der Digitalisierungswelle und dem Wunsch der Arbeitgeber nach schlankeren Einstellungsverfahren bieten immer mehr Dienstleister spezielle Algorithmen zur Unterstützung bei der Personalauswahl an. Wie Manish Raghavan in seinem Vortrag verdeutlichte, besteht die Herausforderung darin, solche Algorithmen mit den geeigneten Daten zu „füttern“, um einseitige Rekrutierungsmuster zu verhindern. Andernfalls bestehe die Gefahr, dass Bewerberdiskriminierung nicht verhindert, sondern womöglich sogar gefördert werde: Während persönliche Präferenzen und menschliche Fehler bei der Personalauswahl variieren, würde ein fehlerhaft programmierter Algorithmus bei allen Unternehmen, die ihn verwenden, das gleiche – möglicherweise diskriminierende – Ergebnis generieren.

Verzerrte Empfehlungslisten

Auf ein ähnliches Problem bei der Verwendung von Algorithmen in Suchmaschinen und Empfehlungsdiensten wies Thorsten Joachims im zweiten Impulsvortrag des Workshops hin. Wie bei Shopping-Portalen, Streaming-Diensten oder Dating-Apps beeinflussen Empfehlungslisten auch bei Online-Jobbörsen, wer welche Angebote erhält. Verzerrungen können hier ebenfalls durch Programmierfehler oder die Verwendung ungeeigneter Datensätze für das maschinelle Lernen entstehen.

Digitale Ärztevermittlung

Das effiziente Zusammenbringen von Angebot und Nachfrage hat auch im Gesundheitswesen großes Potenzial. Mit einer umfangreichen Analyse schwedischer Gesundheitsdaten konnte Amanda Dahlstrand-Rudin belegen, dass Patientinnen und Patienten von einer automatisierten Ärztevermittlung profitieren, weil Risikopatienten mit höherer Wahrscheinlichkeit geeigneten Spezialisten zugeteilt werden und sich unnötige Krankenhauseinweisungen um ein Fünftel reduzieren lassen. Zugleich ist das Verfahren gesellschaftlich fairer, da es die Behandlungsqualität weniger abhängig vom Einkommen macht.

Diversity als Selling Point

Soziale Vielfalt im Unternehmen ist ein Aspekt, auf den Beschäftigte zunehmend Wert legen, wie die von Jung Ho Choi präsentierte Feldstudie mit fast 180.000 Stellensuchenden zeigt. Die Forscher variierten in per Mail verschickten Jobausschreibungen die Informationen zum Unternehmen. Wurde der „Diversity-Score“ explizit genannt, erhielten die Anzeigen mehr Clicks, auch bei geringeren Gehaltsaussichten. Vor allem weibliche Bewerbende hatten eine erhöhte „Zahlungsbereitschaft“ für mehr Vielfalt im Unternehmen.

Weitere präsentierte Studien sind über die Workshop-Programmseite abrufbar.

Filed Under: IZA News, Research Tagged With: data, Internet, job platforms, matching

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