Theoretisch kann die Einführung moderner digitaler Technologien wie Augmented Reality oder 3D-Drucker zwei gegenläufige Effekte auf Investitionen in die betriebliche Weiterbildung haben: Müssen die Mitarbeiter im Umgang mit den neuen Technologien geschult werden, steigt der Bedarf. Werden ihre Tätigkeiten automatisiert oder qualifiziertes Personal neu eingestellt, sinkt der Bedarf an Weiterbildung. Gleiches gilt, wenn sich durch den vermehrten Technikeinsatz die menschlichen Tätigkeiten dahingehend verändern, dass etwa soziale Kompetenzen wichtiger werden als technisches Knowhow.
Um diesen Zusammenhang empirisch zu überprüfen, hat ein Forschungsteam um IZA-Fellow Giorgio Brunello einen umfangreichen Datensatz der Europäischen Investitionsbank ausgewertet, der repräsentative Unternehmensdaten aus der EU und den USA zur betrieblichen Investitionstätigkeit enthält. Die Analyse zeigt, dass die Investition pro Mitarbeiter tendenziell zurückgeht, je mehr neue Technologien eingeführt und je intensiver sie genutzt werden.
Allerdings zeigen sich deutliche Länderunterschiede, abhängig von den politischen Rahmenbedingungen: In Ländern mit schwachem Kündigungsschutz, also potenziell höherer Mitarbeiterfluktuation, gehen die Investitionen pro Kopf deutlich zurück. Umgekehrt steigen sie dort, wo betriebliche Weiterbildung staatlich stärker gefördert wird. Hier sehen die Autoren wichtige Synergieeffekte, um möglichst vielen Beschäftigten den Übergang in die digitale Industriegesellschaft zu erleichtern.
Die ebenfalls analysierten Produktivitätsdaten legen nahe, dass durch den Einsatz neuer Technologien ein ähnlich hoher Produktivitätszuwachs erzielt werden kann wie durch Investitionen in Weiterbildung. Zugleich bestätigt die Unteruchung die Ergebnisse früherer Studien, nach denen die vermehrte Technologienutzung insgesamt nicht zum Beschäftigungsabbau führt.
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