Gesetze zur Offenlegung von Vorstandsvergütungen sollen Transparenz schaffen, Gehaltsexzesse verhindern und dadurch letztlich die Lohnungleichheit verringern. Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Agata Maida und Vincenzo Pezone zeigt jedoch, dass solche Maßnahmen in der Praxis das Gegenteil bewirken können: In Italien führte die Verpflichtung börsennotierter Unternehmen zur Veröffentlichung der Vorstandsgehälter dazu, dass vor allem Spitzenverdiener im Unternehmen profitierten, wodurch die Lohnungleichheit in der Gesamtbelegschaft zunahm.
Offenbar verbesserte die Gehaltstransparenz vor allem die Verhandlungsposition auf den höheren Managementebenen, während die unteren und mittleren Gehaltsstufen keinen signfikanten Zuwachs verzeichnen konnten. Auch die räumliche Nähe zur Vorstandsetage zahlte sich buchstäblich aus: Mitarbeitende in der Zentrale konnten eher Gehaltssteigerungen durchsetzen als ihre Kolleginnen und Kollegen an weiter entfernten Unternehmensstandorten.
Aus Sicht der Forschenden verfehlt die Offenlegung der Vorstandsgehälter also ihr eigentliches Ziel. Sollten die Transparenzregeln also wieder abgeschafft werden? Im Gegenteil: Sie müssten deutlich umfassender ausfallen und auch die niedrigeren Gehaltsgruppen im Unternehmen mit erfassen, um detailliertere Vergleiche zu ermöglichen.