Wer als Teenager von Mitschülern gemobbt wird, hat es als Erwachsener auf dem Arbeitsmarkt schwerer. Dieser Zusammenhang ist vielfach belegt, doch bislang mangelte es an belastbaren Erkenntnissen, inwieweit die Mobbing-Erfahrung tatsächlich die Ursache für spätere Nachteile in Schule und Beruf ist.
Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Emma Gorman, Colm P. Harmon, Silvia Mendolia, Anita Staneva und Ian Walker ermittelt nun erstmals das genaue Ausmaß des Mobbing-Effekts auf den Bildungs- und Arbeitsmarkterfolg.
Demütigung, Erpressung, Gewalt
Dazu analysierten die Autoren den Werdegang von über 7.000 britischen Schülern, die im Alter von 14 bis 16 Jahren zu persönlichen Erfahrungen mit Mobbing befragt wurden. Die Angaben der Schüler wurden mit den Einschätzungen ihrer Eltern abgeglichen. So ließen sich detaillierte Aussagen über die Art des erlebten Mobbings – von verbalen Demütigungen über Erpressung bis hin zu körperlicher Gewalt – und die Häufigkeit der Vorfälle treffen.
Um den ursächlichen Effekt von Mobbing auf die spätere Lebenssituation isolieren zu können, verglichen die Forscher junge Menschen, die sich bis auf die Mobbing-Erfahrung in diversen Merkmalen ähnlich sind. Dazu zählen etwa der soziale und familiäre Hintergrund, die vorherigen schulischen Leistungen sowie demografische Faktoren, die einen Einfluss auf den Bildungs- und Arbeitsmarkterfolg haben könnten.
Arbeitslosigkeitsrisiko steigt um 30%
Die Auswertung ergab, dass Mobbing-Opfer aufgrund der Verschlechterung ihrer schulischen Leistungen mit 10% geringerer Wahrscheinlichkeit einen Schulabschluss mit Hochschulzugangsberechtigung erlangen. Im Alter von 25 Jahren hatte sie ein um 30% höheres Arbeitslosigkeitsrisiko und verdienten im Schnitt 2% weniger als ihre vergleichbaren Altersgenossen ohne Mobbing-Erfahrung.
Zudem erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit einer psychischen Erkrankung um ein Drittel einer Standardabweichung. Die negativen Effekte betrafen insbesondere Opfer körperlicher Gewalt und waren umso ausgeprägter, je häufiger die Betroffenen gemobbt worden waren.
Angesichts dieser alarmierenden Befunde plädieren die Autoren dafür, mehr Mittel in Anti-Mobbing-Programme an Schulen zu investieren. Die Studienergebnisse trügen dazu bei, die Kosten solcher Maßnahmen besser in Relation zum möglichen gesellschaftlichen Nutzen setzen zu können.