Hartz IV abschaffen, reformieren, ersetzen? Das Thema beherrscht die aktuelle arbeitsmarkt- und sozialpolitische Debatte in Deutschland. Die verschiedenen Vorschläge, die dazu in Berlin kursieren, bewertet IZA-Forschungsdirektor Holger Bonin im Interview mit der DuMont-Mediengruppe (Frankfurter Rundschau, Berliner Zeitung u.a.).
Dass die neue Bundesregierung mehr für Langzeitarbeitslose tun will, findet Bonin richtig, denn gerade die gute Lage am Arbeitsmarkt zeige: „Es gibt einen harten Kern an Langzeitarbeitslosen, die auch bei bester Wirtschaftslage keine Chance auf eine reguläre Arbeit haben. Und zwar nicht, weil sie nicht wollen. Viele Menschen, die sehr lange ohne Job sind, haben schwerwiegende Probleme, etwa weil sie krank sind oder weil ihnen elementare Qualifikationen fehlen.“
Den Vorstoß von Berlins Bürgermeister Michael Müller (SPD), über ein solidarisches Grundeinkommen Langzeitarbeitslose auf Mindestlohnniveau in der kommunalen Daseinsfürsorge zu beschäftigen, hält Bonin jedoch für problematisch: „Wer solche Tätigkeiten in Vollzeit bewältigen kann, den sollten und müssen wir in den ersten Arbeitsmarkt vermitteln – denn da gehört er hin. Für die eigentliche Zielgruppe eines sozialen Arbeitsmarkts, also jene Menschen, die wirklich nicht mehr in den ersten Arbeitsmarkt vermittelbar sind, ist es dagegen gar nicht so leicht, passende Tätigkeiten zu finden.”
Zielführender sei der Vorschlag von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD), in einem sozialen Arbeitsmarkt die Lohnkosten für Langzeitarbeitslose zu bezuschussen. Dies berge eine geringere Gefahr, reguläre Jobs zu verdrängen, und biete „bessere Chancen, im ersten Arbeitsmarkt kleben zu bleiben, als wenn man Langzeitarbeitslose auf Dauer in einem öffentlich organisierten Beschäftigungssektor parkt.” Der Arbeitgeberbeitrag sollte jedoch mit der Zeit steigen, um Mitnahmeeffekte zu minimieren und Anreize für Qualifizierung zu setzen. Bei der flexiblen Gestaltung der Lohnkostenzuschüsse empfielt Bonin „etwas Mut zum Experiment”.
Lesen Sie das vollständige Wortlaut-Interview in der Frankfurter Rundschau.