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IZA – Institute of Labor Economics

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Mark Fallak

Wie viel Homeoffice geht eigentlich?

April 29, 2020 by Mark Fallak

Das Homeoffice ist momentan in aller Munde. Aufgrund der Corona-Pandemie haben zahlreiche Beschäftigte in Deutschland ihren Arbeitsplatz vorübergehend nach Hause verlegt, um soziale Kontakte weitestgehend zu vermeiden. Für viele Eltern wäre die Kinderbetreuung bei geschlossenen Schulen und Kitas ohnehin gar nicht anders zu gewährleisten.

Schon wird gemutmaßt, der Homeoffice-Boom könnte auch nach Corona anhalten, zumal er den bislang an der Präsenzkultur festhaltenden Arbeitgebern vor Augen führe, dass von zu Hause aus mindestens ebenso produktiv gearbeitet werden könne. Auch viele Beschäftigte könnten auf den Homeoffice-Geschmack gekommen sein – geeignete Kinderbetreuung und schnelles Internet vorausgesetzt. Und schließlich würden die eingesparten Pendelwege und -zeiten der Umwelt wie auch der Freizeit zugutekommen.

Mehrheit bevorzugt den betrieblichen Arbeitsplatz

Allerdings ist Skepsis angebracht, ob sich die Telearbeit im großen Stil halten wird. In einer Beschäftigtenbefragung zu „Wünschen und Einstellungen zu mobilem Arbeiten und Homeoffice“ gab von den Beschäftigten, die zum Befragungszeitpunkt (Juni 2019) nicht im Homeoffice arbeiteten, nur eine Minderheit von etwa 38 Prozent an, dass sie dies gerne tun würden. Von der Mehrheit, die dem Homeoffice ablehnend gegenüberstand, gaben mehr als 60 Prozent an, dass ihnen der persönliche Kontakt mit Kollegen oder die Trennung von Arbeit und Privatleben sehr wichtig seien. Diese Einstellung dürfte sich auch durch die Corona-Erfahrung nicht grundlegend geändert haben. Im Gegenteil: Manch einer wird die genannten Vorzüge des betrieblichen Arbeitsplatzes gerade besonders vermissen.

Unabhängig davon, ob die Heimarbeit vom Arbeitgeber erlaubt oder vom Mitarbeiter gewünscht ist, stellt sich die Frage, wie viele berufliche Tätigkeiten sich überhaupt realistisch von zu Hause aus erledigen lassen. Eine aktuelle Untersuchung auf Basis der Daten der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2018 beziffert das Homeoffice-Potenzial aller Beschäftigten in Deutschland auf etwa 56 Prozent. Mehr als die Hälfte der beruflichen Tätigkeiten könnten demnach in den eigenen vier Wänden ausgeübt werden. Allerdings sei weniger als die Hälfte dieses Potenzials in der Vor-Corona-Zeit ausgeschöpft worden.

Eine Frage der Definition

Auf den ersten Blick erscheint das Potenzial erstaunlich hoch, wenn man an die vielen Nicht-Büroarbeitsplätze etwa im produzierenden Gewerbe, in der Gastronomie, im Einzelhandel oder in der Pflege denkt. Es stellt sich also zunächst eine Definitionsfrage: Geht es darum, dass gewisse Tätigkeiten gelegentlich in einem geringen Umfang auch von zu Hause aus erledigt werden können? Oder besteht ein echtes „Potenzial für Homeoffice“ erst dann, wenn der Arbeitsplatz vollständig und dauerhaft nach Hause verlegt werden kann?

Die BIBB/BauA-Befragung beinhaltet die Frage, ob für den Betrieb „wenn auch nur gelegentlich“ von zu Hause aus gearbeitet wurde. Etwa 11,1 Prozent der Beschäftigten gaben an, für ihren Betrieb „häufig“ oder gar „immer“ von zu Hause aus zu arbeiten, etwa jeder vierte Beschäftigte zumindest „selten“. Die übrigen drei Viertel, die „nie“ zu Hause arbeiten, wurden dann gefragt, ob ein Angebot des Betriebs angenommen würde, dies „zeitweise“ zu tun. Nur wenn die Antwortoption gewählt wurde, dass dies bei der Arbeit „nicht möglich“ sei, wird angenommen, dass bei der betreffenden Tätigkeit kein Homeoffice-Potenzial vorliegt. Für den Rest wird unterstellt, dass Homeoffice prinzipiell möglich wäre. Zusammen mit denjenigen Beschäftigten, die ohnehin zumindest gelegentlich zu Hause arbeiten, ergeben sich die besagten 56 Prozent.

Ausschlusskriterien für Heimarbeit

Dieser hohe Anteil dürfte allerdings eher die Obergrenze des Potenzials für Heimarbeit darstellen – und auch nur dann, wenn das gelegentliche Arbeiten außerhalb des Betriebs mit einbezogen wird. Um zu ermitteln, ob berufliche Aufgaben dauerhaft und vor allem auch in ihren Kerntätigkeiten im Homeoffice denkbar sind, bietet es sich an, die mit der aktuellen Beschäftigung einhergehenden Tätigkeiten und Arbeitsbedingungen genauer zu untersuchen. Die BIBB/BauA-Erwerbstätigenbefragung erhebt beispielsweise ebenfalls, ob

  • die Arbeitszeit überwiegend im Freien verbracht wird,
  • die Tätigkeit nie die Nutzung eines Computers umfasst,
  • die befragte Person angab, dass bei ihrer Arbeit mindestens eine Tätigkeit oder Bedingung aus einer Liste von insgesamt neun Tätigkeiten und zehn Arbeitsbedingungen „häufig“ vorkommt, die plausibel nicht von zu Hause aus möglich sind. Dazu zählen beispielsweise das „Herstellen, Produzieren von Waren und Gütern“, das „Bewirten, Beherbergen, Speisen bereiten“, das „Arbeiten mit Öl, Fett, Schmutz, Dreck“ oder auch der „Umgang mit Mikroorganismen wie Krankheitserregern, Bakterien, Schimmelpilzen oder Viren“.

Geht man davon aus, dass diese Arten von Tätigkeiten und Arbeitsbedingungen in aller Regel mit Heimarbeit inkompatibel sind, kommen nur 16,6 Prozent der Beschäftigungsverhältnisse für eine Verlagerung ins Homeoffice in Frage. Es könnte also nur jeder sechste Beschäftigte häufiger oder regelmäßig von zu Hause aus arbeiten. Dieser relativ niedrige Wert liegt kaum über dem aktuellen Anteil der häufigen und permanenten Heimarbeiter und dürfte eher die Untergrenze darstellen. Die Spannbreite des Telearbeit-Potenzials ist also sehr groß, je nachdem wie eng die Definition der Homeoffice-Nutzung in Bezug auf Umfang und Häufigkeit gefasst ist.

Große Unterschiede nach Bildung und Region

Zudem zeigen sich deutliche Unterschiede je nach Bildungsgrad: Für die Gruppe der Beschäftigten ohne Hochschulabschluss, von denen nur 5,8 Prozent angaben, häufig oder immer von zu Hause aus zu arbeiten, ließe sich der Anteil auf maximal 11 Prozent erhöhen. Bei den Universitäts- oder Fachhochschulabsolventen wäre eine Steigerung der Homeoffice-Nutzung von 26,2 Prozent auf rund ein Drittel möglich. Das bedeutet umgekehrt: Für zwei Drittel der Hochgebildeten käme das Homeoffice, wenn überhaupt, nur gelegentlich als Alternative in Frage.

Auch geografisch ist das Homeoffice-Potenzial sehr unterschiedlich ausgeprägt – mit bis zu 20 bis 25 Prozent der Beschäftigten in den Ballungszentren und deutlich geringeren Werten in den ländlichen Regionen.

Diese Hürden dürften auf absehbare Zeit nicht fallen, selbst wenn sich die generellen Einstellungen zum Homeoffice durch die Krise nachhaltig ändern sollten. Mittelfristig ist aber durchaus denkbar, dass rezessionsbedingte strukturelle Anpassungen zulasten des produzierenden Gewerbes oder beschleunigte technologische Innovationen den Anteil von Tätigkeiten, die sich für mobiles Arbeiten eignen, steigern könnten – wenn sich beispielsweise automatisierte Produktionsabläufe in Zukunft auch vom heimischen Computer aus steuern und überwachen lassen.

Filed Under: Opinion

Geringverdiener sind doppelte Verlierer der Corona-Krise

April 17, 2020 by Mark Fallak

Homeoffice bei vollem Gehalt ist nicht für alle Erwerbstätigen in der Corona-Krise eine Option. Während hochqualifizierte Arbeitnehmer mehr Zeit im Homeoffice verbringen, sind Beschäftigte mit niedrigerem Bildungsabschluss eher zu Stundenreduzierungen gezwungen oder laufen Gefahr, ihren Job ganz zu verlieren. Das geht aus aktuellen Daten des COVID Impact Lab hervor, einem Forschungsprojekt des Exzellenzclusters ECONtribute in Kooperation mit dem IZA. Rund 5.550 Personen in den Niederlanden waren dafür vom 20. bis zum 31. März 2020 befragt worden.

Die Wissenschaftler verglichen die Veränderungen in der Arbeitswelt rund um den Beginn der Krise – bevor sie Auswirkungen auf das Berufsleben hatte und kurz nachdem es zu staatlich verordneten Einschränkungen der sozialen Kontakte kam. Erstmals lässt sich auf diese Weise mit detaillierten Zahlen belegen, wie sich der Anteil von Arbeitnehmern, die ihre tägliche Arbeit von zu Hause verrichten, innerhalb bestimmter Beschäftigtengruppen und Branchen verändert hat.

So hat sich zwar der Anteil der Arbeitnehmer, die mindestens zwei Stunden pro Tag im Homeoffice arbeiten, von 27 auf 54 Prozent verdoppelt. Allerdings fallen Hochqualifizierte mit 76 Prozent hier deutlich stärker ins Gewicht als Geringqualifizierte, von denen nur 31 Prozent zumindest teilweise von zu Hause arbeiten. Auch an der Stundenzahl zeigt sich, dass Akademikern die Umstellung auf Homeoffice-Tätigkeit leichter fällt: Bei ihnen stieg der Stundenanteil der Heimarbeit von 11 auf 68 Prozent, bei den geringer qualifizierten Beschäftigten nur auf rund ein Fünftel. Deren wöchentliche Arbeitszeit reduziert sich zudem deutlich stärker als bei Akademikern (siehe Abbildung 1).


Ein Grund besteht darin, dass Beschäftigte mit niedrigerer Qualifikation öfter in Berufen arbeiten, in denen sich die Tätigkeit nicht ins Homeoffice verlagern lässt, etwa im Einzelhandel oder der Gastronomie. Hier kommt es daher häufiger zu Entlassungen oder deutlichen Stundenreduzierungen. Menschen am unteren Ende der Einkommensverteilung trifft es dabei doppelt hart, denn mangels finanzieller Rücklagen fällt es ihnen schwerer, den entgangenen Arbeitslohn über die kommenden Monate auszugleichen. Sie werden daher in besonderem Maße auf staatliche Unterstützung angewiesen sein.

Beschäftigte mit niedrigerem Bildungsabschluss finden sich außerdem oft in systemrelevanten Berufen wie der Pflege oder dem Lebensmitteleinzelhandel. Ihr Job ist zwar aktuell gesichert, sie sind jedoch einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt. Im Gegensatz dazu sind Arbeitnehmer im Homeoffice doppelt geschützt – vor Infektionen und Einkommensverlusten. So zeigt sich eine deutliche Zweiteilung der Branchen in überwiegende Bürotätigkeiten, die von hoher Qualifikation und hohen Heimarbeitsquoten geprägt sind, und andere Tätigkeiten, in denen beides geringer ausgeprägt ist (siehe Abbildung 2).


„Für Deutschland liegen noch keine umfangreichen Daten vor, es zeigen sich aber erste Tendenzen, die in dieselbe Richtung gehen. Zwar scheint der Anstieg im Homeoffice etwas geringer zu sein als in den Niederlanden, es wird aber deutlich, dass Nicht-Akademiker auch hier das Nachsehen haben und ihre Arbeit nicht von zu Hause ausüben können. Sowohl die Niederlande als auch Deutschland haben außerdem ähnlich restriktive Einschränkungen im öffentlichen Alltag, das schafft eine ähnliche Grundlage“, erklärt Hans-Martin von Gaudecker, ECONtribute-Professor für angewandte Mikroökonomik an der Universität Bonn und Leiter des IZA-Forschungsteams Strukturelle Politikevaluation.

+++

Über den Datensatz:

Die Daten wurden mit Hilfe des niederländischen LISS-Panels erhoben. Das LISS (Longitudinal Internet Studies for the Social Sciences) befragt 4.500 Haushalte seit über zehn Jahren regelmäßig zu einer Vielzahl von Themen. Die Haushalte sind repräsentativ für die niederländische Bevölkerung und beantworten die Fragebögen online. Für diesen Datensatz wurden LISS-Teilnehmer ab 16 Jahren vom 20. bis zum 31. März befragt. 5.453 Personen haben den Fragebogen vollständig ausgefüllt. Für Deutschland liegen noch keine umfassenden Daten vor, erste Tendenzen lassen sich aber ablesen. Die deutschen Daten werden ebenfalls über eine Online-Umfrage mit Hilfe von GESIS, dem Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, abgefragt.

Filed Under: Research Tagged With: COVID-19, home office, telecommuting, telework

Akzeptanz der Ausgangssperren hängt von Erwartungen an die Dauer ab

March 30, 2020 by Mark Fallak

Der Ausbruch des Coronavirus bedeutet massive Einschnitte in das Leben von Millionen Menschen weltweit. Zahlreiche Länder haben inzwischen strenge Maßnahmen zur Selbstisolierung (wie Schulschließungen und Ausgangssperren) eingeführt, um die Ansteckungsrate zu verlangsamen. Die Wirksamkeit dieser Maßnahmen hängt entscheidend von der Einhaltung der Vorschriften durch die Bürger ab. Dabei spielen diverse Faktoren wie Risikobewusstsein, Klarheit der Regeln, Strafen für Verstöße, Vertrauen gegenüber Behörden und Kosten der Isolation eine Rolle.

In einem aktuellen IZA-Forschungspapier weisen Guglielmo Briscese, Nicola Lacetera, Mario Macis und Mirco Tonin auf einen weiteren maßgeblichen Aspekt hin: die Erwartungen der Menschen, wann die Isolationsmaßnahmen enden werden. Während Länder wie China keine konkreten Fristen nannten, kündigten andere Länder wie Italien an, einen Großteil der Maßnahmen zu einem bestimmten Datum aufzuheben.

Repräsentative Umfrage zu den Erwartungen und Absichten der Italiener

In einer repräsentativen Befragung der italienischen Bevölkerung ermitteln die Autoren die Bereitschaft, sich an die geltenden Ausgangssperren zu halten, wenn diese (i) um einige Wochen, (ii) einige Monate oder (iii) auf unbestimmte Zeit („soweit erforderlich“) verlängert würden. Zudem fragten sie ab, wie bekannt die Regeln sind und inwieweit die Befragten davon ausgehen, dass sich andere daran halten.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Erwartungen an das Enddatum entscheidend für die Akzeptanz der Selbstisolierungsmaßnahmen sind. Würden die Beschränkungen früher als erwartet aufgehoben, würden die Menschen ihre Isolationsbemühungen sogar verstärken. Dauern die Maßnahmen länger an als zunächst angekündigt, sinkt die Akzeptanz deutlich (siehe Abbildung).

Weitere Details zur Studie finden Sie hier in englischer Sprache.

Filed Under: Research Tagged With: compliance, coronavirus, COVID-19, expectations, lockdown, self-isolation

Wird Online-Lernen zum neuen Standard?

March 23, 2020 by Mark Fallak

Die Corona-Krise hat Schulen und Universitäten weltweit gezwungen, ihren Lehrbetrieb binnen kürzester Zeit auf digitale Fernangebote umzustellen. Schon wird diskutiert, inwieweit die unter Hochdruck eingeführten Online-Angebote nicht nur bei der Bewältigung der Krise helfen, sondern auch langfristig den Lehrbetrieb beeinflussen könnten. Aber wäre eine Ausweitung der digitalen Fernstudiums-Angebote überhaupt wünschenswert? Die bisherige ökonomische Forschung zum Thema zeichnet ein gemischtes Bild.

Online-Angebote erschließen neue Studierendengruppen

Ein wichtiger Vorteil von digitalen Fernstudiengängen besteht darin, dass sie einer breiteren Bevölkerungsschicht den Zugang zu höheren Bildungsabschlüssen eröffnen. Menschen, die aufgrund von gesundheitlichen Einschränkungen, der Pflege von Angehörigen oder Kinderbetreuung daran gehindert sind, ein reguläres Präsenzstudium aufzunehmen, profitieren von der hohen Flexibilität digitaler Studiengänge.

Ebenso können Berufstätige, die sich universitär weiterbilden wollen, ein flexibles Fernstudium aufnehmen. In Zeiten des wachsenden Fachkräftemangels und der Akademisierung von immer mehr Berufszweigen ist somit eine Ausweitung der tertiären Bildung um diesen Personenkreis durch Mittel der Digitalisierung zweifellos wünschenswert.

In empirischen Untersuchungen hat sich gezeigt, dass Studieninteressierte durchaus abschätzen können, ob digitale Fernstudienangebote für sie geeignet sind. So entsteht eine positive Selektion hinsichtlich der Lernfähigkeit in digitalen Umgebungen: Nur Studierende, die erwarten erfolgreich zu sein, nehmen die neuen Online-Angebote wahr. Umfangreiche Meta-Studien stellen somit auch wenig überraschend positive Zusammenhänge zwischen Online-Angeboten und Studienerfolg fest.

Nur experimentelle Ansätze können einen kausalen Effekt bestimmen

Ein einfacher Vergleich von Studienerfolg und Studienabbruch in Fern- und Präsenzstudiengängen gibt jedoch nicht unbedingt Aufschluss darüber, wie sich die im Zuge der Corona-Krise zwingend für alle eingeführten Online-Angebote auf den individuellen Studienerfolg auswirken werden. Studierende haben derzeit eben keine Wahl, sondern sind durch die aktuelle Lage gezwungen, Online-Angebote wahrzunehmen. Eine Selektion anhand persönlicher Erwartungen an die Passgenauigkeit der neuen Angebote findet dadurch praktisch nicht statt.

Für eine Folgenabschätzung der erzwungenen und weitestgehend verpflichtenden Einführung von Online-Angeboten ist es notwendig, den kausalen Effekt dieser Angebote auf den Studienerfolg zu bestimmen. Dazu muss, anders als beim reinen Vergleich der Online- und Präsenzstudierenden, eine mögliche positive Selbstselektion von Studierenden in die Online-Angebote ausgeschlossen werden. So lässt sich sicherstellen, dass sich Studierende in Online- und Präsenz-Angeboten weitestgehend gleichen.

Geeignete Feldexperimente oder quasi-experimentelle Ansätze  analysieren Situationen, in denen Studierende, wie auch jetzt durch die Corona-Krise, exogen und somit ohne Wahlmöglichkeit den neuen Angeboten ausgesetzt werden, während sie aber gleichzeitig mit einer Kontrollgruppe verglichen werden können, die weiterhin durch Präsenzangebote unterrichtet werden. Diese Ansätze nähern sich randomisierten Kontrollgruppendesigns an, wie sie etwa auch zur Bestimmung der Wirksamkeit von neuen Medikamenten genutzt werden.

Online-Angebote verringern die Studienleistung schwächerer Studenten

Eine umfangreiche ökonomische Literatur hat entsprechende Ansätze anhand von Situationen entwickelt, in denen etwa wegen zu hoher Nachfrage nach Lehrangeboten Teile des Studiums in Online-Angebote ausgelagert wurden. Diese Analysen liefern ein eher ernüchterndes Bild.

So erlitten etwa Studierende eines einführenden Mikroökonomie-Kurses, der als reine Online-Vorlesung angeboten wurde, im Vergleich mit Studierenden eines traditionellen Face-to-Face­-Formats substanzielle Einbußen bei der Abschlussnote. Solche negativen Effekte bestehen langfristig und führen zu höheren Studienabbruchquoten.

Problematisch ist vor allem, dass die negativen Auswirkungen von Online-Angeboten besonders akademisch schwächere sowie Studierende mit Sprachbarrieren zu treffen scheint. Bei Hybrid-Angeboten hingegen, die Online-Lernen mit traditionellem Face-to-Face-Unterricht kombinieren, sind solche negativen Auswirkungen nicht erkennbar.

Insgesamt ergibt sich aus all diesen Studien ein konsistentes Bild: Reine Online-Angebote ohne Wahlmöglichkeit verringern substanziell den Studienerfolg und führen zu einer Spreizung der Leistungen, verstärken also potenziell die gesellschaftliche Ungleichheit. Gründe für das schlechtere Abschneiden von Online- gegenüber Präsenz-Studierenden scheinen vor allem in Zeitrestriktionen außerhalb des Studiums sowie mangelnder Selbstorganisation zu liegen.

Nach der Krise sollten neue Angebote nicht automatisch zum Standard werden

Online-Angebote haben das Potenzial, neue Studierendengruppen zu erschließen und durch hohe Flexibilität auch Menschen ein Studium zu ermöglichen, denen durch familiäre, gesundheitliche oder berufliche Gründe ein Präsenzstudium nicht möglich ist. Aber die Lehre durch Online-Angebote ist mit Nachteilen verbunden, und akademisch schwächere Studenten profitieren nicht notwendigerweise von den neuen Angeboten.

Die nun unter dem Druck der Corona-Krise eingeführten neuen Lehrformate sollten daher möglichst mit begleitenden Face-to-Face-Angeboten, etwa über Videosprechstunden, kombiniert werden. Die persönliche Ansprache ist für schwächere Studierende mit Organisationsproblemen ein notwendiger Ankerpunkt, um bei fehlender sozialer Integration in Fernstudiengängen die Studienmotivation aufrechtzuerhalten.

Nach Bewältigung der Krise sollten die neuen Angebote, selbst wenn sie sich auf den ersten Blick zu bewähren scheinen, nicht einfach beibehalten oder gar zum Standard erhoben werden. Eine rigorose empirische Evaluation muss zeigen, ob die Vorteile einer höheren Flexibilität von Online-Angeboten die möglichen Nachteile durch reduzierten Lernerfolg und Chancengleichheit überwiegen. Ausgehend von der bisherigen Evidenz ist kaum anzunehmen, dass digitale Fernstudienformate auf absehbare Zeit geeignet wären, das traditionelle Präsenzstudium für breite Studierendengruppen zu ersetzen.

Filed Under: Opinion

Frauen scheuen häufiger die große Bühne

March 16, 2020 by Mark Fallak

Vorträge vor großem Publikum zu halten ist nicht jedermanns und erst recht nicht jederfraus Sache, wie ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Maria De Paola, Rosetta Lombardo, Valeria Pupo und Vincenzo Scoppa zeigt. In einem Feldexperiment mit über 500 Studierenden einer italienischen Universität untersuchte das Ökonomenteam, wie sich Männer und Frauen in der Bereitschaft zum öffentlichen Auftritt unterscheiden.

Die Studierenden konnten ihre Prüfungsnote durch eine mündliche Präsentation aufbessern. Per Zufall wurde dabei variiert, ob der freiwillige Vortrag als Einzelgespräch mit der Lehrkraft oder im Hörsaal vor über 100 Kommilitonen stattfinden würde. Während 43 Prozent der Frauen von der Möglichkeit zum Einzelgespräch Gebrauch machten, ließen sich nur 25 Prozent auf die Präsentation vor Publikum ein. Bei den Männern lag die Teilnahmequote in beiden Fällen bei rund 39 Prozent.

Soziale Normen entscheidender als Persönlichheit

Die Forscher untersuchten auch die Persönlichkeitsmerkmale der Probanden, fanden jedoch keine systematischen Unterschiede, etwa mit Blick auf Risikoneigung oder Selbstbewusstsein, die den Geschlechterunterschied beim Präsentationsverhalten erklären könnten. Eine Online-Befragung ergab, dass auch stärkere Anreize oder eine längere Vorbereitungszeit die Vortragsbereitschaft der Frauen nicht nennenswert erhöht hätten.

Daher sprechen die Erkenntnisse nach Einschätzung der Autoren dafür, dass die bei Frauen ausgeprägtere Rampenlichtscheu keine Frage der Persönlichkeit oder der Leistungsfähigkeit sei, sondern vielmehr auf tiefer verankerten sozialen Normen beruhe. Da freies Reden vor größeren Gruppen als Kernkompetenz für Führungskräfte gelte, könnten sich Karrierenachteile für Frauen auf diese Weise verstärken.

Umgekehrt wirkt sich eine Abkehr von traditionellen Rollenbildern offenbar positiv auf das Präsentationsverhalten von Frauen aus: In dem Experiment waren Töchter berufstätiger Mütter eher bereit, vor der großen Gruppe vorzutragen. Dieser Befund deckt sich mit früherer IZA-Forschung, nach der sich egalitärere Geschlechternormen auf den Nachwuchs übertragen.

Filed Under: Research Tagged With: anxiety, career, gender gap, public speaking, university

Inspirierender Vordenker der Migrationsökonomie: Don DeVoretz

March 15, 2020 by Mark Fallak

IZA-Fellow Don J. DeVoretz ist am 14. März 2020 verstorben. Er gehörte viele Jahre zu den aktivsten Mitgliedern unseres Netzwerks und war eine herausragende Persönlichkeit auf dem Gebiet der Ökonomie der internationalen Migration.

Erst vor wenigen Wochen reichte er sein letztes IZA Policy Paper zu Fragen der kanadischen Einwanderungspolitik zur Veröffentlichung ein. Don DeVoretz hat im Laufe seines Schaffens zahlreiche wichtige Forschungsarbeiten vorgelegt, die die politische Relevanz der Migrationsökonomie illustrieren. Sein Hauptinteresse galt dabei stets der Ökonomie von Integration und Einbürgerung. Er war ein unermüdlicher Botschafter für ein liberales Staatsangehörigkeitsrecht und machte sich für Anreizstrukturen zum Spracherwerb von Immigranten stark.

Der Netzwerkprogrammbereich des IZA zu Migration und Arbeitsmobilität hat seinen klugen, weitsichtigen und inspirierenden Überlegungen viel zu verdanken. Das IZA erinnert sich dankbar an seinen warmherzigen Rat und die intensive Zusammenarbeit während seiner zahlreichen Aufenthalte in Bonn. Angesichts der jüngsten internationalen Tendenzen zu Populismus, Intoleranz und Abschottung gegenüber Einwanderern wird seine ruhige, aber kraftvolle Stimme sehr fehlen.

Filed Under: IZA News

Männliche Studenten handeln häufiger bessere Noten aus

March 12, 2020 by Mark Fallak

Als Ursache für die Gehaltslücke zwischen den Geschlechtern wird oft die geringere Verhandlungsbereitschaft von Frauen genannt. Dass Männer sich durch offensiveres Verhandeln Vorteile verschaffen, zeigt sich laut einem aktuellen Forschungspapier der IZA-Fellows Cher Li und Basit Zafar schon während des Studiums. Anhand von internen Daten einer US-Universität zur Benotungspraxis ermitteln die Forscher, dass männliche Studierende im Vergleich zu ihren Kommilitoninnen mit 18,6% höherer Wahrscheinlichkeit eine nachträgliche Aufwertung ihrer Kursnote aushandeln.

Systematische Unterschiede in den beobachtbaren Merkmalen der Studierenden und der belegten Kurse können die Autoren als Erklärung ebenso ausschließen wie eine Ungleichbehandlung durch das Lehrpersonal: Befragungsdaten zeigen, dass die Erfolgsaussichten bei Verhandlungen um eine bessere Note für männliche und weibliche Studierende etwa gleich hoch sind. Vielmehr lässt sich die Diskrepanz dadurch erklären, dass Männer schlicht häufiger verhandeln.

Geringeres Selbstvertrauen

Um die Gründe genauer zu analysieren, führten die Autoren ein Verhaltensexperiment mit über 500 Studierenden durch: In einem IQ-Test mit 20 Fragen konnten die Probanden je nach Abschneiden einen entsprechend hohen Geldgewinn erzielen. Bei jeder Frage mussten sie angeben, wie sicher sie sich bei der Antwort waren. Die Benotung erfolgte auf Basis von drei zufällig ausgewählten Testfragen. Anschließend ermittelten die Forscher, wie viel die Teilnehmer zu zahlen bereit waren, um den kompletten Test auswerten zu lassen und so möglicherweise eine bessere Note zu erreichen.

Dabei zeigte sich, dass rund die Hälfte der männlichen, aber nur ein Drittel der weiblichen Versuchsteilnehmer eine Neubewertung der Note verlangten, wenn damit Kosten verbunden waren. Ein Teil dieses Geschlechterunterschieds lässt sich damit erkären, dass die weiblichen Testpersonen weniger Vertrauen in ihre eigene Leistung hatten und sich bei den richtig beantworten Fragen unsicherer waren.

Die Umfrageergebnisse zeigen außerdem, dass weibliche Studierende Verhandlungen um die Note eher als unangenehm empfinden. Nach Einschätzung der Forscher könnte dies zu Nachteilen beim Berufseinstieg führen, wenn männliche Absolventen mit objektiv gleicher Leistung durch Nachverhandlungen einen besseren Notendurchschnitt erlangen. Daher könne es sinnvoll sein, Lehrkräfte stärker für die weibliche Verhandlungsscheu zu sensibilisieren und die Benotungspraxis transparenter zu gestalten.

Filed Under: Research Tagged With: college, education, gender differences, gender gap, grades, negotiation

Wer die besten Chancen auf einen Praktikumsplatz hat

February 28, 2020 by Mark Fallak

Betriebspraktika während des Studiums dienen oft als Sprungbrett in reguläre Beschäftigung und können zu langfristigen Einkommensvorteilen führen. Der Arbeitsmarkt für Praktikanten ist jedoch in der ökonomischen Forschung bislang kaum untersucht. Diese Lücke füllt jetzt ein aktuelles IZA-Forschungspapier von David Jaeger, John Nunley, Alan Seals, und Eric Wilbrandt mit einer umfangreichen Analyse des Praktikumsmarkts in den USA.

Zunächst untersuchten die Autoren regionale Unterschiede bei den Arbeitsinhalten und der Bezahlung von Praktika. Die Auswertung von rund 30.000 Stellenanzeigen auf einem Online-Portal für Betriebspraktika zeigt unter anderem, dass die Praktikumsangebote eng mit der lokalen Arbeitsmarktlage zusammenhängen: Je geringer die Arbeitslosigkeit vor Ort, desto besser werden Praktikanten entlohnt. Generell handelt es sich eher um bezahlte Praktika, je mehr das Aufgabenspektrum einem regulären Job ähnelt. In Regionen mit höherem Mindestlohn ist der Anteil unbezahlter Praktika größer.

Fiktive Bewerberprofile

Um zu ermitteln, nach welchen Kriterien die Unternehmen ihre Praktikanten aussuchen, erstellten die Forscher 576 fiktive Bewerberprofile, mit denen sie sich auf auf über 11.000 Praktikumsangebote bewarben. Neben den Qualifikationen und Vorerfahrungen variierten sie dabei auch die ethnische Herkunft der fiktiven Bewerber, indem sie Namen verwendeten, die mit unterschiedlicher Hautfarbe assoziiert werden.

Insgesamt stießen sechs Prozent der Bewerbungen auf Interesse der Arbeitgeber in Form einer Einladung zum Vorstellungsgespräch oder der Anforderung weiterer Informationen. Bei unbezahlten Praktika kamen die Bewerber erwartungsgemäß eher zum Zuge: Mit acht Prozent fiel der Anteil positiver Rückmeldungen doppelt so hoch aus wie bei bezahlten Praktika. Zwischen Vollzeit- und Teilzeitpraktika gab es keinen nennenswerten Unterschied. Am geringsten waren die Aussichten bei Praktika, die inhaltlich einem regulären Job am nächsten waren, da die Unternehmen hierfür vermutlich eine sehr eng gefasste Zielgruppe im Auge haben.

Mangelnde Chancengleichheit

Beim Vergleich der Erfolgschancen der unterschiedlichen Bewerberprofile zeigten sich Vorteile vor allem für Bewerber mit vorheriger Praktikumserfahrung. Aber auch die geografische Nähe zum Unternehmen und die Passgenauigkeit der Qualifikationen spielten eine Rolle. BWL-Studenten hatten statistisch die besten Chancen, wobei Kenntnisse in Datenanalyse überraschenderweise keinen Vorteil bedeuteten.

Die Bewerber mit „typisch schwarzen“ Namen (Darius Jackson und Xavier Washington) waren gegenüber ihren „weißen“ Mitbewerbern (Wyatt Schmidt und Colin Johansson) bei ansonsten gleichem Lebenslauf im Nachteil: Sie erhielten im Schnitt rund ein Viertel weniger Rückmeldungen.

Auffällig waren die Unterschiede insbesondere bei unbezahlten Praktika. Nach Einschätzung der Autoren spielt für Arbeitgeber offenbar eine Rolle, inwieweit sie den Bewerbern zutrauen, sich für die Dauer des Praktikums aus eigenen Mitteln finanzieren zu können. So könnten sich bestehende Ungleichheiten verstärken, wenn wohlhabendere Studenten leichter an Praktika kommen, die wiederum Vorteile für weitere Praktika und die spätere Karriere bringen. Mit Blick auf die Chancengleichheit könne es daher sinnvoll sein, benachteiligten Studenten die Aufnahme unbezahlter Praktika durch anderweitige finanzielle Unterstützung zu erleichtern.

Filed Under: Research Tagged With: discrimination, internship, unemployment, work experience

Berufseinstieg bei großen Unternehmen zahlt sich langfristig aus

February 26, 2020 by Mark Fallak

Großbetriebe zahlen aus verschiedenen Gründen höhere Löhne und Gehälter als kleine Unternehmen. Zugleich bieten sie Berufseinsteigern tendenziell bessere Entwicklungsmöglichkeiten, die sich auch nach einem späteren Jobwechsel positiv auf das Verdienstpotenzial auswirken. Diesen Zusammenhang belegt Jaime Arellano-Bover in einem aktuellen IZA-Forschungspapier.

Auf Basis umfangreicher Daten der spanischen Sozialversicherung analysierte der Yale-Ökonom den Werdegang von Berufseinsteigern der Jahre 1985-2003. Dabei zeigte sich zunächst ein klarer Zusammenhang zwischen der Unternehmensgröße des ersten Arbeitsgebers und dem im weiteren Karriereverlauf erzielten Einkommen (siehe Grafik).

Grafik: Positive Korrelation zwischen Lebenseinkommen und Unternehmensgröße beim Berufseinstieg

Doch ist die Unternehmensgröße ursächlich für diesen Zusammenhang? Oder suchen sich die produktivsten Nachwuchskräfte Einstiegsjobs bei größeren Unternehmen? Um die Frage nach der Kausalität zu beantworten, berücksichtigte Arellano-Bover konjunkturell unabhängige Veränderungen in den Stellenangeboten für Berufseinsteiger. Dabei nutzte er den Umstand, dass nach dem EU-Beitritt Spaniens 1986 sowohl die Anzahl als auch die regionale Verbreitung von Betrieben mit mehr als 250 Beschäftigten zunahm.

Die Analyse zeigt, dass die Unternehmensgröße tatsächlich der ausschlaggebende Faktor war: Wenn zum Zeitpunkt des Berufseinstiegs die Arbeitsnachfrage von Großunternehmen in der Region im Vergleich zu kleineren Betrieben besonders hoch war, profitierten die jeweiligen Absolventenjahrgänge langfristig von höheren Löhnen und Beschäftigung. Besonders ausgeprägt war der Effekt bei Arbeitsmarktneulingen mit geringerer Qualifikation und außerhalb der großen Ballungszentren.

Die Einkommensvorteile blieben auch nach späteren Jobwechseln bestehen. Der Studie zufolge zahlen sich die beim ersten Arbeitgeber erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten langfristig aus. Dass diese in größeren Unternehmen wertvoller zu sein scheinen, führt der Autor unter anderem auf bessere Weiterbildungsangebote und eine insgesamt produktivere Arbeitsumgebung zurück. Zudem sei es leichter, aus einem Beschäftigungsverhältnis in einem Großbetrieb heraus einen gut bezahlten Anschlussjob zu finden.

Filed Under: Research Tagged With: career, entry job, firm size, job search, lifetime income, skills

Hightech-Firmen nutzen staatliche Fördergelder für Gehaltserhöhungen

February 21, 2020 by Mark Fallak

Wie nutzen Unternehmen unerwartete Mehreinnahmen? Theoretisch könnten sie die Dividende steigern, neue Maschinen kaufen, mehr Mitarbeiter einstellen oder die Gehälter anheben. Was tatsächlich passiert, lässt sich in der Praxis schwer beobachten, weil zusätzliches Geld in der Regel nicht vom Himmel fällt, sondern auf Produktivitätssteigerungen zurückgeht.

Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Sabrina T. Howell und J. David Brown betrachtet daher den speziellen Fall eines plötzlichen, von der Arbeitsproduktivität unabhängigen Geldsegens: Im Rahmen des US-Forschungsförderprogramms Small Business Innovation Research (SBIR) können sich kleine Unternehmen aus der Hightech-Branche für staatliche Fördermittel bewerben. Dabei handelt es sich um eine Art Anschubfinanzierung für Innovationen, die jedoch nicht an ein bestimmtes Projekt gebunden ist und deren Verwendung nicht überprüft wird. Indem die Forscher erfolgreiche mit erfolglosen Antragstellern verglichen, konnten sie ermitteln, wofür die geförderten Unternehmen die zusätzlichen Mittel einsetzten.

Gehaltsverzicht wird in besseren Zeiten belohnt

Die Analyse zeigt, dass ein Großteil der Fördergelder unmittelbar in die Gehälter der Belegschaft floss. Die Aufteilung unter den Beschäftigten richtete sich dabei nicht nach deren Position im firmeninternen Gehaltsgefüge, sondern in erster Linie nach der Betriebszugehörigkeit: Je länger ein Mitarbeiter bereits beim Unternehmen beschäftigt war, desto größer der Lohneffekt. Neueinstellungen nach der Förderzusage profitierten hingegen nicht von höheren Einstiegsgehältern.

Eine Umfrage unter den Managern der geförderten Betriebe bestätigte die Vermutung der Forscher, dass bei den Gehaltsverhandlungen in kleineren Hightech-Firmen die Praxis des „Backloading“ weit verbreitet ist: Solange die Finanzlage des Unternehmens angespannt ist, geben sich die Mitarbeiter mit niedrigen Gehältern zufrieden – mit der Aussicht, am späteren Unternehmenserfolg entsprechend finanziell zu partizipieren.

Filed Under: Research Tagged With: cash flow, earnings, employees, grant, innovation, rent-sharing, wages

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