Beschäftigte am Unternehmenskapital zu beteiligen, kann sich positiv auf die Produktivität auswirken und Ungleichheit verringern. Andererseits ist mit der Kapitalbeteiligung auch die Beteiligung am unternehmerischen Risiko verbunden. Scheitert das Unternehmen, verlieren die Mitarbeiter im Extremfall nicht nur ihren Job, sondern auch den Großteil ihrer Altersvorsorge. Mahnende Beispiele sind die spektakuläre Pleite des US-Energiegiganten Enron und die finanzielle Schieflage der Fluggesellschaft United Airlines, die viele Belegschaftsaktionäre an den Rand des finanziellen Ruins brachte.
In den USA sind sogenannte Employee Stock Ownership Plans (ESOP) deutlich weiter verbreitet als in Deutschland. Wie hoch das finanzielle Risiko für die Beschäftigten ist, hängt entscheidend davon ab, welchen Anteil Belegschaftsaktien am Gesamtvermögen der Haushalte ausmachen. Dieser Frage geht ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Douglas L. Kruse, Joseph Blasi, Dan Weltmann, Saehee Kang, Jung Ook Kim und William Castellano nach.
Belegschaftsaktien als zusätzliche Anlageform
Die Ökonomen der Rutgers University berechnen anhand des repräsentativen U.S. Survey of Consumer Finances (2004-2016), dass 15,3% der Familien von Angestellten im Privatsektor Belegschaftsaktien besitzen, deren Wert (Median: 6.000 US-Dollar) im Mittel 3,1% des Gesamtvermögens ausmacht.
Etwa jede fünfte Haushalt mit Belegschaftsaktien überschreitet allerdings die 15%-Schwelle, ab der gemäß der Portfoliotheorie von Wirtschaftsnobelpreisträger Harry Markowitz eine ausreichende Diversifizierung fraglich ist. Die Autoren sehen darin jedoch nicht notwendigerweise ein Risiko, da die erworbene Kapitalbeteiligung bei den meisten Beschäftigten andere Vermögensformen lediglich ergänzt und nicht ersetzt.
Höhere Risikobereitschaft, bessere Finanzkenntnisse
Ferner zeigen die Daten, dass Belegschaftsaktionäre im Durchschnitt risikobereiter sind, aber sich nach eigenem Bekunden auch besser mit Finanzen auskennen als Beschäftigte ohne Kapitalbeteiligung. Dass sie trotz Kenntnis des Konzepts der Risikostreuung auf Belegschaftsaktien statt Aktienfonds zurückgreifen, spricht den Autoren zufolge für die Relevanz der von Keynes formulierten Anlagestrategie: Lieber in ein Unternehmen investieren, das man gut kennt, als in viele Unternehmen, die man nicht kennt.
Insgesamt gelangt die Studie zu dem Schluss, dass nur eine kleine Minderheit der Belegschaftsaktionäre einem übermäßigen finanziellen Risiko ausgesetzt sei. Dieses könnten Unternehmen reduzieren helfen, indem sie etwa Zugang zu unabhängiger Finanzberatung anbieten und ergänzende Altersvorsorge unterstützen. Darüber hinaus seien Versicherungsmodelle sinnvoll, die im Falle einer Unternehmenspleite vor Totalausfall schützen.