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IZA Newsroom

IZA – Institute of Labor Economics

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Arbeitskräfte und Jobs online zusammenbringen

October 1, 2024 by Mark Fallak

Mit der fortschreitenden Digitalisierung verlagern sich immer mehr Märkte ins Internet – darunter auch der Arbeitsmarkt. Diese Entwicklung bietet spannende neue Chancen, um Internetdaten für die sozialwissenschaftliche Forschung zu nutzen. Gerade in der Arbeitsökonomie ist das Potenzial enorm, und genau hier setzen die Aktivitäten des IZA-Forschungsdatenzentrums IDSC an.

Wenn Arbeitsmärkte online stattfinden, helfen digitale Technologien dabei, Angebot und Nachfrage besser zusammenzubringen. Die Transaktionen im digitalen Raum hinterlassen Daten, die sich effizient sammeln und auswerten lassen. Technologische Fortschritte wie KI-gestützte Algorithmen bieten hier viele innovative Möglichkeiten, bringen aber auch neue Fragen und Herausforderungen mit sich.

Der 7. IDSC-Workshop zu virtuellen Arbeitsmärkten, gefördert durch den Luxembourg National Research Fund und das LISER-Institut, wurde von Nikos Askitas, Peter J. Kuhn und Christina Gathmann (LISER) mit Unterstützung durch das IZA-Eventteam organisiert. In diesem Jahr fand die Tagung, erstmals seit der Pandemie nicht-virtuell, auf dem Belval Campus des LISER in Luxemburg statt. Das Gelände eines stillgelegten Hochofens bot mit seinem Mix aus modernen Forschungseinrichtungen und industrieller Geschichte eine einzigartige Kulisse.

Themenschwerpunkte des Workshops waren:

  • Algorithmen und KI im Matching-Prozess
  • Netzwerke, soziale Medien und Achtsamkeit
  • Wie können Arbeitsuchende besser unterstützt werden?
  • Gestaltung von Stellenanzeigen: Inhalte und Bewerbungsverhalten

Zu den vorgestellten Studien aus elf Ländern zählten unter anderem:

Automatisierung von Automatismen (Amanda Agan, Cornell University)
Algorithmen, die Inhalte personalisieren, verstärken oft unbewusste Vorurteile der Nutzerinnen und Nutzer. Das gilt insbesondere für schnelle, spontan getroffene Entscheidungen wie das Scrollen durch Social-Media-Posts. Bewusstere Aktionen – wie das Hinzufügen eines Kontakts – sind weniger anfällig für diese sogenannten Biases und sollten demnach eher zum Trainieren von Algorithmen, etwa auf Jobportalen, herangezogen werden.

Traditionelle Methoden vs. Machine Learning (Sabrina Mühlbauer, IAB)
Im Vergleich zu herkömmlichen ökonometrischen Methoden zeigten sich Machine-Learning-Techniken effektiver bei der Analyse großer administrativer Datensätze in Bezug auf die Erkennungen von Mustern und die Vorhersage der Job-Matching-Qualität. Diese Ansätze könnten Jobcentern künftig dabei helfen, Arbeitsuchende gezielter zu unterstützen und den Matching-Prozess zu verbessern.

Lohntransparenz und Bewerberverhalten (Marc Witte, VU Amsterdam und IZA)
Ein Feldexperiment im äthiopischen Addis Abeba zeigt, wie sich der Bewerberpool verändert, wenn in Stellenanzeigen der Stundenlohn mit angegeben wird. Während sich zahlreiche Arbeitsmarktstudien auf die Bewerberauswahl durch Arbeitgeber konzentrieren, ist die andere Seite der Medaille noch vergleichsweise wenig erforscht: Wie wirken sich die Inhalte der Stellenanzeigen auf die Entscheidung der Bewerbenden für ein Unternehmen aus?

Weitere Information zum Programm auf der Workshop-Homepage.

Filed Under: Research Tagged With: algorithms, job platforms, machine learning, matching

Neuer Echtzeit-Indikator misst Konsumverhalten der Deutschen

September 30, 2024 by Mark Fallak

Der innovative IZA/Fable SWIPE-Konsumindikator liefert erstmals eine auf Big Data gestützte Quasi-Echtzeitanalyse der Konsumausgaben in Deutschland. Er stellt somit eine nützliche Ergänzung zu klassischen Indikatoren dar, die meist auf Befragungen zur Konsumlaune basieren.

Das Projekt ist eine Kooperation zwischen dem Forschungsdatenzentrum des IZA (IDSC) und Fable Data, dem führenden Aggregator von Kreditkartentransaktionsdaten in Europa. Im Fachjournal Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik stellt IDSC-Leiter Nikos Askitas gemeinsam mit Anoop Bindra Martinez und Fabio Saia Cereda von Fable Data die Methodik vor.

Jede Nacht überträgt Fable Data die Transaktionsdaten ans IDSC, wo der Index kontinuierlich aktualisiert wird. Die Ergebnisse stehen monatlich für Wissenschaft, Politik, Medien und die interessierte Öffentlichkeit kostenfrei zur Verfügung.

Konsum und Arbeitsmarkt

Der private Konsum macht mehr als die Hälfte des deutschen Bruttoinlandsprodukts aus und steht in einer Wechselwirkung mit Wirtschaftswachstum und Arbeitsmarkt: Steigender Konsum fördert das Wirtschaftswachstum, was die Nachfrage nach Arbeitskräften erhöht, die Löhne steigen lässt und das Verbrauchervertrauen stärkt, was zu einem weiteren Anstieg des Konsums führt. Umgekehrt kann sinkender Konsum das Wachstum bremsen, die Arbeitsnachfrage senken, Löhne unter Druck setzen und letztlich das Verbrauchervertrauen und die Ausgaben weiter reduzieren.

Folgende Aspekte verdeutlichen diese Interdependenz:

    • Jobsicherheit: Beschäftigte mit sicherem Arbeitsplatz geben eher Geld aus, während die Angst vor Jobverlust die Sparneigung erhöht und die Konsumausgaben senkt.
    • Lohnentwicklung: Steigende Löhne fördern Ausgaben für nicht lebensnotwendige Güter, während stagnierende oder fallende Löhne die Kaufkraft und damit den Konsum begrenzen.
    • Arbeitslosigkeit: Einkommensverluste durch Arbeitslosigkeit oder Unterbeschäftigung führen unmittelbar zu einer Reduktion der Ausgaben.
    • Beschäftigungsstruktur: Ein hoher Anteil besser bezahlter Jobs begünstigt einen stärkeren Konsum, während ein großer Niedriglohnsektor ihn einschränkt.

Korrelation mit Eurostat-Daten zu Konsumausgaben

Der IZA/Fable SWIPE-Konsumindikator korreliert stark mit den offiziellen vierteljährlichen Konsumausgaben-Daten von Eurostat, wie die nachstehende Grafik zeigt. Da der SWIPE-Indikator jedoch nahezu in Echtzeit aktualisiert und monatlich veröffentlicht wird, kann er zur frühzeitigen Einordnung von Konsumtrends herangezogen werden.

Funktionsweise

Der Indikator registriert monatliche Kreditkartenausgaben und vergleicht sie mit den Ausgaben desselben Monats im Vorjahr, um saisonale Schwankungen zu berücksichtigen. Für eine möglichst hohe Aussagekraft werden nur die Konsumausgaben von Personen verglichen, die in beiden Zeiträumen ihre Kreditkarte genutzt haben.

Hinweise zur Interpretation des Index:

  • Positive Werte weisen auf ein Wachstum der Konsumausgaben im Jahresvergleich hin. Jeder Wert über Null signalisiert also einen positiven Trend.
  • Negative Werte deuten auf einen Rückgang der Ausgaben und somit eine wirtschaftliche Abschwächung hin.
  • Ein Aufwärtstrend zeigt steigende Ausgaben an, während ein Abwärtstrend auf eine Verlangsamung hinweist.

Die vorläufigen Werte werden etwa zur Monatsmitte veröffentlicht; die endgültigen Daten folgen zwei bis drei Tage nach Monatsende.

Der IZA/Fable SWIPE Konsumindikator ist hier online abrufbar und steht allen Interessierten zur Einbindung in die eigene Website offen (siehe beispielhafte Darstellung unten). Eine Erweiterung um Daten für Großbritannien und Frankreich ist geplant.

Filed Under: Research Tagged With: big data, consumption

Vorurteile als moralische Entlastung

September 18, 2024 by Mark Fallak

Diskriminierende Ansichten gegenüber Migrantinnen und Migranten sind tief verwurzelt und weit verbreitet. Laut einer aktuellen Studie von Lasse Stötzer und IZA-Forschungsdirektor Florian Zimmermann, die jetzt im Fachjournal „Games and Economic Behavior“ erschienen ist, beruhen Stereotype nicht nur auf Vorurteilen, sondern werden auch genutzt, um eigennütziges Handeln zu rechtfertigen.

Die Forscher führten ein Umfrageexperiment mit einer repräsentativen Stichprobe von 1.200 deutschen Erwachsenen durch. Per Zufallsprinzip wurden die Teilnehmenden einer von zwei Versuchsgruppen zugewiesen. Ein Teil hatte die Möglichkeit, persönlich zu profitieren. Von einer 50-Euro-Spende für eine einwanderungsfreundliche Organisation konnten die Probanden einen Teil für sich abzwacken.

Im Anschluss sollten sie schätzen, wieviel Prozent der Geflüchteten glauben, dass Frauen in einer Demokratie nicht gleichberechtigt sein sollten. Die Kontrollgruppe hingegen konnte die Spende nur zwischen zwei einwanderungsfreundlichen Organisationen umverteilen, ohne selbst einen finanziellen Gewinn zu erzielen.

Das Ergebnis: Wer finanziell davon profitieren konnte, Geflüchteten Geld wegzunehmen, war im Vergleich zur Kontrollgruppe eher der Meinung, dass Flüchtlinge regressive Ansichten über die Rolle von Frauen vertreten. Demnach könne Eigeninteresse dazu führen, dass Menschen ihr egoistisches Verhalten durch die Abwertung von Minderheiten rechtfertigen, so die Forscher. Dieser Effekt war besonders ausgeprägt bei Befragten mit geringem Einkommen.

Filed Under: Research Tagged With: discrimination, motivated cognition, self-interest

Wahrgenommener Einfluss von Glück beeinflusst Bereitschaft zur Umverteilung

September 16, 2024 by Mark Fallak

Idealerweise ist der (ökonomische) Erfolg eines Menschen proportional zu seinem Einsatz. Dieses Leistungsprinzip prägt Politik und Gesellschaft und bestimmt oft, wann staatliche Eingriffe zur Korrektur ungleicher Voraussetzungen gerechtfertigt sind. Doch obwohl beispielsweise in den USA die Chancenungleichheit nachweislich steigt, erfreuen sich Umverteilungsmaßnahmen keiner wachsenden Popularität.

In einem aktuellen IZA-Forschungspapier untersuchen Marcel Preuss, Germán Reyes, Jason Somerville und Joy Wu nun erstmals detailliert, wie Menschen auf Ungleichheiten reagieren, die durch verschiedene Formen von Glück oder Pech entstehen.

Leistungswettbewerb und Umverteilung

Die Studie basiert auf einem Experiment, in dem 2.400 Probanden im Wettbewerb gegeneinander antraten. Ihr Erfolg hing dabei sowohl von der erbrachten Leistung als auch von zufälligen Faktoren ab:

  • Glück im Ergebnis: In einigen Fällen wurde der Gewinner per Zufall bestimmt, unabhängig von der Leistung.
  • Glückliche Umstände: Andere Teilnehmer erhielten zufällige Vorteile, die ihre Leistung multiplizieren.

Unabhängige Beobachter sollen entscheiden, ob der Gewinner einen Teil seines Gewinns abgeben sollte.

Die Ergebnisse

Die Beobachter waren weniger geneigt, den Gewinn umzuverteilen, wenn der Unterschied zwischen den Teilnehmern auf zufälligen Vorteilen beruhte als auf purem Glück. Sie unterschätzten systematisch den Einfluss dieser Vorteile auf das Endergebnis.

Warum ist das so?

Die Forscher vermuten, dass Menschen komplexe Zusammenhänge oft vereinfachen und den Einfluss von Zufall und Glück unterschätzen. Dies könnte erklären, warum selbst in Gesellschaften mit hoher Ungleichheit nicht mehr Maßnahmen zur Umverteilung ergriffen werden.

Fazit

Die Studie zeigt, dass unser Gerechtigkeitsempfinden stark von der Art der Ungleichheit beeinflusst wird. Wir sind weniger geneigt, Ungleichheiten auszugleichen, wenn wir den Eindruck haben, dass sie auf die eigene Leistung zurückzuführen sein könnten. Dies hat wichtige Konsequenzen für die Gestaltung fairer Gesellschaften.

Filed Under: Research Tagged With: inequality, luck, opportunity, redistribution

Mitarbeiterbeteiligung am Unternehmen steigert Jobzufriedenheit

September 9, 2024 by Mark Fallak

Die Beteiligung von Mitarbeitenden am Unternehmenskapital in Form der in den USA verbreiteten „Employee Stock Ownership Plans“ (ESOP) hat einen signifikant positiven Effekt auf die Jobzufriedenheit. Darauf weist ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Adrianto, Avner Ben-Ner, Jason Sockin und Ainhoa Urtasun hin. Die Untersuchung stützt sich auf eine umfangreiche Analyse von rund 200.000 Mitarbeiterbewertungen auf der Online-Plattform Glassdoor.

Gegenüber Beschäftigten in vergleichbaren Unternehmen ohne Mitarbeiterbeteiligung betrug das Zufriedenheitsplus etwa 0,10 Sterne auf einer 5-Sterne-Skala. Besonders ausgeprägt war der Effekt bei der Bewertung von Unternehmenskultur und Work-Life-Balance, aber auch Karrierechancen und Führungsverhalten wurden im Schnitt besser eingeschätzt.

Positiv wirkte sich außerdem die Einbindung von Arbeitnehmervertretern in den Entscheidungsprozess über die ESOP-Einführung aus. Die Zufriedenheit steigt umso mehr, je größer der von Anteil der Beschäftigten am Unternehmen ist.

Dieser Zufriedenheitsbonus ist nicht auf bestimmte Beschäftigtengruppen beschränkt, sondern erstreckt sich über alle Hierarchieebenen. Auch ehemalige Beschäftigte berichten von einer höheren Arbeitszufriedenheit in Unternehmen mit Mitarbeiterbeteiligungsprogrammen.

Dabei spielt die Vergütung eine vergleichsweise geringe Rolle. Ausschlaggebend scheinen vielmehr die nicht-monetären Aspekte der Arbeit zu sein, etwa eine wertschätzende Unternehmenskultur und effektive Führung. Mitarbeiterbeteiligung fördert somit das Engagement und die Motivation der Belegschaft, was wiederum zu einem produktiveren und harmonischeren Arbeitsumfeld beiträgt.

Filed Under: Research Tagged With: career, collective bargaining, culture, employee ownership, ESOP, job satisfaction, leadership, work-life balance

Besteuerung von Kapital und Arbeit in der digitalen Wirtschaft

September 4, 2024 by Mark Fallak

Der zunehmende Einsatz von Automatisierung und Künstlicher Intelligenz (KI) wird die menschliche Arbeitskraft langfristig zwar nicht vollständig ersetzen, jedoch könnte die Bedeutung von Arbeit im Vergleich zu Kapital als Einkommensquelle sinken. Gleichzeitig droht eine Zunahme der Einkommensungleichheit, da automatisierbare Tätigkeiten an Wert verlieren, während die Einkommen von Arbeitskräften mit hoher technologischer Kompetenz steigen.

Diese Entwicklungen stellen die Steuerpolitik vor große Herausforderungen in den kommenden Jahrzehnten. Ein aktuelles IZA Policy Paper von Spencer Bastani und Daniel Waldenström beleuchtet diese Problematik und kombiniert empirische Studien zu den Arbeitsmarkteffekten von KI mit theoretischen Modellen der optimalen Besteuerung.

Die Autoren warnen davor, auf einfache Lösungen wie die stärkere Besteuerung von Kapitaleinkommen oder eine Entlastung von Arbeitseinkommen zu setzen. Zu hohe Kapitalsteuern oder eine übermäßige Progression der Einkommensteuer könnten Investitionen hemmen und das Wirtschaftswachstum gefährden. Auch ein bedingungsloses Grundeinkommen lehnen sie ab, da es die Anreize für Arbeit und Bildung senken und somit die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und den Verteilungsspielraum verringern könnte.

Stattdessen betonen die Forscher, dass einige der durch KI und Automatisierung entstehenden Herausforderungen – etwa die Gefahr der Marktkonzentration – eher durch gezielte staatliche Regulierung als durch das Steuer- und Transfersystem adressiert werden sollten.

Zudem sei noch unklar, wie stark KI und Automatisierung den Arbeitsmarkt beeinflussen und in welchem Ausmaß sie zur Produktivitätssteigerung beitragen werden. Ein höheres Produktivitätswachstum könnte sowohl niedrigere Steuersätze als auch höhere staatliche Ausgaben ermöglichen.

Die Politik müsse daher flexibel bleiben und ihre Steuer- und Regulierungspolitik kontinuierlich anpassen, um den Herausforderungen und Chancen des digitalen Zeitalters gerecht zu werden. Nur so könne es gelingen, Innovationen, Unternehmertum und Wachstum zu fördern und gleichzeitig die Vorteile von KI und Automatisierung gerecht in der Gesellschaft zu verteilen.

Filed Under: Research Tagged With: AI, automation, inequality, taxation

Ökonominnen sind überzeugender als ihre männlichen Kollegen

September 2, 2024 by Mark Fallak

In der Öffentlichkeit sind weibliche Stimmen zu Wirtschaftsthemen nach wie vor unterrepräsentiert. Studien zeigen, dass Ökonominnen das mediale Rampenlicht eher scheuen und sich zu umstrittenen Themen zurückhaltender äußern. Trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen – sind sie offenbar besonders überzeugend, wenn sie zu ökonomischen Fragen Stellung beziehen. Das zeigt ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Hans H. Sievertsen und Sarah Smith.

Die Studie aus den USA nutzt ein Befragungsexperiment, in dem Aussagen zu diversen wirtschaftlichen Fragestellungen – von Künstlicher Intelligenz über Klimawandel bis zur Wirtschaftspolitik – bewertet wurden. Zum Beispiel: “Bemühungen, das Ziel der Netto-Null-Emissionen von Treibhausgasen bis 2050 zu erreichen, werden das globale Wirtschaftswachstum erheblich bremsen.”

Zunächst hatten die Forschenden die Einschätzungen von renommierten Ökonominnen und Ökonomen sowie von 100 repräsentativen Testpersonen zu zehn solcher Aussagen ermittelt. Im Hauptteil des Experiments bekamen dann 3.000 Testpersonen zu jeder dieser Aussagen eine Experteneinschätzung angezeigt, wobei das Geschlecht variiert wurde.

Die Auswertung ergab, dass die Befragten die Experteneinschätzung im Schnitt rund 20 Prozent häufiger übernahmen, wenn die Aussage von einer weiblichen Forscherpersönlichkeit stammte. Wie der folgenden Grafik zu entnehmen ist, spielten Geschlecht, Hautfarbe und Bildungsstand der Befragten dabei kaum eine Rolle. Eine Ausnahme bildeten allerdings Anhänger der republikanischen Partei und ältere Personen ab 65 Jahren, die sich eher von männlichen Experten beeinflussen ließen.

Insgesamt werten die Forschenden ihren Befund als Beleg dafür, dass renommierte Ökonominnen in der öffentlichen Wahrnehmung nicht – wie oft vermutet – mit einer „Autoritätslücke“ gegenüber männlichen Kollegen konfrontiert sind, sondern im Gegenteil sogar als glaubwürdiger wahrgenommen werden. Offenbar wird nach wie vor davon ausgegangen, dass Frauen vergleichsweise kompetenter sein müssen, um eine Professur an einer Top-Universität zu erreichen. Zugleich ergibt sich daraus aber auch die Chance für Ökonominnen, mehr Einfluss auf die öffentliche Debatte zu nehmen.

Filed Under: Research Tagged With: economic expertise, gender, persuasion, stereotypes, survey experiment

Wie sich Selbstbewusstsein auf das Lohngefälle auswirkt

August 22, 2024 by Mark Fallak

Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Anna Adamecz und Nikki Shure untersucht den Einfluss nicht-kognitiver Fähigkeiten, insbesondere Selbstbewusstsein, auf den Gender Pay Gap. Anhand von britischen Daten der Geburtskohorte 1970 ermitteln die Forscherinnen, dass die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen im Alter von 42 Jahren zu 5,5 Prozent auf Unterschiede in der Selbsteinschätzung zurückzuführen ist: Während Männer sich tendenziell überschätzen, neigen Frauen eher dazu, ihre Fähigkeiten zu unterschätzen, was den Großteil des Gesamteffekts ausmacht.

Ausschlaggebend für die Lohnnachteile ist nicht allein ein weniger forsches Auftreten bei Gehaltsverhandlungen. Vielmehr führt das Unterschätzen des eigenen Potenzials bereits bei den Bildungs- und Karriereentscheidungen dazu, dass Studiengänge und Berufe mit geringeren Verdienstaussichten gewählt werden. Fördermaßnahmen zur Stärkung des Selbstvertrauens müssten daher frühzeitig ansetzen, so die Autorinnen.

Filed Under: Research Tagged With: gender gap, gender wage gap, overconfidence, underconfidence

Mentoring-Programm fördert Ehrlichkeit

August 15, 2024 by Mark Fallak

Ein IZA-Forschungspapier von Johannes Abeler, Armin Falk und Fabian Kosse, das jetzt in der Fachzeitschrift The Economic Journal erschienen ist, untersucht den Einfluss von Elternhaus und Erziehung auf das Lügenverhalten von Kindern. Zudem zeigt die Studie, wie sich die Neigung zur Wahrheit positiv beeinflussen lässt.

In einem Experiment sollten die Kinder eine Würfelzahl vorhersagen, wobei sie unbeobachtet blieben und daher unbestraft schummeln konnten. Die statistische Auswertung zeigt, dass Kinder aus Haushalten mit hohem sozioökonomischem Status weniger zur Unwahrheit neigen. Ein warmer Erziehungsstil und ein hohes Maß an Vertrauen im familiären Umfeld fördern ebenfalls die Ehrlichkeit.

Allerdings ist die Tendenz zum Lügen durch gezielte Maßnahmen beeinflussbar. So führte die Teilnahme am Mentoring-Programms „Balu und Du“ zu einem nachhaltigen Anstieg der Ehrlichkeit bei Kindern – auch Jahre nach Ende des Programms. Ehrenamtliche Mentoren verbrachten über ein Jahr hinweg einmal pro Woche Zeit mit den Kindern, um gemeinsame Aktivitäten wie Kochen oder Sport zu unternehmen.

Ziel des Programms ist es, den Kindern ein vertrauensvolles Umfeld und eine positive Bezugsperson zu bieten, was nachweislich zu mehr Ehrlichkeit führte. Während in der Kontrollgruppe 58 Prozent der Kinder schummelten, lag dieser Anteil in der Gruppe der Programmteilnehmer bei nur 44 Prozent. Der Effekt ist ähnlich groß wie der Unterschied zwischen Jungen und Mädchen.

Die langfristigen Auswirkungen dieser Maßnahme untermauern, dass frühkindliche Interventionen nicht nur die schulischen Leistungen, sondern auch das soziale und moralische Verhalten von Kindern positiv beeinflussen können.

Filed Under: Research Tagged With: honesty, lying, mentoring, preferences, socioeconomic status

Soft Skills können Diskriminierung im Bewerbungsprozess verringern

July 30, 2024 by Mark Fallak

Neben technischer Kompetenz, etwa im Umgang mit KI, gewinnen sozioemotionale Fähigkeiten wie Empathie und Teamfähigkeit auf dem Arbeitsmarkt zunehmend an Bedeutung. Damit können gerade benachteiligte Arbeitsmarktgruppen besonders punkten, wie ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Yashodhan Ghorpade, Sarah Janzen, Yashodhan Ghorpade und Amanina Abdur Rahman nahelegt.

Am Beispiel des Arbeitsmarkts in Malaysia, auf dem ethnische Diskriminierung relativ stark verbreitet ist, untersuchten die Forschenden den Einfluss verschiedener Merkmale und Fähigkeiten auf die Bewerbungschancen. Dazu schickten sie fiktive Bewerbungen an rund 3.000 Arbeitgeber und variierten dabei die Lebensläufe in Bezug auf ethnische Zugehörigkeit, Geschlecht sowie zwei Arten von Soft Skills: Teamfähigkeit und Führungsqualität.

Teamfähigkeit bei Arbeitgebern gefragter als Führungsqualität

Die Auswertung der Rückmeldungen aus den Unternehmen ergab keine Hinweise auf Geschlechterdiskrimierung. Bewerbende malaiischer oder indischer Abstammung wurden jedoch deutlich seltener zum Vorstellungsgespräch eingeladen als Kandidaten mit chinesischem Hintergrund. Diese Lücke schrumpfte um 40 Prozent, wenn der Lebenslauf praktische Erfahrungen in Arbeitsgruppen enthielt und Teamfähigkeit als Skill im Anschreiben besonders hervorgehoben wurde. Führungqualitäten brachten hingegen keinen Vorteil.

Zudem untermauert die Studie Erkenntnisse aus anderen Studien zu ethnischer Diskriminierung: Bei Unternehmen, die starkem Wettbewerb ausgesetzt sind, fällt die Benachteiligung von Minderheiten um bis zu zwei Drittel geringer aus. Auch für Tätigkeiten, in denen hoher Fachkräftemangel herrscht, dokumentiert die Studie eine geringeres Diskriminierungsrisiko.

Filed Under: Research Tagged With: competition, discrimination, ethnicity, hiring, soft skills

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