Zwillinge faszinieren die Menschheit – und liefern wertwolle Daten für die Wissenschaft. Verhaltensforscher und Psychologen untersuchen beispielsweise anhand des Lebenswegs eineiiger Zwillinge den Einfluss von Genen im Vergleich zu Erziehung und sozialem Umfeld. Arbeitsökonomen und Sozialwissenschaftler betrachten Zwillingsgeburten als „unerwartete Veränderung der Familiengröße“, um Rückschlüsse etwa auf Bildungsinvestitionen und Erwerbsbeteiligung der Eltern zu ziehen.
Allerdings basiert der Vergleich von Zwillingseltern mit Einlingseltern in der Regel auf der Annahme, dass Zwillingsgeburten dem Zufallsprinzip unterworfen sind. Ein aktuelles IZA Discussion Paper von Sonia Bhalotra und Damian Clarke weist auf potenzielle methodische Probleme hin, die sich aus einem bislang von der Wissenschaft vernachlässigten Phänomen ergeben: Zwillingsmütter leben im Schnitt deutlich gesünder als Einlingsmütter.
Die Autoren analysierten fast 17 Millionen Geburten in 72 Ländern und fanden unabhängig von regionalen Unterschieden heraus, dass die Wahrscheinlichkeit einer Zwillingsgeburt in hohem Maße mit dem Gesundheitszustand korreliert, und zwar in Bezug auf 16 verschiedene Gesundheitsindikatoren. Dazu zählen beispielsweise Körpergröße, Übergewicht, Diabetes, Bluthochdruck, Asthma, Nierenerkrankungen, Rauchen, aber auch Stressbelastung, gesunde Ernährung und Vorsorgeverhalten.
Da eine gesunde Mutter tendenziell eher in den Arbeitsmarkt zurückkehren und mehr in die Bildung ihrer Kinder investieren wird, kann es zu Verzerrungen in den Ergebnissen der sozialwissenschaftlichen Forschung kommen, wenn dieser Gesundheitseffekt nicht entsprechend berücksichtigt wird.
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