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IZA – Institute of Labor Economics

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Mütter in der Corona-Pandemie

February 17, 2022 by Mark Fallak

In der Anfangsphase der Corona-Pandemie leisteten Mütter deutlich mehr zusätzliche Kinderbetreuungsarbeit als Väter. Gleichzeitig sank die Lebenszufriedenheit bei Müttern mit Kindern bis zwölf Jahre im Frühjahr 2020 stärker als bei anderen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Das zeigt eine aktuelle IZA-Studie in Zusammenarbeit mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Die Kita- und Schulschließungen während des ersten Lockdowns trafen Frauen besonders hart. Für beschäftigte Mütter mit Kindern bis zwölf Jahre stieg die für Job, Pendeln, Kinderbetreuung und Haushalt aufgewendete Zeit im Frühjahr 2020 um acht Stunden pro Woche, für Väter um nur drei Stunden. Den höchsten Anstieg in absoluten Werten verzeichneten Mütter mit Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren.

Im September 2020, also nach dem ersten Lockdown, hatte die durchschnittliche wöchentliche bezahlte Arbeitszeit für Frauen fast wieder ihr Ausgangsniveau vom Februar 2020 erreicht, während sie für Männer trotz Wiederanstieg noch etwas deutlicher unter dem vorherigen Stand blieb. Die Zeit, die Eltern für Kinderbetreuung aufwendeten, war im Vergleich zum April 2020 wieder deutlich zurückgegangen.

Frauenanteil in Kurzarbeit höher als in früheren Krisen

Während Männer in früheren Rezessionen wie der Finanzkrise 2009 oft stärker von Arbeitsausfall betroffen waren, wirkte sich die Corona-Pandemie in etwa gleichem Maße auf sozialversicherungspflichtig beschäftigte Frauen und Männer aus. Dabei war der Frauenanteil unter Beschäftigten in Kurzarbeit im Mai 2020 mit 40 Prozent doppelt so hoch wie im Mai 2009 während der Finanzkrise.

Der weitgehende „geschlechterneutrale“ Arbeitsausfall während der Pandemie hängt damit zusammen, dass der Frauenanteil sowohl in den stark von Kurzarbeit betroffenen Dienstleistungsbranchen, insbesondere Gastronomie und Unterhaltung, als auch in den besonders „krisenfesten“ Branchen wie dem Gesundheits- und Sozialwesen traditionell hoch ist.

Für die Studie, die auch als IAB-Kurzbericht erschienen ist, nutzten die Autoren selbst erhobene Daten einer repräsentativen Online-Befragung im November und Dezember 2020 von rund 11.000 Personen, die im Dezember 2019 einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgingen und auch in den Vorjahren regelmäßig beschäftigt waren.

Filed Under: Research

Neues Buch zu Arbeitsmärkten in Ländern mit niedrigem Einkommen

February 9, 2022 by Mark Fallak

Im Rahmen der 2011 begonnenen Forschungsinitiative „Growth, Gender, and Labour Markets in Low-Income Countries” (G²LM|LIC) arbeitet das IZA eng mit dem britischen Ministerium für Auswärtiges, Commonwealth & Entwicklung (FCDO) zusammen, um anhand fundierter wissenschaftlicher Erkenntnisse die Entwicklung der Arbeitsmärkte in den ärmsten Weltregionen voranzutreiben.

Auf Grundlage zahlreicher Studien und Politikempfehlungen, die im Rahmen der Initiative bislang entstanden sind, haben David Lam (Gründungsdirektor des Programms) und Ahmed Elsayed (stellv. Programmdirektor) jetzt ein Buch mit dem Titel Labour Markets in Low-Income Countries: Challenges and Opportunities vorgelegt.

Der Band ist als Open-Access-Veröffentlichung zur nicht-kommerziellen Nutzung kostenfrei online abrufbar und widmet sich unter anderem Fragen von Armutsbekämpfung, informellen Arbeitsmärkten, Bildung, Ungleichheit zwischen den Geschlechtern, Kinderarbeit und Migration. Im Zentrum steht die Auswertung von Evaluationsstudien zur Erfolgsmessung entwicklungspolitischer Strategien.

Am 23. Februar 2022 findet ab 15:30 Uhr eine Online-Buchpräsentation statt – die Teilnahme ist nach vorheriger Registrierung möglich.

Filed Under: IZA News, Research Tagged With: Development, growth, labor markets, low-income countries

Entwicklung der Lebenszufriedenheit in Pandemiezeiten

January 24, 2022 by Mark Fallak

Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Politikmaßnahmen hatten massive Auswirkungen auf die seelische Gesundheit und Lebenszufriedenheit der Menschen. Da Umfragedaten immer nur eine Momentaufnahme liefern, lässt sich daraus nur bedingt ablesen, wie sich die Stimmung im Verlauf der Pandemie entwickelt hat – und ob die Menschen beispielsweise die Angst vor der Infektion oder die Einschränkungen des öffentlichen Lebens als belastender empfanden.

In einem aktuellen IZA-Forschungspapier nutzen Francesco Sarracino, Talita Greyling, Kelsey O’Connor, Chiara Peroni und Stephanie Rossouw daher einen innovativen Ansatz, um gewissermaßen den Finger an den Puls der Gesellschaft zu legen: Mit einer sogenannten Sentiment-Analyse, mit der sich aus Texten anhand der Sprachverwendung auf die Stimmung des Verfassers schließen lässt, werteten sie die Gefühlslage von Twitter-Nutzern in verschiedenen Ländern aus, hauptsächlich in Europa. Daraus konnten sie ein Echtzeitmaß für das „Bruttonationalglück“ (Gross National Happiness, GNP) ableiten, also die die durchschnittliche Gefühlslage im jeweiligen Land an einem bestimmten Tag.

Demnach ist das mentale Wohlbefinden zu Beginn der Pandemie im März 2020 drastisch zurückgegangen, was sich einerseits auf den exponentiellen Anstieg der Neuinfektionen (linke Grafik) zurückführen lässt, andererseits auf die Mitte März eingeführten Lockdowns und weiteren Corona-Maßnahmen (rechte Grafik). Nach dem ersten Schock erholte sich die Gefühlslage zunächst wieder, fiel dann jedoch kontinuierlich ab und erreichete Ende Oktober einen weiteren Tiefpunkt, der mit einem Höchststand bei den Infektionszahlen zusammenfällt.

Zum Jahresende erholte sich der Index erneut, bei sinkenden Fallzahlen und trotz relativ strenger Eindämmungsmaßnahmen. Eine detaillierte Analyse bestätigt, dass die Inzidenzen insgesamt einen stärkeren Effekt hatten als die Corona-Maßnahmen. Dafür spricht den Forschern zufolge auch, dass wirtschaftliche Ängste, Einsamkeit und das Vertrauen in nationale Institutionen im Jahresverlauf keinen signifikanten Einfluss auf das Bruttonationalglück hatten.

Aus Sicht der Autoren besonders bemerkenswert ist die relativ schnelle „Erholung“ vom ersten Corona-Schock, der auf eine durchaus ausgeprägte Resilienz in der Bevölkerung schließen lasse. Durch einen Abgleich mit anderen Messgrößen der Lebenszufriedenheit können die Forscher die Aussagekraft ihres Indikators sicherstellen. Allerdings geben sie zu bedenken, dass sich potenzielle psychische Langzeitwirkungen mit diesem Echtzeitmaß nicht abbilden lassen.

Filed Under: Research Tagged With: COVID-19, Europe, sentiment, twitter, well-being

Frauen erleiden nach Jobverlust höhere finanzielle Einbußen als Männer

January 17, 2022 by Mark Fallak

Nach Massenentlassungen haben Frauen vergleichsweise größere Schwierigkeiten, erneut auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Das zeigt ein IZA-Forschungspapier von Hannah Illing, Johannes Schmieder und Simon Trenkle auf Basis einer Stichprobe von 80.000 Beschäftigten. Um größtmögliche Vergleichbarkeit zu gewährleisten, konzentrieren sich die Forscher auf Beschäftigte mit sehr ähnlichen Berufsmerkmalen.

Der Analyse zufolge verdienen Frauen innerhalb von fünf Jahren nach einer Massenentlassung im Durchschnitt rund 35 Prozent weniger als zwei Jahre vor dem Jobverlust, während die Einbußen von Männern im selben Zeitraum nur bei etwa 26 Prozent liegen. Dieser Gender Gap vergrößert sich, je weiter der Jobverlust zurückliegt, da sich die Arbeitseinkommen von Männern schneller wieder „erholen“.

Auch vollzeitbeschäftigte Frauen verlieren mehr

Mit Blick auf verschiedene Ursachen für die höheren Lohn- und Verdienstausfälle von Frauen finden die Forscher einen Teil der Erklärung darin, dass Frauen nach Entlassungen häufiger Teilzeitstellen oder Minijobs annehmen. Doch auch bei vollzeitbeschäftigten Frauen fallen die Lohneinbußen im Anschlussjob um fünf Prozentpunkte (50 Prozent) höher aus als bei Männern.

Ein Grund dafür ist, dass Frauen häufiger längerfristig in Betriebe mit geringeren Verdienstaussichten wechseln, was etwa ein Viertel der geschlechtsspezifischen Lohnlücke nach Jobverlust erklärt. Aber auch die familiäre Situation hat einen maßgeblichen Einfluss: Mütter von Kleinkindern erleiden die größten Einbußen, Väter die geringsten Lohn-, Arbeitszeit- und Einkommensrückgänge.

Die Studie untersucht darüber hinaus den möglichen Einfluss von Unterschieden in Arbeitsangebot und -nachfrage. Informationen zur präferierten Beschäftigung, die Jobsuchende gegenüber der Arbeitsagentur angeben, deuten auf eine wichtige Rolle des Arbeitsangebots hin: Frauen suchen mit einer um 11-13 Prozentpunkte geringeren Wahrscheinlichkeit ausschließlich nach einer Vollzeitstelle, obwohl die meisten von ihnen vor dem Jobverlust Vollzeit arbeiteten. Dennoch kann die Studie nicht ausschließen, dass auch nachfrageseitige Faktoren, etwa Diskriminierung von Frauen bzw. Müttern durch Arbeitgeber, zum Tragen kommen.

Filed Under: Research Tagged With: gender pay gap, Germany, household structure, job loss, labor supply

Mindestlohn hat den Gender Wage Gap in Deutschland reduziert

January 7, 2022 by Mark Fallak

Die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns zum 1. Januar 2015 war nach der Agenda 2010 die wohl bedeutendste Arbeitsmarktreform der letzten 20 Jahre in Deutschland. Durch das relativ hohe Eingriffsniveau – etwa vier Millionen Erwerbstätige (11 Prozent) verdienten vor der Einführung weniger als die neue Bruttolohnuntergrenze von 8,50 Euro pro Stunde – und die nahezu umfassende Gültigkeit waren Hoffnungen und Befürchtungen gleichermaßen groß und viele Fragen zu den Wirkungen offen.

Fast zwei Drittel aller mindestlohnberechtigten Beschäftigten, die vor der Einführung weniger als 8,50 Euro pro Stunde verdient hatten, waren weiblich. Ob Frauen daher in besonderem Maße vom Mindestlohn profitiert haben, untersuchen Marco Caliendo und Linda Wittbrodt in einem aktuellen IZA-Forschungspapier. Da Deutschland gemessen an der Kaufkraft einen der höchsten Mindestlöhne Europas und zugleich ein besonders hohes Lohngefälle zwischen den Geschlechtern aufweist, sind die Ergebnisse auch im internationalen Kontext von Interesse.

Die Studie basiert auf der Verdienststrukturerhebung mit Daten zu einer Million Beschäftigungsverhältnissen in 60.000 Betrieben. Um den Effekt des Mindestlohns auf das Lohngefälle für anspruchsberechtigte Beschäftigte zu untersuchen, verglichen die Forschenden einzelne Regionen mit unterschiedlich hohem Anteil an Frauen, die vor der Einführung des Mindestlohns weniger als 8,50 Euro pro Stunde verdient hatten.

Die Analyse für die Jahre 2014 und 2018 zeigt: In stark vom Mindestlohn betroffenen Regionen reduzierte sich die Lohnlücke der Anspruchsberechtigten am 10. Perzentil der Lohnverteilung im Vergleich zu weniger stark betroffenen Regionen um 4,6 Prozentpunkte – das entspricht beachtlichen 32 Prozent des bestehenden Gender Wage Gaps. Am 25. Perzentil betrug die Verringerung des Lohngefälles durch die Einführung des Mindestlohns immer noch 18 Prozent, während sie für den Mittelwert mit 11 Prozent etwas geringer ausfiel.

Demnach ist der Mindestlohn ein durchaus effektives Instrument, um die geschlechtsspezifische Lohnungleichheit zumindest in den unteren Einkommensgruppen abzubauen. Zwar bezieht die Studie mögliche Beschäftigungseffekte nicht mit ein. Aus anderen Untersuchungen ergeben sich jedoch keine Hinweise darauf, dass Frauen stärker als Männer von Jobverlusten infolge der Mindestlohneinführung betroffen waren, was den Gender Wage Gap künstlich verringert hätte.

Filed Under: Research Tagged With: gender wage gap, Germany, minimum wage, regional bite

Kohleausstieg 2030: Welche Kosten kommen auf die Beschäftigten zu?

December 15, 2021 by Mark Fallak

Die neue Bundesregierung strebt einen frühzeitigeren Kohleausstieg an, laut Koalitionsvertrag „idealerweise“ bis 2030. Bedenken gab es vor allem hinsichtlich der damit einhergehenden Jobverluste. Doch allein anhand der Anzahl der wegfallenden Arbeitsplätze lassen sich die Kosten nicht bewerten, denn die individuellen Konsequenzen sind für die Betroffenen sehr unterschiedlich: Auf einen Jobverlust kann eine lange Periode der Arbeitslosigkeit folgen, ein direkter Jobwechsel oder eine Frühverrentung. Im neuen Job können Bezahlung und Beschäftigungssicherheit besser oder auch schlechter sein.

Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Luke Haywood, Markus Janser und Nicolas Koch untersucht die Bedeutung dieser unterschiedlichen Faktoren – Arbeitslosigkeit, geringere Löhne und Jobsicherheit – für den Wohlfahrtsverlust der Beschäftigten, um eine Reihe wichtiger Fragen zu beantworten: Wer ist am stärksten vom Jobverlust betroffen? Welche zusätzlichen Kosten kommen bei einem von 2038 auf 2030 vorgezogenen Kohleausstieg auf die Beschäftigten zu? Und welche arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen könnten Abhilfe schaffen?

Für ihre Studie analysierten die Forscher die Arbeitsmarktbiografien aller Beschäftigten in der Kohleindustrie, mit besonderem Fokus auf Beschäftigte im Braunkohletagebau. So konnten neben der Beschäftigungsdauer auch die Gehälter in der Kohleindustrie mit anderen Industrien verglichen werden.

Beschäftigte mittleren Alters verlieren am meisten

Haupttreiber der Wohlfahrtskosten sind demnach nicht die entgangenen Einkommen aufgrund von Arbeitslosigkeit nach Ausscheiden aus der Kohleindustrie, sondern vielmehr der Wechsel von höher bezahlten, relativ sicheren Jobs im Kohlebergbau zu weniger gut bezahlten und weniger sicheren Jobs in anderen Industrien. Dies erklärt auch, warum weder die Jüngeren noch die Älteren am meisten verlieren, sondern Beschäftigte mittleren Alters. Diese haben einerseits schon einen hohen Lohn, den sie andererseits auch noch über viele Jahre erhalten würden, wenn es keinen Kohleausstieg gäbe.

Das Autorenteam errechnet ein Drittel höhere Wohlfahrtskosten für einen früheren Kohleausstieg ohne begleitende Maßnahmen in 2030 – insgesamt etwa 2,19 Milliarden Euro. Treiber dieser Zusatzkosten ist die Alterszusammensetzung der Beschäftigten. Durch Verrentung scheiden in den nächsten Jahren außergewöhnlich viele Beschäftigte aus dem Erwerbsleben aus. Den Simulationen zufolge würden zwischen 2030 und 2038 rund 1.500 Beschäftigte in Rente gehen – diese Gruppe wäre also von einem früheren Kohleausstieg besonders betroffen.

Entgeltsicherung würde Wohlfahrtsverluste erheblich reduzieren

Die Studie zeigt jedoch, dass arbeitsmarktpolitische Maßnahmen substanzielle Abhilfe schaffen können. Das derzeit favorisierte Mittel – das Anpassungsgeld als eine Art staatlich subventionierte Frühverrentung – hat allerdings mehrere Nachteile. Erstens ist es für den Staat teuer, da es größtenteils bestehende Betriebsrenten ersetzt. Zweitens steht es nur Beschäftigten über 58 Jahren zur Verfügung, obwohl gerade Beschäftigte mittleren Alters die größten Kosten tragen. Drittens beinhaltet es wenig Anreize, dass Beschäftigte am Arbeitsmarkt aktiv bleiben, wo doch gerade Fachkräftemangel in der am stärksten von Jobverlust betroffenen Lausitz derzeit als größte Herausforderung gilt.

Dem problematischen Anpassungsgeld stellen die Autoren eine „Entgeltsicherung“ gegenüber. Diese staatliche Lohnsubvention ermöglicht es Beschäftigten, ihr Gehaltsniveau zu erhalten, auch wenn sie aus der gutbezahlten Kohleindustrie in einen anderen Bereich wechseln. Dafür würde der Staat für einen begrenzten Zeitraum – zum Beispiel fünf Jahre – die Lohnunterschiede bei einem Jobwechsel aus der Kohleindustrie übernehmen.

Ein ähnliches Modell hat die Bundesagentur für Arbeit schon einmal für ältere Arbeitslose organisiert, es erscheint also umsetzbar. Die Autoren rechnen zwar mit Kosten von rund 615 Millionen Euro, jedoch würden dadurch die Wohlfahrtskosten des Kohleausstiegs 2030 um über 90 Prozent verringert. Gesamtfiskalisch dürfte also der kostendämpfende Effekt der Entgeltsicherung deren Mitteleinsatz laut Studie um mehr als das Doppelte übertreffen. Zugleich könnten auf diese Weise wichtige Fachkräfte in den betroffenen Regionen gehalten werden.

Filed Under: Research Tagged With: coal exit, environment, job loss, structural change

Vollzeit im Homeoffice: Gut für den Geldbeutel und das Klima?

December 1, 2021 by Mark Fallak

Die Corona-Krise hat weltweit zu unfreiwilligen Experimenten mit der massiven Ausweitung von Homeoffice und mobilem Arbeiten geführt. Auch wenn viele Beschäftigte die soziale Interaktion am Arbeitsplatz vermissen und die Produktivität im Homeoffice geringer ausfallen kann, liegen die Vorteile doch auf der Hand: Weniger Zeit auf verstopften Straßen oder in überfüllten Zügen, mehr Zeit für Familie und Freunde. So dürfte das Homeoffice auch über die Pandemie hinaus ein wichtiger Bestandteil der neuen Arbeitswelt bleiben.

In einem aktuellen IZA-Forschungspapier berechnen Marion Bachelet, Matthias Kalkuhl und Nicolas Koch auf Basis des deutschen Mikrozensus, welche finanziellen Vorteile die Arbeit von zu Hause mit sich bringt und welche Auswirkungen sie auf den Ausstoß von klimaschädlichem CO2 haben könnte. Die Schätzungen beruhen auf der Annahme, dass rund 15 Prozent der deutschen Arbeitnehmer auch in Zukunft Vollzeit im Homeoffice arbeiten.

Damit verbunden wären einerseits zusätzliche Heizkosten in Höhe von rund 110 Euro jährlich pro Heimarbeitsplatz. Andererseits könnten durchschnittlich 840 Euro an Pendelkosten eingespart werden. Da die Entfernung zwischen Wohnort und Arbeitsplatz statistisch betrachtet mit höherem Einkommen zunimmt, sparen die einkommensstärksten zehn Prozent doppelt so viel wie Geringverdienende.

Besserverdienende profitieren am meisten

Ähnliches gilt für die Zeitersparnis: Durch den Wechsel ins Homeoffice entfallen pro Kopf im Schnitt 175 Stunden jährlich an Pendelzeiten. Bewertet man die zusätzliche Freizeit mit dem individuellen Stundenlohn, ergibt sich für das oberste Einkommenszehntel ein Plus von 5.800 Euro, für die untersten zehn Prozent nur 650 Euro. Der Wert der Zeitersparnis liegt somit je nach Einkommensgruppe bis zu sechs Mal höher als die unmittelbare Ersparnis aus den verringerten Pendelkosten.

Insgesamt reduziert sich die mit dem Auto zurückgelegte Wegstrecke zwischen Wohnung und Arbeitsplatz um 24,4 Milliarden Kilometer – ein Rückgang um 16 Prozent. Dadurch würde der CO2-Ausstoß um 4,5 Millionen Tonnen gesenkt, was etwa drei Prozent der jährlichen Emissionen im deutschen Verkehrssektor entspricht. Zugleich könnte der zusätzliche Heizbedarf im Homeoffice – je nach Einsparpotenzial am betrieblichen Arbeitsplatz – zwar mit einem Mehrausstoß von bis zu 2,9 Millionen Tonnen C02 zu Buche schlagen. Unterm Strich würde das Homeoffice jedoch einen durchaus beachtlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Allerdings geben die Forscher zu bedenken, dass mögliche Verhaltensänderungen nicht berücksichtigt sind, insbesondere was die Wahl des Wohnorts angeht. Wenn angesichts verbesserter Homeoffice-Möglichkeiten mehr Menschen aufs Land ziehen, könnten der Individualverkehr und die zu heizende Gebäudefläche sogar wieder zunehmen. Auch bei hybriden Arbeitsmodellen mit zumindest tageweiser Büropräsenz, die für viele Beschäftigte und Unternehmen auf Dauer attraktiver sein dürften als das Vollzeit-Homeoffice, wären die Einsparungen an Pendelwegen und betrieblichem Energiebedarf weniger ausgeprägt.

Filed Under: Research Tagged With: climate, energy, inequality, telework

Teilnahme an Fördermaßnahmen verbessert Integration von Geflüchteten

November 22, 2021 by Mark Fallak

Die Fluchtmigration der Jahre 2015/2016 hat die Arbeitsmarktpolitik in Deutschland vor große Herausforderungen gestellt. Um die Integration der Geflüchteten in den Arbeitsmarkt zu unterstützen, wurden verschiedene gesetzliche Fördermaßnahmen genutzt und zum Teil entsprechend angepasst.

Haben sich die Maßnahmen – und die involvierten institutionellen Akteure – in dieser außerordentlichen Belastungsprobe bewährt, oder sind Fehlentwicklungen und politischer Korrekturbedarf festzustellen? Sind die einzelnen Instrumente effektiv in dem Sinne, dass sie bei den geförderten Personen zu stärkeren Verbesserungen der Integration in Arbeitsmarkt und die Gesellschaft führen als bei ungeförderten Geflüchteten? Und ist ihr Einsatz wirtschaftlich effizient, oder übersteigen die Kosten den Nutzen?

Diese Aspekte standen im Zentrum eines vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) in Auftrag gegebenen Forschungsprojekts. Jetzt hat die damit befasste Forschungsgruppe unter Federführung des IZA und Beteiligung von IAB, IAQ, IAW und RWI den Schlussbericht zur „Begleitevaluation der arbeitsmarktpolitischen Integrationsmaßnahmen für Geflüchtete“ vorgelegt. Analysiert wurde neben den Fördermaßnahmen nach SGB II (Jobcenter) und SGB III (Agenturen für Arbeit) auch, ob Faktoren wie die Sprachförderung oder organisatorische Merkmale die Maßnahmenwirksamkeit verstärken oder hemmen.

Die Gesamtschau der Evaluationsergebnisse zeigt: Der Einsatz der arbeitsmarktpolitischen Integrationsmaßnahmen hat die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten zwischen September 2017 und Dezember 2020 – trotz der Corona-Pandemie – deutlich vorangebracht. Dabei sind insbesondere betriebsnahe Maßnahmen wie Eingliederungszuschüsse (EGZ), Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung bei einem Arbeitgeber (MAG) oder die Einstiegsqualifizierung (EQ) sehr wirksam und begünstigen die Eingliederung von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt (siehe Abbildung). Auch die soziale Teilhabe hat sich deutlich verbessert, da mit der Teilnahme an den meisten Integrationsmaßnahmen auch weitere Fortschritte etwa beim Erwerb der deutschen Sprache verbunden waren.

Am Beispiel der EGZ wird das arbeitsmarktpolitische Potenzial der Maßnahmen deutlich: Über einen Zeitraum von 40 Monaten hinweg waren so geförderte Geflüchtete 14 Monate länger in Arbeit und benötigten fast acht Monate früher als Nicht-Geförderte keine sozialen Hilfen mehr. Andere Maßnahmen wie EQ und FbW haben einen starken Investitionscharakter gerade im Hinblick auf Geflüchtete mit geringerer Arbeitsmarktnähe und lassen auf längere Sicht klare Integrationsvorteile erwarten. Nur die so genannten Arbeitsgelegenheiten schneiden in der Evaluation auffallend schlecht ab.

Abbildung: Mehr Monate in Beschäftigung nach Teilnahme an Integrationsmaßnahmen

Stärkere Förderung geflüchteter Frauen erforderlich

Weibliche Geflüchtete stehen häufig vor besonders gravierenden Hemmnissen bei der Arbeitsmarktintegration, sei es durch fehlende Alternativen zur privaten Kinderbetreuung oder auch aufgrund kultureller Rollenbilder. Hier zeigt die Studie einerseits, dass geförderte Frauen die erhebliche Geschlechterdifferenz der Beschäftigungsquoten unter den Geflüchteten zumindest merklich verringern können. Andererseits sind sie bislang stark unterproportional unter den Teilnehmenden vertreten. Eine stärkere Genderperspektive der Fördermaßnahmen für Geflüchtete erscheint deshalb sinnvoll, da Frauen mindestens ebenso sehr wie Männer davon profitieren können.

Positive Kosten-Nutzen-Bilanz

Die Evaluation zeigt auch, dass der Maßnahmeneinsatz insgesamt wirtschaftlich ist. Bereits in einer eher kurzen Frist von 40 Monaten erreichen EGZ und die Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung – hier insbesondere die MAG – eine positive gesamtfiskalische Kosten-Nutzen-Bilanz: Einsparungen bei Sozialtransfers und Zusatzeinnahmen an Sozialbeiträgen aufgrund von Erwerbstätigkeit überwiegen die Kosten der Fördermaßnahmen. Bei den anderen Maßnahmen mit positiven Beschäftigungswirkungen werden die Kosten-Nutzen-Bilanzen voraussichtlich über einen Horizont von fünf Jahren nach Maßnahmenbeginn ins Positive drehen.

Empfehlungen an die Politik

Aus ihren Befunden leiten die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine Reihe von Handlungsempfehlungen für die Politik ab. Dazu zählen neben der gezielten Frauenförderung eine systematische Ansprache von Arbeitgebern, um den Erfolg von MAG weiter auszubauen, sowie die Förderung der beruflichen Weiterbildung wo möglich mit einem konkreten Arbeitsangebot zu verbinden. Empfohlen werden auch durchgängig vorgeschaltete Sprachkurse, um die Maßnahmen zur Arbeitsmarktintegration noch effizienter gestalten zu können. Der Betreuungsschlüssel für erwachsene Geflüchtete in der regulären Arbeitsvermittlung sollte angepasst werden, um die Beratungsqualität weiter zu verbessern. Auch eine beschleunigte Anerkennung von formellen und informellen Qualifikationen ist im Kontext der Fluchtmigration von besonderer Bedeutung.

Filed Under: Research Tagged With: Germany, integration, refugee

Offene Schulen tragen bei verpflichtender Testung zur Eindämmung der Pandemie bei

November 16, 2021 by Mark Fallak

Schulen sind derzeit offenbar keine Treiber der Pandemie, sondern könnten sogar einen wichtigen Beitrag zu ihrer Eindämmung leisten. Darauf deutet ein neues IZA-Forschungspapier von Ingo E. Isphording, Marc Diederichs, Reyn van Ewijk und Nico Pestel hin. Durch die obligatorischen Schnelltests an Schulen ließen sich Ausbrüche frühzeitig erkennen und isolieren, was gerade beim aktuellen Anstieg der Fallzahlen von entscheidender Bedeutung sei, so die Autoren.

Angesichts der Wucht der vierten Welle scheinen erneute Schulschließungen politisch nun nicht mehr ausgeschlossen. Dabei gibt es für deren Wirksamkeit keine eindeutigen Belege. Bisherige Erkenntnisse stammen zudem aus einer früheren Phase der Pandemie, seit der sich die Lage durch Impfungen und Delta-Variante stark verändert hat. Vor allem aber kommt den Schulen durch die Pflicht zu regelmäßigen Testungen eine ganz neue Rolle in der Pandemiebekämpfung zu.

Für ihre Studie nutzten die Forscher die zeitliche Staffelung der Sommerferien 2021 in den deutschen Bundesländern, um den Beitrag offener Schulen zur Verbreitung von COVID-19 zu ermitteln. Dazu verglichen sie jeweils Bundesländer, in denen die Schulen gerade wieder geöffnet bzw. ferienbedingt noch geschlossen waren. Veränderungen in der Mobilität nach den Ferien, etwa durch mehr Fahrten zum Arbeitsplatz, rechneten sie statistisch heraus, um den Effekt des Schulbeginns auf die Corona-Zahlen getrennt betrachten zu können.

An Schulen aufgedeckte Fälle senken Ansteckungsrisiko für Erwachsene

Demnach führte der Schulstart nach den Sommerferien nicht zu einem beschleunigten Wachstum der Infektionszahlen. Zwar kam es in der Altersgruppe der 5- bis 14-Jährigen einige Tage lang zu vermehrten positiven Tests von Schülerinnen und Schülern, die während der Ferien ungetestet geblieben waren. Längerfristig jedoch wirkten sich die Schulöffnungen weder bei Kindern und Jugendlichen noch bei den über 60-Jährigen maßgeblich auf die Fallzahlen aus, die ähnlich anstiegen wie in Bundesländern mit weiterhin geschlossenen Schulen. In der Altersgruppe der 15- bis 59-Jährigen blieben die Infektionszahlen sogar langfristig niedriger als sie sich ohne Öffnung der Schulen entwickelt hätten.

Die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass die frühzeitige Erkennung und Quarantäne der an Schulen aufgedeckten Fälle im Kampf gegen die Pandemie hilfreich sind. Gerade weil COVID-19 bei Kindern häufig ohne Symptome verlaufe und trotzdem ansteckend sei, könnten solche Fälle nur bei offenen Schulen mit obligatorischer Testung erkannt und dadurch weitere Ansteckungen verhindert werden, so die Autoren. „In Kombination mit den weiteren Hygienemaßnahmen bleiben Schulen in Deutschland sicherer als oft vermutet. Gleichzeitig spielen sie eine unverzichtbare Rolle bei der Überwachung des Infektionsgeschehens“, sagt IZA-Forscher Ingo Isphording.

Eine deutsche Kurzfassung der englischsprachigen Studie ist als IZA-Standpunkt abrufbar.

Filed Under: Research Tagged With: COVID-19, pandemic, schools, testing

Höhere Gewerbesteuern verringern Innovationstätigkeit in Unternehmen

November 12, 2021 by Mark Fallak

Rückblickend sind es oft die genialen Erfinder wie Thomas Edison, die als Treiber des Fortschritts in Erinnerung bleiben. Wissenschaftlich betrachtet entstehen bahnbrechende neue Technologien jedoch eher durch Forschung und Entwicklung (FuE) in Unternehmen. Für viele Firmen ist FuE ein unerlässliches Instrument zur Expansion, Produktivitätssteigerung und Wissensgenerierung.

Zugleich gilt Innovation als wichtiger Motor des Wirtschaftswachstums. Aus gesellschaftlicher Perspektive wären mehr FuE-Investitionen daher wünschenswert. Allerdings ist für Unternehmen oft schwer absehbar, ob und wann sich mit neuen Ideen Geld verdienen lässt, weshalb auch viele Banken die Finanzierung unsicherer Forschungsprojekte scheuen. Um die Innovationstätigkeit zu fördern, bedarf es also staatlicher Unterstützung.

Steueränderungen als natürliches Experiment

Inwieweit sich das Drehen an der Gewerbesteuerschraube auf die FuE-Ausgaben und Patentanmeldungen deutscher Unternehmen auswirkt, untersuchen Andreas Lichter, Max Löffler, Ingo E. Isphording, Thu-Van Nguyen, Felix Pöge and Sebastian Siegloch einem aktuellen IZA-Forschungspapier. Das Ausmaß dieses Effekts ist von großer wirtschaftspolitischer Bedeutung, nicht nur weil Gewinnbesteuerung den meisten Staaten der Welt als wichtige Einnahmequelle dient, sondern auch um gezieltere Innovationsanreize wie FuE-Steuergutschriften zu entwickeln.

Auf Basis einer Stichprobe von nahezu allen FuE-aktiven Unternehmen in Deutschland analysieren die Autoren rund 7.300 lokale Steueränderungen im Zeitraum von 1987 bis 2013. Jede einzelne Steueränderung wird als „natürliches Experiment“ betrachtet: Die damit einhergehende Veränderung der FuE-Investitionen wird mit dem Investitionsniveau in Gemeinden verglichen, deren Steuerniveau zur gleichen Zeit unverändert blieb.

Junge Unternehmen besonders betroffen

Die Ergebnisse zeigen einen negativen und statistisch signifikanten Effekt des lokalen Gewerbesteuersatzes auf die gesamten FuE-Ausgaben, vor allem bei jungen und kreditbeschränkten Unternehmen. Ein ähnlich negativer Effekt ist etwa zwei Jahre später bei den Patentanmeldungen zu beobachten.

Anhand der gemessenen Effekte können die Forscher berechnen, wie sich verschiedene steuerliche Anreize auf die Innovationstätigkeit von Unternehmen auswirken würden. Demnach wären gezielte Steuergutschriften für FuE-Ausgaben kosteneffizienter als allgemeine Senkungen der Gewerbesteuer.

Abschließend widmen sich die Autoren den wirtschaftlichen Auswirkungen. Während lokale Innovationen einen positiven und nachhaltigen Effekt auf das kommunale Wirtschaftswachstum haben, führt eine Erhöhung der lokalen Gewerbesteuer zu einem erheblichen Rückgang des lokalen BIP. Nach den Berechnungen der Forscher lassen sich rund acht Prozent dieses negativen Effekts auf steuerbedingte Rückgänge bei der Innovationstätigkeit zurückführen.

Filed Under: Research Tagged With: economic growth, firms, innovation, profit taxation, R&D

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