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Chancengleichheit: Wie sich prosoziales Verhalten bei Kindern fördern lässt

April 5, 2016 by admin

„Prosoziale“ Eigenschaften wie Altruismus und Vertrauen wirken sich positiv auf den individuellen Berufs- und Lebensweg aus. Sie prägen auch das solidarische Zusammenleben innerhalb der Gesellschaft. Diese Eigenschaften sind bei Kindern aus Familien mit geringerem Einkommen und Bildungsstand im Durchschnitt unterentwickelt, wie ein aktuelles IZA-Paper von Fabian Kosse, Thomas Deckers, Hannah Schildberg-Hörisch und Armin Falk belegt. Das behindert Chancengleichheit und vertieft die soziale Spaltung.

Die gute Nachricht: Diese Lücke lässt sich schließen, wenn sozial benachteiligte Kinder frühzeitig in ihrer Persönlichkeit gestärkt werden. Darauf zielt das Mentorenprogramm „Balu und Du“ ab, das die Bonner Forscher unter die Lupe nahmen. In Bonn und Köln begleiteten sie rund 700 Familien mit unterschiedlichem sozioökonomischem Hintergrund über einen Zeitraum von mehreren Jahren.

Anhand von Fragebögen, Interviews und Verhaltensexperimenten konnten die Ökonomen das prosoziale Verhalten von Kindern und deren Eltern erstmals ganzheitlich messen. Die Auswertung ergab, dass Grundschulkinder aus Familien mit höherem Einkommen und Bildungsstand im Schnitt deutlich prosozialer agieren als sozial benachteiligte Gleichaltrige.

Eine Gruppe von zufällig ausgewählten Kindern mit niedrigem sozioökonomischem Status nahm ein Jahr lang an „Balu und Du“ teil. Jedes teilnehmende Kind erhielt einmal pro Woche Besuch von einem freiwilligen Mentor, der mit den Kindern verschiedene interaktive Aktivitäten unternahm – von Gesprächen über gemeinsames Lesen, Sport und Kochen bis hin zum Zoobesuch. Ziel des Programms war nicht die Verbesserung der schulischen Leistungen, sondern die Entwicklung und Stärkung der Persönlichkeit.

Nach einem Jahr zeigte sich, dass die am Mentorenprogramm teilnehmenden Kinder wesentlich prosozialer agierten und zu ihren Altersgenossen mit höherem sozioökonomischem Status aufgeschlossen hatten. Dieser Effekt blieb auch zwei Jahre nach Ende des Mentorenprogramms nachweisbar. Die Autoren schließen daraus, dass das Programm geeignet ist, einen fehlenden „prosozialen Stimulus“ aus dem Elternhaus auszugleichen.

„Unsere Ergebnisse bestätigen das enorme Potenzial frühkindlicher Förderung für mehr Chancengleichheit und die Überwindung sozialer Spaltung“, sagt Armin Falk, Leiter des von der Deutschen Post-Stiftung neu gegründeten Behavior and Inequality Research Institute (briq). Zwar spiele auch die Vererbung von Persönlichkeitsmerkmalen eine gewisse Rolle, doch lasse sich die soziale Kluft durch Interventionen, die das soziale Umfeld von benachteiligten Kindern bereichern, deutlich verringern.

Nachtrag: Am 16. Februar 2017 berichtete 3SAT in der Dokumentation „Arme Reiche“:

Filed Under: Research

Vom Arbeitslosen zum Unternehmensgründer? Das Potenzial von Gründungsförderung

March 29, 2016 by admin

Um Arbeitslosigkeit einzudämmen, haben OECD-Staaten in den letzten Jahren enorme Summen (0,6% des BIP in 2011) für aktive arbeitsmarktpolitische Maßnahmen ausgegeben. Dabei griffen sie in erster Linie auf klassische Weiterbildungs-, Umschulungs- und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen zurück, die in der Vergangenheit jedoch nicht immer den gewünschten Erfolg lieferten.

Eine vielversprechende Alternative stellen Förderprogramme für Existenzgründungen aus Arbeitslosigkeit dar. Diese Programme unterstützen Erwerbslose bei der Gründung ihres eigenen Unternehmens, das im Idealfall nicht nur ihnen selbst, sondern auch anderen einen Arbeitsplatz bieten kann. In einem neuen Artikel für das Online-Kompendium IZA World of Labor fasst Marco Caliendo (Universität Potsdam) den Forschungsstand zur Effektivität solcher Programme zusammen und gibt auf Grundlage internationaler Erfahrungen Handlungsempfehlungen für die Politik.

Förderprogramme schaffen Arbeitsplätze und fördern Benachteiligte

Die Forschungserkenntnisse aus den industrialisierten OECD-Staaten zeigen die Potenziale der Förderprogramme für Existenzgründungen aus der Arbeitslosigkeit auf. Von Erwerbslosen gegründete Unternehmen schaffen Arbeitsplätze und zeichnen sich durch eine hohe Überlebensdauer aus. Zusätzlich erhöhen die Programme aber auch über die Unternehmensgründung hinaus die Arbeitsmarktchancen der Programmteilnehmer. Selbst wenn das gegründete Unternehmen scheiterte, hatten ehemalige Programmteilnehmer danach immer noch bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt als vergleichbare Arbeitslose ohne Programmteilnahme. Caliendo macht deutlich, dass sich die positiven Effekte besonders stark bei Frauen und Gruppen einstellen, die am Arbeitsmarkt vor Eingliederungsproblemen stehen (wie z.B. junge und schlecht ausgebildete Arbeitslose).

Allerdings wirkt öffentliche Förderung für Existenzgründer nicht durchgehend positiv: Im Vergleich zu anderen Startups weisen staatlich geförderte Unternehmensgründungen aus Arbeitslosigkeit durchschnittlich eine schlechtere Performance bei betrieblichem Wachstum und Innovationen auf. Wenn Politiker also zum Ziel haben, wachstumsstarke Unternehmen mit hohem Beschäftigungspotenzial hervorzubringen, sind Startup-Förderprogramme für Arbeitslose nicht das beste Mittel. Ist das Hauptziel jedoch die Integration von Arbeitslosen in den Arbeitsmarkt, können Förderprogramme für Existenzgründungen eine sinnvolle Ergänzung zu klassischen Programmen sein.

Höhe und Zeitrahmen der Förderung müssen richtig bemessen sein

Damit die Gründung aus der Arbeitslosigkeit gelingt, empfiehlt Caliendo, bei der Ausgestaltung der Programme auf bestimmte Elemente zu achten. Zunächst muss der Zeitrahmen der Förderung klug bemessen sein. Unternehmensgründern sollte genügend Zeit gegeben werden, um die anfänglichen Probleme einer Firmengründung zu meistern; sie dürfen aber auch nicht zu lange unterstützt werden, da sonst die Gefahr von zu großer Abhängigkeit und mangelndem Einsatz steigt.

Die Höhe der Förderung sollte hoch genug sein, um Wohn- und Lebenskosten sowie Sozialbeiträge in der Anfangsphase zu decken. Zudem sollte in einem Screening-Prozess geprüft werden, ob die potenziellen Programmteilnehmer über ausreichende Kenntnisse und die Motivation für eine Unternehmensgründung verfügen. Für den Erfolg der Förderprogramme ist es außerdem wichtig, die bei der Bewerbung vorgelegten Businesspläne von unabhängigen Dritten prüfen zu lassen.

Ob die Programme erfolgreich sind, hängt letztlich von der Frage ab, ob die Gründer in der Lage sind, wirtschaftlich stabile Unternehmen aufzubauen. Daher sollten Coaching- und Mentorenprogramme die Förderprogramme ergänzen und sowohl vor als auch nach der Gründung die Jungunternehmer bei der Etablierung wirtschaftlich erfolgreicher Unternehmen unterstützen. Wenn dies gelingt, haben Förderprogramme für Existenzgründungen aus der Arbeitslosigkeit auch das Potenzial für eine so genannte „doppelte Dividende“, indem sie sowohl Arbeitsplätze für den Gründer als auch für potenzielle zusätzliche Mitarbeiter schaffen. Gleichzeitig können Sie auch einen positiven Einfluss auf Strukturwandel, Innovationskraft und Technologieverbreitung haben.

Bildquelle: Pixabay

Filed Under: Research Tagged With: active labor market policies, IZA World of Labor, labor market, OECD countries, self-employment, start-up subsidies, start-ups, unemployed, unemployment

Demografie und Staatshaushalt: Neue Studie sieht Grund für mehr Optimismus

March 21, 2016 by admin

Die meisten hochentwickelten Volkswirtschaften der westlichen Welt sehen sich mit einem gravierenden demografischen Wandel konfrontiert, der nicht nur zu deutlichen gesellschaftlichen Alterungsprozessen führen, sondern insbesondere das Erwerbspersonenpotenzial in den kommenden Jahrzehnten zusehends schrumpfen lassen wird.

Jüngste Prognosen der OECD stützen die weit verbreitete Einschätzung, nach der die öffentlichen Haushalte durch das Altern der Gesellschaft massiv unter Druck geraten werden: So liegt es auf den ersten Blick nahe, dass ein wachsendes Missverhältnis zwischen Rentenbeziehern und arbeitender Bevölkerung den Generationenvertrag in der Gesetzlichen Rentenversicherung destabilisiert, während zugleich auch ein kontinuierlicher Anstieg der öffentlichen Gesundheitsausgaben erwartet werden kann. Aus dieser pessimistischen Perspektive resultiert die Annahme, der Staat könne in seiner Fähigkeit, den Sozialstaat und andere zentrale öffentliche Güter zu finanzieren, künftig erheblich eingeschränkt werden.

Doch es gibt auch Grund für mehr Optimismus, wie eine neue Studie von Mathias Dolls (ZEW), Karina Doorley (LISER), Alari Paulus (Universität Essex), Hilmar Schneider (IZA), Sebastian Siegloch (Universität Mannheim) und Eric Sommer (IZA) zeigt. Die bekannten Negativprognosen unterschätzen nach Ansicht der Autoren mögliche vorteilhafte Entwicklungen auf der Einnahmenseite öffentlicher Haushalte und ignorieren damit die Wechselwirkung zwischen demografischen Entwicklungen und den Reaktionen der Arbeitsmärkte.

So wird beispielsweise eine schrumpfende Arbeitsbevölkerung neben einer Erhöhung des Renteneintrittsalters nahezu zwangsläufig auch einen Anstieg des Ausbildungsniveaus nach sich ziehen, was wiederum zu Lohnwachstum führen und die Steuereinnahmen stabilisieren, im günstigsten Fall sogar trotz schrumpfender Bevölkerung sogar vergrößern dürfte.

Die aktuelle Studie untersucht die langfristige Tragfähigkeit öffentlicher Haushalte in allen EU-Staaten unter verschiedenen demografischen Szenarien. Projektionen zur Bevölkerungsentwicklung werden dabei mit Schätzungen zu Angebotselastizitäten (der Grad, zu dem ein Individuum sein Arbeitsangebot an sich ändernde Löhne anpasst) und Nachfrageelastizitäten (der Grad, zu dem die Arbeitsnachfrage der Unternehmen auf den Lohnsatz reagiert) verknüpft.

Die Ergebnisse der Studie bestätigen: Während die Erwerbsbevölkerung in der EU immer älter wird, ist sie gleichzeitig auch immer besser ausgebildet (Abbildung 1), was einen Anstieg der Durchschnittslöhne in ganz Europa zur Folge hat.

Abbildung 1Diese Veränderungen in Größe und Bildungsniveau der Erwerbsbevölkerung haben erhebliche fiskalische Konsequenzen. Am Beispiel der Staatshaushalte Frankreichs, Deutschlands, Italiens und Großbritanniens in den Jahren 2010-2030 werden die massiven Auswirkungen auf direkte Steuern (TAX), Sozialversicherungsbeiträge von Arbeitgebern, Arbeitnehmern und Selbstständigen (SIC), Sozialtransfers und Renten (BEN) sowie andere altersbezogene öffentliche Ausgaben für Bildung, Kinderbetreuung und Gesundheit (EXP) deutlich (Abbildung 2, basierend auf Abbildung 7 im IZA Discussion Paper [1]).

Abbildung 2

Die reinen demografischen Effekte, ohne Beachtung der Arbeitsmarkteffekte (linker Balken für jedes Land), sorgen für einen erheblichen Ausgabenzuwachs und führen in allen vier betrachteten Ländern zu einem negativen Haushaltssaldo (markiert durch den orangefarbenen Punkt). Dieses fiskalische Resultat ist jedoch eine rein rechnerische Größe und letztlich unrealistisch, denn es lässt die Veränderungen auf den Arbeitsmärkten außen vor, die sich aus der sich wachsenden Arbeitskräfteknappheit ergeben. Werden hingegen die zu erwartenden Lohnsteigerungen berücksichtigt (mittlerer Balken), lassen höhere Einnahmen aus Steuern und Sozialbeiträgen den Haushaltssaldo gegen oder gar über Null steigen, wobei der Umfang von Sozialleistungen weitgehend unverändert bleibt.

Die Autoren nehmen weiterhin an, dass die Politik als Reaktion auf den demografischen Wandel das gesetzliche Renteneintrittsalter erhöhen wird. Das hier gewählte Szenario beinhaltet eine Erhöhung um einheitlich fünf Jahre zwischen 2010 und 2030 (d.h. für Deutschland eine Erhöhung von 65 auf 70 Jahre) Daraus ergibt sich eine zusätzliche Verbesserung des Haushaltssaldos in den meisten EU-Staaten, was in erster Linie auf die dann geringeren Sozialleistungen und höheren Einkommensteuereinnahmen zurückzuführen wäre (rechter Balken). Allerdings kann dabei auch eine dämpfende Wirkung eintreten, wie das Beispiel Großbritanniens veranschaulicht. Hier würde ein höheres Renteneintrittsalter zwar die Zahl der Erwerbstätigen steigern, jedoch nähme gleichzeitig auch das durchschnittliche Einkommen ab, was wiederum zu geringeren Steuereinnahmen führen würde.

Im Falle Deutschlands sorgen mehrere Besonderheiten dafür, dass der Haushalt auch bei Berücksichtigung von fiskalischen Rentenreformeffekten noch knapp unausgeglichen bleibt. Auf Grundlage von EU-Projektionen (Europop 2010) gehen die Autoren zunächst davon aus, dass, der Bevölkerungsrückgang in Deutschland stärker ausfällt als in den meisten anderen EU-Staaten. Dieser überträgt sich zudem besonders deutlich auf die Größe der Erwerbsbevölkerung, was zu geringeren Steuereinnahmen führt. Weiterhin erwarten die Autoren, dass die ‚Bildungsexpansion‘, die fiskalisch positive Lohnsteigerungen zur Folge hat, in Deutschland vergleichsweise gering ausfallen wird.

Trotz dieser Einschränkungen zeichnen die Ergebnisse der neuen Studie auch für Deutschland ein insgesamt deutlich weniger beunruhigendes Bild der haushaltspolitischen Auswirkungen des demografischen Wandels als bislang vorgelegte Analysen, die den Lohnentwicklungen, also der Einnahmenseite, zu wenig Beachtung schenken. Die Kombination aus einem besseren Bildungsniveau und einem höheren Renteneintrittsalter kann den Haushalt in Zukunft spürbar entlasten. Kommen ein durch Arbeitskräfteverknappung bedingter Lohnanstieg und vorausschauende Reformen mit dem Ziel der Verlängerung der Lebensarbeitszeit zusammen, erscheint auch bei schrumpfender Erwerbsbevölkerung eine verträgliche Entwicklung der öffentlichen Haushalte möglich.

„Darüber hinaus sind zusätzliche entlastende Effekte etwa in Form von technologischem Fortschritt oder Fachkräfte-Zuwanderung in Rechnung zu stellen, die das Gesamtbild weiter aufhellen dürften. Eine schrumpfende Erwerbsbevölkerung muss keineswegs mit einem Kollaps der öffentlichen Haushalte einhergehen“, so IZA-Chef Hilmar Schneider.

[1] Dolls et al. (2015): Fiscal Sustainability and Demographic Change: A Micro Approach for 27 EU Countries. IZA Discussion Paper 9618. Dezember 2015.
Bildquelle: pixabay

Filed Under: Research Tagged With: demographic aging, demography, economic outlook, education, government budget, population projection, statutory retirement age, wage effects

Wie Schlafmangel unser soziales und wirtschaftliches Verhalten beeinflusst

March 18, 2016 by admin

Man muss nicht besonders ausgeschlafen sein, um zu ahnen, dass Schlafmangel mehr als nur einen gesundheitlichen Aspekt hat. So beschäftigen sich auch Ökonomen mit der Frage, inwieweit Schlaf diverse menschliche Verhaltensweisen beeinflusst, die für Bildung, Arbeitsmarkt und soziale Interaktionen von Bedeutung sind. Einige aktuelle Studien aus dem IZA-Netzwerk wollen wir anlässlich des heutigen Welt-Schlaftags näher beleuchten.

Schlaf, Vertrauen und Risikopräferenzen

In einem kürzlich erschienenen IZA Discussion Paper untersuchen die Forscher David L. Dickinson (Appalachian State University, IZA) und Todd Mc Elroy (Florida Gulf Coast University) mittels eines kontrollierten Laborexperiments, wie sich Schlafmangel auf das zwischenmenschliche Vertrauen auswirkt.

Den 184 Teilnehmern des Experiments wurden für einen Zeitraum von drei Wochen zwei unterschiedliche Schlafpläne vorgegeben. Die eine Gruppe bekam nur fünf bis sechs Stunden Schlaf pro Nacht, während die andere acht bis neun Stunden schlafen durfte. Außerdem berücksichtigten die Forscher den Schlaf-Wach-Rhythmus der Testpersonen, indem sie erfassten, ob eine Person eher Früh- oder Spätaufsteher ist.

Die Probanden wurden dann zufällig Versuchsgruppen zugeordnet, die entweder morgens, mittags oder abends so genannte „trust games“ absolvieren mussten. Dabei konnten die Forscher messen, wieviel Vertrauen die Versuchsteilnehmer ihren Mitmenschen zum jeweiligen Zeitpunkt entgegenbrachten.

Die Ergebnisse zeichneten ein klares Bild: Müdigkeit, verursacht durch Schlafmangel oder aber durch einen ungewohnten Schlafrhythmus, führte zu einem deutlich niedrigeren Grad an zwischenmenschlichem Vertrauen, das als Voraussetzung für prosoziales Verhalten gilt.

In einem ähnlichen Experiment untersuchte Dickinson gemeinsam mit Marco Castillo und Ragan Petrie von der George Mason University, wie sich Schlafmangel auf individuelles Risikoverhalten und die Konsistenz von Entscheidungen auswirkt. Auch hier analysierten die Forscher in Spielsituationen, ob sich ausgeschlafene Versuchsteilnehmer anders verhielten als diejenigen, die ungewohnten Schlafrhythmen ausgesetzt waren. Die Resultate waren ähnlich: Müde Versuchsteilnehmer agierten weniger rational und trafen risikoreichere Entscheidungen als ausgeschlafene.

Schlaf, kognitive Fähigkeiten und Gesundheit

Wie ein aktuelles IZA Discussion Paper von Osea Giuntella (Univeristät Oxford, IZA), Wei Han (Oxford) und Fabrizio Mazzonna (Università della Svizzera Italiana) zeigt, kann der Einfluss mangelnden Schlafs auf die kognitiven Fähigkeiten auch außerhalb des Labors beobachtet werden. Dazu analysierten die Forscher umfangreiche chinesische Bevölkerungsdaten und nutzten den Umstand aus, dass die Sonne aufgrund der breiten Zeitzone Chinas in den unterschiedlichen Landesteilen zu unterschiedlichen Zeiten auf- und untergeht.

Die Idee dahinter: Da der menschliche Körper sehr lichtsensibel ist und im Dunkeln mehr schlafförderndes Melatonin produziert, gehen Menschen in der Regel später ins Bett, wenn die Sonne länger scheint. So zeigt sich auch anhand dieser Daten, dass Schlaf die mentalen und numerischen Fähigkeiten befördert. Personen mit einer Stunde mehr Schlaf schnitten bei kognitiven Tests um 0,4 bis 0,6 Standardabweichungen besser ab. Die Autoren führen dieses Ergebnis in erster Linie auf die unflexiblen Arbeitszeiten der Stadtbevölkerung zurück, die sich nicht nach der biologischen Uhr der Menschen richten.

In einer ähnlichen Studie ermittelten Guintella und Mazzonna, dass US-Amerikaner eher zu Übergewicht und einem schlechteren Gesundheitszustand neigen, wenn sie ganz im Osten einer Zeitzone leben und daher bei gleichen Arbeitszeiten tendenziell später ins Bett gehen als die Menschen am westlichen Ende der gleichen Zeitzone. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass bei vielen Menschen die biologische Zeit nicht mit der sozialen Zeit im Einklang steht. Dieses Missverhältnis wird durch Verhaltensweisen wie spätes Abendessen und Bewegungsmangel zusätzlich verstärkt.

Den Gesundheitseffekten der Sommerzeit widmen sich Lawrence Jin (Cornell University) und IZA-Fellow Nicolas R. Ziebarth (beide Cornell University) in ihrem IZA Discussion Paper, das die Anzahl von Krankenhausaufenthalten in Deutschland und den USA untersucht. Während die Umstellung von Winter- auf Sommerzeit praktisch keine Auswirkungen hat, stellt sich bei der umgekehrten Umstellung ein positiver Effekt ein. Ein bis vier Tage nach der Zeitumstellung, bei der eine Stunde „gewonnen“ wird, gehen die Einlieferungen ins Krankenhaus um acht Personen pro 100.000 zurück.

Schlaf und Schule

Das frühe Aufstehen wird vor allem für Schulkinder im Teenageralter häufig zur Qual. Wie sich Schlafmangel durch zu frühen Schulbeginn auf die Lernleistung auswirkt, wurde bereits in zahlreichen Studien untersucht. Die wichtigsten Erkennnisse fasst ein aktueller IZA World of Labor Artikel von Teny Maghakian Shapiro (Santa Clara University) zusammen.

Die Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Jugendliche, bei denen die Schule morgens erst später beginnt, bessere Noten erzielen, emotional stabiler sind und sogar weniger Autounfälle verursachen. Shapiro plädiert daher für einen späteren Schulbeginn, auch wenn damit durchaus nennenswerte Kosten verbunden wären.

Schlaf und Arbeitsmarkt

Dass sich Schlafmangel negativ auf die individuelle Arbeitsleistung auswirkt, wurde in zahlreichen Studien bereits belegt. Christian Pfeifer (Leuphana University Lüneburg) wechselt die Perspektive und analysiert, wie sich Arbeitsbedingungen auf die Schlafqualität auswirken: Arbeitnehmer, die ihr Gehalt als unangemessen oder unfair empfinden, schlafen öfter schlecht [lesen Sie mehr].

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Filed Under: Research Tagged With: circadian rhythm, cognitive skills, education, health, labor market, labor productivity, numerical skills, risk preferences, sleep, sleep patterns, slepp deprivation

Mit Investitionen in frühkindliche Entwicklung soziale Ungleichheit abbauen

February 17, 2016 by admin

Die Grundlagen für Bildung, Karriere und soziale Kontakte werden in der frühen Kindheit gelegt. Daher beschäftigen sich viele Forscher – unter anderem auch im Rahmen des heute gestarteten IZA-Workshops „Education, Interventions and Experiments“ – mit der Frage, inwiefern öffentliche Investitionen in die frühkindliche Entwicklung zu besseren Bildungsergebnissen und zur Verringerung sozialer Ungleichheit beitragen können.

Zwei aktuelle Beiträge für das Online-Kompendium IZA World of Labor gehen dieser Frage aus unterschiedlichen Blickwinkeln nach. Jane Waldfogel (Columbia University) fasst den Stand der internationalen Wissenschaft zu den langfristigen Effekten staatlich geförderter Vorschulen auf die berufliche, soziale und gesundheitliche Entwicklung zusammen. Ein weiterer Beitrag von N. Meltem Daysal (University of Southern Denmark) analysiert, wie sich Investitionen in frühkindliche Gesundheitsversorgung und in Bildungsprogramme für Mütter langfristig auf die Entwicklung der Kinder auswirken.

Frühe Benachteiligung bleibt oft ein Leben lang

Unterschiede bei der kognitiven Entwicklung von Kindern lassen sich schon im Alter von sechs Jahren feststellen. Kinder aus sozial schwächeren Familien, häufig mit Migrationshintergrund, sind bei der Einschulung in vielen Fällen noch nicht bereit für den Besuch der Grundschule und laufen Gefahr, den Anschluss an weiter entwickelte Kinder zu verlieren. Wird dieser Rückstand nicht aufgeholt, können sich für die betroffenen Kinder langfristige Nachteile bis ins Erwachsenenalter ergeben. Anhand von Modellversuchen haben Forscher wiederholt gezeigt, dass öffentliche Vorschulprogramme für eine klar definierte Zielgruppe die Unterschiede bei der Schulreife erheblich verringern können.

Der Beitrag von Jane Waldfogel stellt auf Basis umfangreicher Forschungsergebnisse – von europäischen Vorschulprogrammen aus den 1970er Jahren bis hin zu aktuellen Erkenntnissen aus den USA – heraus, dass die Programmteilnahme bei sozial benachteiligten Kindern sowohl die schulischen Leistungen als auch die soziale und emotionale Entwicklung langfristig verbessert.

Als entscheidende Erfolgsfaktoren von Vorschulprogrammen identifiziert Waldfogel qualifiziertes Personal und kleine Gruppengrößen. Beides koste Geld, doch die Mittel seien gut investiert. Denn gerade in Ländern mit ausgeprägter sozialer Ungleichheit, wie etwa in den USA, kann vorschulische Bildung die schulischen Leistungen insgesamt heben und zugleich die Kluft zwischen Arm und Reich verringern. Zudem rät Waldfogel, öffentliche Vorschulprogramme mit anderen bildungspolitischen Maßnahmen zu koordinieren, indem etwa die Lehrpläne von Vor- und Grundschule besser aneinander ausgerichtet werden, aber auch verwandte Politikbereiche wie die Familien- und Sozialpolitik mit einzubeziehen.

Frühkindliche Gesundheit wirkt sich auf Bildungserfolg aus

Ebenso wichtig ist eine Flankierung durch gesundheitspolitische Maßnahmen, wie der Beitrag von Meltem Daysal veranschaulicht. Denn auch der Gesundheitszustand von Kleinkindern – beeinflusst etwa durch Ernährung, Krankheit, Alkoholkonsum während der Schwangerschaft, Jodmangel oder auch psychischen Stress der Mutter – wirkt sich auf den Bildungserfolg und damit die späteren Arbeitsmarktchancen der Kinder aus.

Negativer Zusammenhang zwischen niedrigem Geburtsgewicht (y-Achse) und durchschnittlicher Anzahl an Bildungsjahren (x-Achse).

So belegen OECD-Daten einen Zusammenhang zwischen Geburtsgewicht und durchschnittlichen Bildungsjahren (siehe Abbildung). Mehr staatlich geförderte Gesundheitsprogramme und eine bessere ärztliche Versorgung von Kleinkindern könnten die frühkindliche Benachteiligung laut Daysal verringern. Dazu zähle eine konsequentere Bekämpfung von Kinderkrankheiten ebenso wie Aufklärungsprogramme über gesunde Kinderernährung. Die positiven Gesundheitseffekte schlügen sich in geringeren Fehlzeiten und besseren schulischen Leistungen nieder.

Allerdings betont Daysal, solche Programme könnten ihre volle Wirkung nur entfalten, wenn sie gezielt auf benachteiligte Kinder fokussiert werden. Studien zeigten, dass dann sogar deren Geschwister davon profitierten, ohne selbst an Gesundheitsprogrammen teilgenommen zu haben. Im Zusammenspiel mit frühkindlicher Förderung ließe sich so die soziale Ungleichheit weiter verringern.

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Filed Under: Research Tagged With: childcare, early childhood, early-life medical care, education, IZA World of Labor, preschool, public health interventions

Verhalten unter Konkurrenzdruck: Geschlechterunterschiede auf Tennisplatz und Arbeitsmarkt

February 12, 2016 by admin

Angelique Kerbers Finalsieg bei den Australian Open hat in Deutschland die Tennisbegeisterung neu belebt. Aber nicht nur für Sportfans, auch für Arbeitsmarktforscher ist Tennis ein spannendes Feld. Denn das Verhalten der Spieler liefert wertvolle Erkenntnisse darüber, wie sich Leistungsdruck und Frustration auf die individuelle Leistung auswirken – und wie sich männliche von weiblichen Spielern in dieser Hinsicht unterscheiden.

So haben etwa die Arbeitsökonomen Maria De Paola und Vincenzo Scoppa in einem IZA Discussion Paper anhand von Tennisspielen das Verhalten von Männern und Frauen hinsichtlich Wettbewerbsverhalten, Durchhalte- und Durchsetzungsvermögen untersucht. Die Forscher werteten Daten zu knapp 1.000 Profi-Matches aus, um zu ermitteln, wie sich ein verlorener erster Satz auf die nachfolgende Leistung von Frauen und Männer auswirkt.

Nicht gleich aufstecken

Das Resultat legt nahe, dass Frauen schlechter mit dem Druck eines Satzverlustes umgehen als Männer. Weibliche Spieler gaben im zweiten Satz durchschnittlich 1,8 Spiele mehr ab als ihre Gegnerinnen, während männliche Spieler nur 1,2 Spiele mehr verloren als ihre Kontrahenten. De Paola und Scoppa erklären ihre Beobachtung mit dem “never catch up syndrome” (etwa: „das hol‘ ich doch nie auf!“), das Frauen nach einem Verlust oder Rückstand stärker stresst und entmutigt als Männer.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kam ein bereits 2007 erschienenes IZA Discussion Paper von Daniele Paserman. Seiner Analyse zufolge machen Frauen in den entscheidenden Phasen von Grand-Slam-Turnieren mehr „unforced errors“ – also vermeidbare Fehler ohne Einfluss des Gegners – als Männer.

Auf Erfolg getrimmt

Eine weiteres IZA Discussion Paper von Wayne A. Grove und Michael Jetter findet solche geschlechtsspezifischen Unterschiede schon im jugendlichen Alter ausgeprägt. Die Studie untersucht, wie sich frühe Erfolge im Tennis auf die spätere Sportkarriere auswirken. Es zeigt sich, dass Jungen, die bereits als Teenager hochklassiges Tennis spielten, öfter auch im Erwachsenenalter erfolgreich sind als Mädchen mit vergleichbarem Hintergrund.

Daraus schließen die Autoren, dass Mädchen mit zunehmenden Alter eher unter ihren Möglichkeiten für eine professionelle Tenniskarriere bleiben als Jungen. Somit liefern Daten aus der Tennis-Welt einen weiteren Hinweis darauf, dass Mädchen offenbar eine geringere „Erfolgsorientierung“ aufweisen als Jungen.

Konkurrenz belebt das Gehalt

Auf dem Arbeitsmarkt lassen sich bemerkenswerte Parallelen zu den Ergebnissen der Tennis-Analysen erkennen: Wie ein aktueller IZA World of Labor Artikel von Mario Lackner auf Basis internationaler Studien zeigt, ist das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen nicht allein auf Diskriminierung, sondern in hohem Maße auf die geschlechtsspezifischen Unterschiede im Konkurrenz- und Wettbewerbsverhalten zurückzuführen. So treten Frauen in Gehaltsverhandlungen weniger fordernd und aggressiv auf als Männer und bemühen sich seltener um hart umkämpfte Top-Positionen – insbesondere wenn die Mitbewerber männlich sind.

Auch Lackner sieht die Weichen bereits im frühen Kindesalter gestellt und empfiehlt daher, schon in der Schule den „typischen“ Geschlechterrollen in Wettbewerbssituationen entgegenzuwirken. Denkbar sei beispielsweise, Mädchen und Jungen – entgegen dem Trend – in manchen Fächern getrennt zu unterrichten, um ein ausgewogeneres Konkurrenzverhalten zu fördern. Mehr Gleichheit auf dem Arbeitsmarkt ließe sich auf diese Weise letztlich eher erreichen als mit Quotenregelungen, meint der Experte von der Universität Linz.

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Bonus oder Malus? Formulierungen zur variablen Vergütung machen den Unterschied

February 3, 2016 by admin

Mit Prämien- oder Bonusvereinbarungen wollen viele Unternehmen ihre Mitarbeiter motivieren, gesetzte Ziele zu erreichen und ihre Produktivität zu steigern. Dass solche finanziellen Anreize funktionieren, ist empirisch vielfach belegt. Kaum untersucht ist dagegen bislang, wie sich unterschiedliche Vertragsformulierungen zur „variablen Vergütung“ auswirken.

Ein aktueller IZA World of Labor Artikel von Daniele Nosenzo (Universität Nottingham) zeigt, dass leistungsorientierte Vergütungsvereinbarungen – rein ökonomisch betrachtet – effektiver wirken, wenn sie als Sanktionen statt als Boni formuliert werden. Solche „Malus-Vereinbarungen“ sehen vor, dass Mitarbeiter einen Teil ihres (höheren) Grundgehalts wieder abtreten, wenn bestimmte Ziele nicht erreicht werden.

Die unterschiedliche Wirkung macht Nosenzo anhand der Resultate eines Experiments mit einer Gruppe von MBA-Studenten deutlich. Als Mitarbeiter eines fiktiven Unternehmens wurden den Probanden unterschiedliche Vergütungsvereinbarungen zugelost. Teilnehmer in der „Bonus-Gruppe“ erhielten eine Grundvergütung von 20 Dollar mit Aussicht auf weitere 10 Dollar, wenn das vom Unternehmen angestrebte Produktionsziel erreicht wurde. In der „Malus-Gruppe“ bekamen die Studenten 30 Dollar, von denen jedoch bei Nichterreichung des Leistungsziels 10 Dollar wieder abgezogen wurden.

Objektiv betrachtet sind beide Vereinbarungen gleichwertig, denn die Arbeitnehmer erhalten in beiden Fällen 30 Dollar, wenn das Ziel erreicht wird, bzw. 20 Dollar, wenn es verfehlt wird. Der einzige Unterschied lag in der Formulierung: Im ersten Fall wurde der finanzielle Anreiz als Belohnung, im zweiten als Strafe beschrieben. Die Ergebnisse des Experiments sind eindeutig: Trotz der wirtschaftlichen Gleichwertigkeit beider Verträge arbeiteten die Studenten in der „Malus-Gruppe“ rund 17 Prozent produktiver als die Mitglieder der „Bonus-Gruppe“.

Produktivitätsunterschiede bei „Bonus“- und „Malus“-Vereinbarungen

Auch verschiedene Feldstudien bestätigen, dass die Mitarbeiterproduktivität steigt, wenn leistungsbezogene Arbeitsverträge die negativen Folgen einer Zielverfehlung betonen, statt auf positive Folgen wie Prämien oder Boni hinzuweisen. Die Forscher erklären dieses Verhalten mit dem Phänomen der „Verlustaversion“: Die Angst davor, etwas einmal Gewonnenes wieder aufgeben zu müssen, überwiegt den Anreiz, etwas Neues hinzu zu gewinnen. Dieser Logik folgend sollten Unternehmen durch eine einfache Anpassung ihre Arbeitsverträge die Produktivität ihrer Mitarbeiter steigern können.

Doch Nosenzo weist auch auf die Probleme und „versteckten Kosten“ solcher Malus-Vereinbarungen hin. Arbeitnehmer stehen Sanktionen in der Regel kritisch gegenüber und werden sich ihre Zustimmung in Vertragsverhandlungen teuer erkaufen lassen. Zudem werden Malus-Vereinbarungen als unfair und kontrollierend wahrgenommen, was das Vertrauensverhältnis im Unternehmen nachhaltig stören kann. Produktivitätsverluste bis hin zu betrügerischem oder korruptem Verhalten können die Folge sein.

Daher rät Nosenzo, die Formulierungen zur variablen Vergütung bestenfalls vorsichtig anzupassen und genau zu beobachten, inwieweit die Arbeitnehmer die Vereinbarung als fair empfinden und welche Auswirkungen sich auf das Arbeitsklima ergeben. Denn nur wenn Arbeitnehmer die leistungsorientierte Bezahlung mittrügen, könnten sich dauerhaft positive Produktivitätseffekte für das Unternehmen einstellen.

Ohnehin ist die Verwendung von Malus-Vereinbarungen in Deutschland rechtlich nur stark eingeschränkt möglich. So hat das Landesarbeitsgericht Hamm im Jahr 2010 eine Malus-Vereinbarung für unwirksam erklärt, weil Arbeitgeber laut Urteilsbegründung dadurch ihr eigenes wirtschaftliches Risiko auf die Angestellten abwälzen würden.


[1] Hannan, L. R., V. Hoffman, and D. Moser. “Bonus versus penalty: Does contract frame affect employee effort?” In: A. Rapoport and R. Zwick (eds). Experimental Business Research: Economic and Managerial Perspectives. North Holland: Springer, 2005; pp. 151–169.
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Filed Under: Research Tagged With: bonus, Employee incentives, employee performance, employment contracts, incentives, IZA World of Labor, loss aversion, pay penalty, penalty, performance

Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen: Mehr Risiken als Chancen?

February 1, 2016 by admin

Die Arbeitsmarktintegration von mehreren hunderttausend seit 2015 nach Deutschland gekommenen erwerbsfähigen Flüchtlingen wird eine der großen gesellschaftlichen Aufgaben der nächsten Jahre sein. Mit Blick auf die aktuell noch sehr langen Wartezeiten bis zur Bearbeitung des Asylantrags beginnt derzeit für Flüchtlinge aus unsicheren Herkunftsstaaten die Dreimonatsfrist bis zur möglichen Arbeitsaufnahme grundsätzlich bereits ab erstmaliger Erteilung der „Bescheinigung über die Meldung als Asylbewerber“ (BüMA).

Dessen ungeachtet greift bislang unverändert die Vorrangprüfung seitens der jeweils zuständigen Arbeitsagentur. Darüber hinaus kann die für die Genehmigung der Arbeitsaufnahme zuständige Ausländerbehörde den Arbeitsmarktzugang auch qualifizierter Kandidaten verhindern. In der Praxis gibt es zahlreiche Hürden, die eine erfolgreiche Arbeitsmarktintegration erschweren können. Auch die inzwischen erreichten Fortschritte an anderer Stelle – wie etwa die „Early Intervention“-Strategie der Arbeitsagenturen in Nordrhein-Westfalen – laufen potenziell Gefahr, durch behördliches Nebeneinander und mangelnde Rechtssicherheit auf Unternehmensseite konterkariert zu werden.

von links: Alexander Spermann, Ulrich Kelber, Kader Ekici, Holger Hinte, Ulf Rinne

Experten des IZA stehen zu dieser Thematik im regelmäßigen Austausch mit Politik und Verwaltung. Im Rahmen der von Ulrich Kelber (MdB und Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz) initiierten Gesprächsreihe „Flüchtlinge und Zuwanderung – Lassen Sie uns darüber reden!“ informierte sich der Bonner SPD-Bundestagsabgeordnete am IZA über die Chancen und Risiken der Arbeitsmarktintegration der neuen Flüchtlinge.

Alexander Spermann, IZA-Direktor Arbeitsmarktpolitik Deutschland, warnte vor einem möglichen Scheitern der Arbeitsmarktintegration aufgrund von „Behördenversagen“. Angesichts hochkomplexer Regelungen für Asylbewerber und Geduldete mit Aufenthaltsgestattung und der Unsicherheit über die regional sehr unterschiedlichen Entscheidungen von Ausländerbehörden besteht nach Einschätzung Spermanns die Gefahr, dass Unternehmen nur anerkannte Asylbewerber einstellen, um betriebliche Risiken zu vermeiden.

Da zwischen Registrierung, Antragstellung und Bearbeitung des Asylantrags bis zur endgültigen Entscheidung derzeit gut ein Jahr vergehen kann, stehe die Arbeitsmarktintegration im Jahr 2016 also aus aktueller Sicht unter ungünstigen Vorzeichen. „Wir brauchen dringend eine bessere Kooperation der Behörden und mehr Rechtssicherheit für die Betriebe. Sonst wird nur in Einzelfällen ausgebildet und eingestellt“, betonte Spermann.

Die IZA-Migrationsexperten Holger Hinte und Ulf Rinne äußerten sich kritisch sowohl zur arbeitsmarktpolitisch problematischen längerfristigen Residenzpflicht von Flüchtlingen wie auch zur Organisation des Spracherwerbs. Ungeachtet inzwischen erreichter Fortschritte einschließlich App-gestützter Lernmodule sei das Sprachkursangebot weiterhin nicht ausreichend. Vor allem für identifizierte Fachkräfte müsse es einen bevorzugten Sprachkurszugang geben.

Hier biete auch die gezielte Kooperation mit Verbänden und Vereinen Möglichkeiten, die bislang zu wenig ausgeschöpft würden. Spermann plädierte für eine intensive beschäftigungsbegleitende Qualifizierung von Flüchtlingen, die in vielen Fällen online organisiert werden könne. Auf diese Weise könnten auch Ein-Euro-Jobs oder Praktika aufgewertet werden.

In einer gemeinsamen Broschüre werben die Bundesagentur für Arbeit (BA), die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) für die Beschäftigung von Flüchtlingen:

  • Potentiale nutzen – geflüchtete Menschen beschäftigen
Bildquelle: IZA

Filed Under: Research

Homeoffice bleibt in Deutschland weiterhin die Ausnahme

January 28, 2016 by admin

Mit seinem gestrigen Urteil hat der Bundesfinanzhof die bisherige Regelung bestätigt, dass häusliche Arbeitszimmer nur in eng definierten Fällen steuerlich absetzbar sind. Trotz immer neuer technischer Möglichkeiten und dem allgemein gestiegenen Bedürfnis nach besserer Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist das mobile Arbeiten in Deutschland bislang noch vergleichsweise unterentwickelt.

Der Trend zum Homeoffice geht sogar tendenziell zurück: Nach den aktuellsten Daten des Statistischen Bundesamts haben im Jahr 2014 nur 11% der Erwerbstätigen von 20 bis 64 Jahren regelmäßig oder gelegentlich von zu Hause aus gearbeitet – zehn Jahre zuvor waren es noch rund zwei Prozentpunkte mehr. Verbreitet ist das mobile Arbeiten insbesondere bei Selbstständigen (43%). Dass rund zwei Drittel von ihnen männlich sind, könnte erklären, warum insgesamt mehr Männer (12%) als Frauen (10%) von zu Hause aus arbeiten.

Telearbeit gilt als flexible Lösung, um Arbeit und Familie miteinander zu koordinieren. Doch tatsächlich zeigen die Daten, dass das mobile Arbeiten bei Eltern mit einem Kind nicht häufiger verbreitet ist als bei kinderlosen Erwerbstätigen. Erst mit dem zweiten und dritten Kind nimmt die Quote der Homeoffice-Nutzer um drei bzw. fünf Prozentpunkte zu.

Die obige Grafik lässt bereits erkennen, dass Deutschland beim mobilen Arbeiten deutlich unter dem EU-Durchschnitt liegt. Eine genauere Aufschlüsselung zeigt, dass die skandinavischen Länder mit einem Anteil von 26 bis 31% der Erwerbstätigen, die zumindest gelegentlich von zu Hause aus arbeiten, weit vorne liegen. Auch in Österreich (22%) ist der Anteil dopppelt so hoch wie in Deutschland, das mit 11% innerhalb der EU auf dem 15. Platz rangiert. Nur in süd- und osteuropäischen Ländern wird noch seltener ein Heimarbeitsplatz genutzt.

Die aktuelle BFH-Entscheidung betrifft insbesondere Erwerbstätige, die nur gelegentlich von zu Hause arbeiten und kein Arbeitszimmer nachweisen können, das nicht auch privat genutzt wird. Dabei ist nach Einschätzung von Experten eine flexible Mischung aus Bürojob und Heimarbeit dem reinen Homeoffice vorzuziehen.

„Nur im Homeoffice zu arbeiten ist für die Arbeitnehmer keine gute Lösung. Da vereinsamen sie. Isolation spielt eine Rolle. Dann geht auch die Produktivität zurück“, erklärte Alexander Spermann, IZA-Direktor Arbeitsmarktpolitik Deutschland, im heute-journal (27. Januar 2016).

Image sources: pixabay, destatis, heute-journal

Filed Under: Opinion, Research

Rechnen sich flexible Arbeitszeitkonten für die Unternehmen?

January 20, 2016 by admin

Immer mehr Unternehmen in Deutschland setzen auf Arbeitszeitkonten, auf die die Beschäftigten je nach Modell kurz- oder auch langfristig ihre geleisteten Überstunden „einzahlen“ und das Guthaben bei Bedarf für Auszeiten nutzen können. Dieses Instrument hat nicht nur zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf beigetragen, sondern dient in Krisenzeiten auch zur Vermeidung von Kurzarbeit und Entlassungen.

Mit den Auswirkungen von mehr zeitlicher Flexibilität für Arbeitnehmer haben sich Ökonomen wie auch Psychologen und Soziologen bereits eingehend beschäftigt. Empirisch kaum erforscht ist dagegen die Frage, ob auch die Unternehmen von Arbeitszeitkonten wirtschaftlich profitieren. Diese Lücke füllen Lutz Bellmann (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Nürnberg) und Olaf Hübler (Leibniz Universität Hannover) mit einem aktuellen Beitrag im IZA Journal of European Labor Studies, der die Auswirkungen von Arbeitszeitkonten auf Produktivität, Löhne, Investitionen und Gewinne deutscher Unternehmen untersucht.

Die praktischen Vorteile von Arbeitszeitkonten für Beschäftigte wie Unternehmen liegen auf der Hand: Arbeitnehmer haben die Möglichkeit, mit Blick auf ihre „Work-Life-Balance“ den Arbeitsalltag flexibler zu gestalten. Arbeitgeber wiederum sind daran interessiert, die tägliche oder wöchentliche Arbeitszeit an den aktuellen Bedarf anzupassen und etwa Schwankungen im Auftragsvolumen abzufedern, ohne an der Personalschraube drehen zu müssen.

Um die Auswirkung dieser Flexibilisierung auf den Unternehmenserfolg zu bewerten, analysieren Bellmann und Hübler Umfragedaten deutscher Unternehmen aus den Jahren 2008 bis 2014. Dieser Zeitraum beinhaltet sowohl Krisen- als auch Wachstumsphasen. Die Analyse zeigt, dass Unternehmen mit Arbeitszeitkonten produktiver sind und mehr Investitionen tätigen. Dies hat jedoch keinen nennenswerten Einfluss auf Löhne und Betriebsergebnis. Die Gewinne gehen sogar nach der Einführung von Arbeitszeitkonten tendenziell zurück.

Die Forscher erklären diesen Befund damit, dass Arbeitszeitkonten zunächst Kosten verursachen, die den Gewinn schmälern, und dass besonders produktive, hochqualifizierte Mitarbeiter die Einführung solcher Konten am ehesten durchsetzen können. Auch wenn dieses Instrument also nicht der unmittelbaren Gewinnsteigerung dient, ist es nach Einschätzung der Autoren dennoch sinnvoll insbesondere für exportorientierte Unternehmen mit hohem Fachkräfteanteil sowie Betriebe mit starken Auftrags- bzw. Absatzschwankungen.

Bildquelle: pixabay

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