„Was haben Sie bisher verdient?“ Solche Fragen im Bewerbungsgespräch sind in weiten Teilen der USA verboten. Diese sogenannten „Salary History Bans“ sollen Lohngerechtigkeit fördern, indem sie verhindern, dass sich diskriminierungsbedingte Gehaltsunterschiede verfestigen. Doch das kann nach hinten losgehen, wie ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Bo Cowgill, Amanda Agan und Laura Katherine Gee zeigt.
Die Studie ermittelt, dass ein erheblicher Anteil der Bewerbenden (28 Prozent) die eigene Gehaltshistorie trotz des Frageverbots freiwillig preisgibt. Weitere 47 Prozent wären dazu bereit, wenn sie Grund zur Annahme haben, dass Mitbewerbende dies ebenfalls tun. Besonders Männer legen hier oft ihre Karten auf den Tisch – sie geben ihre Gehälter um 12 Prozentpunkte häufiger an als Frauen.
Vor allem Besserverdienende neigen dazu, ihr bisheriges Gehalt zu offenbaren, um damit ihren Wert für potenzielle Arbeitgeber zu unterstreichen. Dadurch entsteht ein gewisser Druck auf die Mitbewerbenden, der die eigentliche Intention der gesetzlichen Regelung konterkariert. Denn wer keine freiwillige Auskunft gibt, könnte dadurch geringe Einkünfte suggerieren und die eigene Verhandlungsposition schwächen.
Das Fazit der Forschenden: „Salary History Bans“ scheinen weitgehend wirkungslos zu sein und könnten schlimmstenfalls das Gegenteil ihres eigentlichen Ziels erreichen. Eine frühere Studie kam zu einem ähnlich ernüchternden Ergebnis, was das Frageverbot nach Vorstrafen angeht („Ban the Box“). Auch in diesem Fall hatte das Verbot zu mehr statt weniger Diskriminerung geführt, weil Personalverantwortliche sich ohne diese Information häufiger von Vorurteilen leiten lassen.