Mobilität von Arbeitnehmern ist ein wesentlicher Faktor für einen flexiblen Arbeitsmarkt. Häufig bleiben offene Stellen unbesetzt, weil Arbeitslose und arbeitsuchende Unternehmen geografisch weit auseinander liegen. Abhilfe schaffen kann ein Instrument, das seit 1998 zum Repertoire der Bundesagentur für Arbeit gehört: Mit der so genannten Umzugskostenbeihilfe werden Arbeitslose finanziell unterstützt, damit sie sich den Umzug zum neuen Arbeitsort leisten können. Eine neue Studie des IZA untersucht nun erstmals die Wirksamkeit dieses Instruments und zeigt, dass eine staatliche Umzugshilfe sich positiv auf Löhne, Arbeitsverhältnisse und Beschäftigungsrate auswirkt.
Die Logik des Instrumentes ist ebenso einfach wie arbeitsmarktpolitisch attraktiv: Arbeitsuchenden in Gebieten mit eher schwacher Arbeitsmarktlage wird ein finanzieller Anreiz geboten, sich auch in Gebieten mit besserer Arbeitsmarktlage nach Beschäftigung umzuschauen und dann evtl. dorthin umzuziehen. Falls die Fördervoraussetzungen erfüllt sind, werden bei Antritt der neuen Beschäftigung entweder die Umzugskosten von der Arbeitsagentur erstattet oder ein monatlicher Zuschuss zur Anmietung einer zweiten Wohnung an der neuen Arbeitsstätte gezahlt. Um die Effekte dieser Maßnahme zu untersuchen, haben die Studienautoren Marco Caliendo, Steffen Künn und Robert Mahlstedt nun erstmals die Folgen eines geförderten Umzugs bzw. der Arbeitsaufnahme in einer weit entfernten Region im Hinblick auf den weiteren Arbeitsmarktverlauf der Programmteilnehmer analysiert.
Anhand von Daten der Bundesagentur für Arbeit untersuchten sie Fälle von Personen, die in den Jahren 2005 und 2006 arbeitslos geworden waren. Von diesen hatte nur kleiner Anteil (ca. 1,7%) eine Umzugskostenbeihilfe beansprucht, was jedoch ungefähr der durchschnittlichen Mobilitätsrate in Deutschland entspricht. Programmteilnehmer sind vorrangig in Regionen mit tendenziell besserer Arbeitsmarktlage (d.h. niedrigere Arbeitslosenquote und bessere Stellenverfügbarkeit) und häufiger in städtische Gebiete gezogen, die im Durchschnitt ungefähr 200 Kilometer vom ursprünglichen Wohnort entfernt lagen.
Die Ergebnisse der Analyse zeigen deutlich die positiven Effekte der staatlichen Umzugshilfe. Die Programmteilnahme führt zu höheren Löhnen, stabileren Arbeitsverhältnissen sowie zu einer höheren Beschäftigungsrate am Ende des Beobachtungszeitraums (24 Monate nach Umzug). Diese positiven Effekte liegen nicht nur in der besseren Arbeitsmarktlage und dem damit einhergehenden höheren Lohnniveau am neuen Wohnort begründet. Vielmehr führt auch der Umzug selbst zu einer beruflichen Aufwärtsmobilität. Darüber hinaus fallen die mit dem Programm verbundenen durchschnittlichen Kosten von knapp 1.200 Euro pro Person im Jahr 2006 im Vergleich zu anderen arbeitsfördernden Programmen (wie z.B. 6.400 Euro für Weiterbildungsmaßnahmen) eher gering aus.
Laut IZA-Studie wirkt das Instrument der Umzugskostenbeihilfe einerseits für den Staat kosteneffizient und eröffnet andererseits Arbeitslosen Chancen, stabilere und besser bezahlte Arbeitsplätze zu finden. Vor dem Hintergrund der weiterhin bestehenden regionalen Unterschiede auf dem deutschen Arbeitsmarkt empfehlen die Autoren, die staatliche Umzugshilfe stärker zur Förderung regionaler Mobilität zu nutzen. So könnten etwa regionale Engpässe im Arbeitsangebot durch Arbeitsuchende anderer Regionen ausgeglichen werden. In Kombination mit anderen Maßnahmen aktiver Arbeitsmarktpolitik kann die Umzugskostenbeihilfe somit insgesamt zu einem flexibleren Arbeitsmarkt in Deutschland beitragen.