Müdigkeit beeinflusst menschliche Entscheidungen. Zwar treffen müde Menschen keineswegs irrationalere Entscheidungen als im „hellwachen“ Zustand, aber ihre Risikofreude nimmt offenbar deutlich zu, wie ein IZA-Diskussionspapier von Marco Castillo, David L. Dickinson und Ragan Petrie zeigt. Die Studie basiert auf einem Verhaltensexperiment mit über 200 Teilnehmern.
Die Versuchsleiter ließen Personen mit unterschiedlichem Biorhythmus Wertmarken auf unterschiedlich riskante Anlagen setzen. Nach dem Zufallsprinzip traten die Teilnehmer entweder früh am Morgen oder spät am Abend an. Je nach persönlichem Biorhythmus („Frühaufsteher“ oder „Morgenmuffel“) waren einige der Probanden zum Versuchzeitpunkt kognitiv voll auf der Höhe, andere dagegen weniger.
Die Auswertung zeigt, dass die Teilnehmer unabhängig von der Tageszeit ähnlich rationale Entscheidungen trafen. Müdigkeit führte also nicht notwendigerweise zu objektiv „falschen“ Entscheidungen. Allerdings setzten Personen, die zu einer für sie „unpassenden“ Tageszeit an dem Versuch teilnahmen, deutlich häufiger auf die risikoreiche Variante.
Das Ergebnis ist für weite Teile der Arbeitswelt von Bedeutung: In der Finanzbranche etwa, in der Schätzungen zufolge jeder vierte Arbeitnehmer von Schlafmangel betroffen ist, können risikoreiche Entscheidungen erhebliche finanzielle Folgen haben. Flexiblere Arbeitszeitregelungen, die eine gewisse Anpassung an den individuellen Biorythmus erlauben, sind also nicht nur im Interesse der Arbeitnehmer.
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